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Kulturpflege

Archäologie

Die Kantonsarchäologie ist eine Fachstelle mit der Aufgabe, archäologische Hinterlassenschaften zu schützen und zu erhalten oder vor ihrer unabwendbaren Zerstörung zu untersuchen und zu dokumentieren.

Archäologie erforscht die Vergangenheit des Menschen anhand von materiellen Überresten. Diese stammen überwiegend aus dem Boden. Bodenfunde sind die Quellen für Zeitepochen, in denen es keine oder nur wenig schriftliche Überlieferungen gibt. Deshalb sind archäologische Hinterlassenschaften von öffentlichem, allgemeinem Interesse. Darum beansprucht sie der Kanton von Gesetzes wegen auch als Eigentum zugunsten der Allgemeinheit – Das heisst: die archäologischen Hinterlassenschaften gehören uns allen als Gemeinschaft.

Aktuell

  1. 25'000 Steinartefakte

    Im Möhliner Feld hat Werner Brogli 70 Jahre lang Funde gesammelt. 25'000 davon übergab er dem Kanton. Ein Film porträtiert den Freiwilligen.

  2. Burgenkarte

    Unsere neue Burgenkarte zeigt die Aargauer Burgenlandschaft in ihrer ganzen Vielfalt und soll Inspiration für eigene Entdeckungen sein.

Durch die Epochen: Das war 2023 – Jahresrückblick

Illustration zum Thema durch die Epochen mit Bubbles und Zeitstrahl.
Bild Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Auf langen, immer gleichen Bahnen läuft ein Mann gepflügte Äcker auf und ab. Es sind wieder und wieder dieselben Äcker, und doch kommt jedes Mal etwas Neues zum Vorschein. Hier auf dem Möhliner Feld hat Werner Brogli zeit seines Lebens archäologische Zeugnisse aus der Vergangenheit gesammelt. Und damit ein Stück Menschheitsgeschichte des Aargaus geschrieben. Denn hier im Möhliner Feld dokumentierte er die ältesten Steinwerkzeuge im Kanton. Es sind Hinterlassenschaften von Neandertalern, die hier vor über 100'000 Jahren durchzogen und ihre Lager errichteten. Nichts als Steine blieben übrig, denn alles andere wie Zeltstangen, Holzkohle vom Feuer, Essenreste, Leder- und Fellschnipsel – alles, was von einem solchen Lagerplatz zurückbleiben könnte – ist verloren und vergangen im Boden. Was aber geblieben ist, sind 25'000 Steinartefakte und darunter der Faustkeil von Zeiningen als ältester Beleg von Menschen im Aargau.

Das löst eine Faszination aus, weil man einer Zeit nahekommt, die man sonst selten hat.

Thomas Doppler, Kantonsarchäologe Im Filmporträt "Werner Brogli" von 2023
Ein Faustkeil.
Faustkeil von Zeinigen, 100'000 Jahre alt.

Mit dem ältesten Fundstück im Kanton endete das Jahr 2023 der Kantonsarchäologie. Am 11. Dezember 2023 wurde Werner Brogli mit der Vernissage eines Filmporträts über ihn gewürdigt. Der Film zeigt das Lebenswerk eines Menschen mit einer grossen Leidenschaft: die Archäologie.

Diese Leidenschaft teilen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsarchäologie. Sie setzen sich ein für die Hinterlassenschaften der Menschen, die Jahrhunderte und Jahrtausende vor ihnen hier im Gebiet des Kantons Aargau gelebt haben.

Viele Dinge, die man im Leben gemacht hat, verschwinden wieder. Aber Archäologie, das bleibt.

Werner Brogli Im Filmporträt "Werner Brogli" von 2023

Was uns 2023 beschäftigt und bewegt hat

Schützen und erhalten

Schützen und erhalten

Karte des Kantons Aargau.
Die Fundstellenkarte.

Der Kanton Aargau ist ein Archäologie-Kanton. Von aktuell 197 Gemeinden sind nur drei völlig Archäologie-frei. Das heisst: nahezu überall unter uns liegen archäologische Hinterlassenschaften im Boden – Ein schöner Gedanke, wie wir finden, denn das verbindet uns alle. Das heisst aber auch: überall dort, wo gebaut wird, wo künftiger Wohnraum entstehen soll, ist mit archäologischen Spuren umzugehen. Diese versucht die Kantonsarchäologie wenn immer möglich zu schützen und vor Ort zu erhalten. Nur wenn dies nicht möglich ist, werden die Überreste ausgegraben und dokumentiert.

Damit die Kantonsarchäologie künftig noch besser mit der Baudynamik und Nutzungsplanung Schritt halten kann, wird das gesamte Wissen über archäologische Fundstellen in die Fundstellenkarte eingearbeitet. Aktuelle Daten, das heisst solche aus dem digitalen Zeitalter seit etwa der 1990er-Jahre, sind natürlich mehrheitlich schon in der Karte drin. Doch nun werden in einem auf fünf Jahre angelegten Projekt (2022−2026) auch alle sogenannten Alt-Daten – das sind handschriftliche Notizen und mit Schreibmaschine geschriebene Textseiten zu Ausgrabungsbefunden, Fundmeldungen aus antiquarischen Publikationen, Skizzen, Pläne, Dokumentationen – in das zentrale Arbeitsinstrument Fundstellenkarte eingearbeitet. 2023 kam das Projektteam einen grossen Schritt weiter, das Wissen verdichtet sich. Und das erlaubt bald eine Reise durch die Epochen mit einer einzigen Karte.

Untersuchen und dokumentieren

Untersuchen und Dokumentieren

Winziges Steinbeil in Handfläche.
Eine steinzeitliche Beilklinge. Herznach-Unterdorf.

Die Feldarbeit führte letztes Jahr wahrlich durch alle Epochen. Von den insgesamt 157 Untersuchungen, die das Grabungsteam durchgeführt hat, prägten besonders drei grosse Grabungen den Arbeitsalltag. In Herznach galt es, im Vorfeld eines Neubauprojekts mit fünf Mehrfamilienhäusern 2600 Quadratmeter zu untersuchen. Siedlungsspuren vom Ende der Jungsteinzeit (2400−2200 v. Chr.) zeigen, dass hier schon vor über 4000 Jahren Menschen wohnten. In der römischen Epoche verlief an dieser Stelle eine Strasse, die nachweislich bis ins Frühmittelalter genutzt wurde.

Befundplan Ausgrabung Wölflinswil.
Gesamtplan Wölflinswil-Steimet, 7.–12. Jahrhundert n. Chr.

Frühmittelalterlich und Hochmittelalterlich erwiesen sich die Befunde in der grössten Ausgrabung im letzten Jahr. In Wölflinswil begleitete das Grabungsteam auf 4500 Quadratmetern Aushubarbeiten für eine Überbauung mit fünf Mehrfamilienhäusern. Über Jahrhunderte hatte sich hier rund ein Meter Lehm abgelagert und die darunter liegenden Siedlungsspuren konserviert. Und wenige waren es nicht! Der Befundplan mit allen archäologischen Strukturen ist so dicht und so komplex, dass einem schwindlig werden kann. Die ältesten Spuren, Überreste von Pfostenbauten und Grubenhäusern, stammen aus dem 7. bis 8. Jahrhundert. Eine weitere Siedlung ist aus dem 11. bis 12. Jahrhundert belegt und dazu eine Strasse, die bis ins 14. Jahrhundert mindestens dreimal erneuert wurde.

Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Aarau-Philosophenweg.

Mit mittelalterlichen Befunden fand das Ausgrabungsjahr seinen Abschluss. In Aarau kam bei einem Neubauprojekt direkt am Aareufer eine mittelalterliche Kirche zum Vorschein. Die "Tellikirche" ist seit den 1930er-Jahren bekannt und wurde in den 1960er-Jahren schon einmal ausgegraben. Nun dokumentierte ein kleines Team die Fundamente erneut und legte über ein Dutzend Gräber frei. Der Name der Kirche ist in keinerlei Quellen vermerkt und noch ist die genaue Datierung mangels Funden unklar. Eine C14-Datierung wird nun möglichweise bald Klarheit bringen.

Die Grabungen

Die Zahlen

Grafik Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Sammeln und inventarisieren

Sammeln und inventarisieren

Zigarrenschachtel mit römischen Scherben.
Sammlungsgeschichte: Römische Scherben in Jugendstil-Zigarrenkiste.

Eine ganz besondere Reise durch die Epochen ist im Untergeschoss der Kantonsarchäologie möglich. Hier befindet sich nämlich eines von zwei Depots. In Räumen und Regalen, in Kisten und Kästen, Schubladen und Schachteln liegt hier ein Teil der über 1.5 Millionen Fundobjekte der Archäologischen Sammlung. Dazu gehören nicht nur Funde aus laufenden Untersuchungen, sondern auch sogenannte Altfunde aus frühen Ausgrabungen und Sammlungen. Diese Objekte lagern teilweise noch in ihren ursprünglichen Aufbewahrungseinheiten, die nun selbst Teil der Sammlungsgeschichte sind. Gemeinsam mit unseren Freiwilligen haben die Mitarbeitenden der Sammlung in diesem Jahr ganze Arbeit geleistet. Regale wurden umgestellt, Kartons und Schubladen verschoben, Kisten umgepackt und Fundtüten gesichtet. Die Freiwilligen erhielten durch diesen Einsatz einen einmaligen Einblick ins Depot und die Sammlungsmitarbeitenden erfreuen sich an besserer Auffindbarkeit und optimierter Raumnutzung. Ein Gewinn für alle.

Erforschen

Erforschen

Römischer Grabstein mit Relief einer Frau und Inschrift.
Grabstein der Maxsimila mit Inschrift, 1. Jahrhundert n. Chr.

Auswertungs- und Forschungsprojekte gibt es viele in der Kantonsarchäologie. Studierende verschiedener Universitäten absolvieren ihre Abschlussarbeit. Forschende aus der Schweiz und dem Ausland analysieren Funde, Archäologinnen und Archäologen der Kantonsarchäologie werten Ausgrabungen, Bauuntersuchungen oder Fundgruppen aus. Mit den römischen Steininschriften aus Vindonissa wurde nun letztes Jahr ein ganz besonders wichtiger Denkmälerbestand erschlossen. Im Auswertungsprojekt 2019−2023 wurden alle bis zum Jahr 2023 bekannten römischen Steininschriften aus dem Perimeter des antiken Vindonissa zusammengestellt. Im aktuellen Jahr wird nun die Drucklegung der Publikation vorbereitet.

Ofenkachel mit Reliefverzierung.
Blattkachel aus Kaiseraugst, versehrt im Schwabenkrieg 1499.

Nicht nur die römische Epoche stand letztes Jahr im Fokus, sondern auch das Spätmittelalter. Und zwar ein ganz bestimmtes Ereignis: Der Schwabenkrieg. Archäologische Hinterlassenschaften aus dem Fricktal, die möglicherweise damit in Zusammenhang stehen, sind 2022 bis 2023 in einem Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde ausgewertet worden. Die Resultate werden nun im laufenden Jahr mit einer Wanderausstellung vermittelt.

1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal

1499 tobte der Schwabenkrieg im Fricktal. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt. Heute zeugen archäologische Entdeckungen von diesen unruhigen Zeiten.

Vermitteln

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Illustration einer bronzezeitlichen Siedlung.
Siedlung aus der Bronzezeit (um 1500 v. Chr.)

Die alljährliche Vitrine AKTUELL der Kantonsarchäologie zeigt neue Funde oder Forschungsresultate. Die kleine Ausstellung "Handel und Handwerk vor 3500 Jahren" wurde im November im Vindonissa Museum eröffnet. Die inszenierten Funde stammen aus einer Rettungsgrabung am Fuss des Kestenbergs in Möriken-Wildegg. Sie erlauben Rückschlüsse auf Handel und Handwerk in einer Siedlung der mittleren Bronzezeit (um 1500 v. Chr.)

Mit dem Mittelalter beschäftigte sich das Team Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit gleich in zweifacher Weise. Mit der Publikation "Burgen im Aargau" wurden alle bisher bekannten Burgen des Kantons vorgelegt. Nicht weniger als 98 Burgen und Burgstellen sind es. Deren 12 sind exemplarisch für die vielfältige Burgenlandschaft in eine Karte aufgenommen worden, die Inspiration zu Ausflügen und eigenen Burgenentdeckungen sein soll.

Das Jahr 2023 war wahrlich eine Reise durch die Epochen. Eine "Reise durch die Zeit" ermöglicht das gleichnamige Magazin, das im Rahmen des Forschungs- und Vermittlungsprojekts "Zeitgeschichte Aargau" entstand und im Juni letzten Jahres erschien. In Zusammenarbeit mit dem Projektteam durfte die Kantonsarchäologie Entdeckungen und Erkenntnisse der Jahre 2013−2023 ins Magazin einfliessen lassen. Unsere Tätigkeit, so scheint es, ist einer Reise ähnlich – einer Reise durch die Epochen und die Zeit.

Blick ins Magazin Transhelvetica

Die Aktivitäten

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Ausstellungen

Veranstaltungen

Neues

Freiwilligenprogramm

Die Medienberichte

Aufgaben der Kantonsarchäologie

Der archäologische Kreislauf

Die Kantonsarchäologie kümmert sich um sämtliche archäologischen Belange im Kanton Aargau. Ziel ist, die archäologischen Grundlagen zur Rekonstruktionen unser aller Vergangenheit zu sichern. Damit ist die Kantonsarchäologie Hüterin und Fürsprecherin des Kulturerbes, sowie eine wissenschaftliche Fachstelle im Auftrag der Gesellschaft.

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