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Mit dem Saugbagger in die römische Vergangenheit

Mit dem Saugbagger graben drei Grabungsmitarbeiter im Keller des Hörnli.
Gebäudeinterne Abträge mit dem Saugbagger. Unter dem Schlauch des Baggers ist die römische Mauer zu sehen. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Im Kellergeschoss des Gasthofs "Hörnli" im Badener Bäderquartier begleitet die Kantonsarchäologie Aushubarbeiten anlässlich einer Kellervergrösserung.

Nachdem im Jahre 2021 die Obergeschosse des "Hörnli" bauarchäologisch untersucht wurden, orientiert sich der Blick der Archäologen nun in den Untergrund. Aufgrund der äusserst beengten Verhältnisse werden die Abträge bauseits mit einem Saugbagger durchgeführt. In enger Koordination mit der Bauherrschaft legen die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie Befunde und Funde frei und dokumentieren diese.

Wo einst Paella serviert wurde...

Blick auf eine römische Mauer.
Römische Mauer aus Kalk- und Ziegelsteinen. Im Vordergrund sind die Reste eines direkt auf der Mauerkrone angelegten Mörtel-Mischplatzes zu sehen. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Bereits wenige Dezimeter unter dem Boden der ehemaligen Gaststube des spanischen Restaurants "Don José" oder "Hörnli" zeigte sich eine erste, das Areal quer durchlaufende römische Mauer. Ein über der noch in römischer Zeit abgebrochenen Mauer angelegter Mörtelmischplatz belegt eindrücklich einen 2000 Jahre vor dem aktuellen Bauvorhaben angelegten Bauplatz. 2021 konnten bereits in der benachbarten Hörnligasse Hinweise auf grossangelegte, römische Baumassnahmen gefasst werden. Es ist durchaus denkbar, dass die römischen Baumeister hier einen Teil der Bauplätze für den Ausbau der Thermenanlagen am Limmatknie einrichteten.

Die römischen Mauerreste dürften zu einer unmittelbar südseitig an den Bäderbezirk am Limmatknie ansetzenden Wohnbebauung in leicht gegen den Kurplatz hin abfallender Hanglage gehören. Bereits 2009 konnten davon im Bereich der rund 50 Meter weiter südlich gelegenen "Ochsen-Dépendence" ausgedehnte und gut erhaltene Reste dokumentiert werden.

Auch unter dem "Hörnli" zeigt sich einmal mehr – und in der für das Badener Bäderquartier typischen Art – dass die mittelalterlichen Baumeister ihre Gebäude direkt auf die Mauerreste der römischen Gebäude setzten und so die Qualität des antiken Mauerwerks nutzen.

Vom Wohnhaus zum Gasthof

Die heutige Liegenschaft "Hörnli", unmittelbar gegenüber dem mittelalterlichen Badegasthof "Ochsen" gelegen, wurde 1559 vermutlich als Wohnhaus über den abgebrannten Resten eines älteren Gebäudes errichtet. Einen anfänglichen zweigeschossigen Bau in Mischbauweise (Erdgeschoss in massiver Steinbauweise, Obergeschoss in Fachwerktechnik) erweiterte man sukzessive, sodass die heutige, dreiteilige Liegenschaft zustande kam.

Im frühen 17. Jahrhundert wurden in die Ostwand des Obergeschosses Nischen mit Stichbögen gebrochen, die heute noch sichtbare Farbfassungen (Grisaille-Malerei) aufweisen. Möglicherweise geschah diese qualitative Aufwertung der Ausstattung im Zusammenhang mit der Umwandlung des Gebäudes in einen Gasthof. Die beständige Vergrösserung des Raumangebotes führte dazu, dass der Gasthof um 1817 nachweislich 18 Gästebetten zur Verfügung stellen konnte.

Dank der umsichtigen Planung der Rennovationsarbeiten können grosse Teile der historischen Bausubstanz in den Obergeschossen des "Hörnli" erhalten werden.

Blick auf zwei Nischen einer Mauer. Die Nischen sind mit Vierkanthölzern abgstützt.
Blick auf die nachträglich eingebauten Nischen mit Resten Farbfassung im ersten Obergeschoss des "Hörnli". Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau