Populärwissenschaftliches Buch
Ergänzend zur Ausstellung und zur Fachpublikation der Kantonsarchäologie hat die FBVH ein populärwissenschaftliches Buch herausgegeben. Es ist ab 26. Februar 2024 kostenfrei im Download erhältlich.
1499 tobte der Schwabenkrieg im Fricktal. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt. Heute zeugen archäologische Entdeckungen von diesen unruhigen Zeiten.
In einem Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH hat sich ein Team aus verschiedenen Fachpersonen 2022 bis 2023 mit archäologischen Hinterlassenschaften aus dem Fricktal beschäftigt, die möglicherweise in Zusammenhang stehen mit dem Schwabenkrieg. Die Resultate der Auswertung werden 2024 in einer Wanderausstellung mit breit angelegtem Rahmenprogramm vermittelt. Eine Fachpublikation und eine populärwissenschaftliche Publikation halten die Resultate für Fachwelt und Publikum fest.
Die sogenannten Freiwilligen Bodenforscher, eine Arbeitsgruppe der FBVH, haben in den letzten 30 Jahren in Absprache mit der Kantonsarchäologie mehrere Ausgrabungen durchgeführt. Die Funde und Befunde kamen zumeist bei Abbrüchen von alten Bauernhäusern im Untergrund dieser Bauten zum Vorschein. Die Fundensembles bilden eine einmalig dichte Quellenlage.
Das Auswertungsteam untersuchte Brandhorizonte, die in 15 Grabungen in den Gemeinden Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen dokumentiert wurden. Sie waren über ein Gebiet von 20 Kilometern im Fricktal verteilt. Die Brandschuttschichten befanden sich in Kellern, verfüllten Balkengräben und Gruben oder waren zu einer Schicht ausplaniert worden. Diese Funde sind aussagekräftige Momentaufnahmen aus dem Spätmittelalter.
Sie zeigen auf, wie ländliche Haushalte im Spätmittelalter ausgestattet waren. Zwar fehlen Objekte aus organischem Material wie beispielsweise Holzgefässe, dennoch zeigt die Haushaltskeramik eine bereits aus anderen Fundstellen bekannte Vielfalt an Gefässen zum Kochen, Servieren und Ausschenken. Zusammen mit der qualitätvollen Ofenkeramik in Form von reich verzierten Ofenkacheln zeigt sich damit ein Wohnstandard, den man im ländlichen Raum nicht erwartet hatte
Ein Grossteil der Keramikgefässe lasst sich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren. Die Ofenkeramik, die Motive darauf sowie die Münzfunde bestätigen diese Zeitstellung. Das Fricktaler Fundmaterial ist damit eine wichtige regionale Ergänzung der Forschungsgrundlagen zum ländlichen Spätmittelalter in der Schweiz.
Die Verbreitung der Brandschichten mit ähnlicher Datierung lässt an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken. Die Brandschatzungen des Schwabenkriegs 1499 bieten dafür eine mögliche Erklärung. Das Fricktal war als Teil des habsburgischen Vorlandes während vielen Jahrhunderten eine Grenzregion, die durch Konflikte und Kriege geprägt war. Die Ergebnisse zeigen, dass das Fricktal während des Schwabenkrieges Brandschatzungen und Plünderungszüge erdulden musste. Erstaunlich ist dabei, dass dies in der historischen Forschung bislang nicht beachtet wurde. Die Ergebnisse des Auswertungsprojekts revidieren dieses Bild.
Die Resultate der Auswertung werden derzeit für die Publikation aufbereitet. Das Buch legt die Befunde und Funde aus 15 Ausgrabungen in 9 Gemeinden vor. Ein grosser Fokus liegt auf den Fundensembles aus Brandhorizonten, die auf rund 30 farbigen Tafeln vorgelegt werden.
Neue Recherchen zu Primärquellen liefern bislang unbekannte Hinweise zum Schwabenkrieg im Fricktal. Ein Kapitel widmet sich diesen historischen Quellen. Kurze kunsthistorische Ausführungen runden das Bild zum Zeitgeschehen ab. In der Synthese werden die Ergebnisse der Auswertung in den Kontext des Schwabenkrieges gesetzt. Die Publikation "1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal" erscheint im November in der Reihe "Archäologie im Aargau".
Ergänzend zur Ausstellung und zur Fachpublikation der Kantonsarchäologie hat die FBVH ein populärwissenschaftliches Buch herausgegeben. Es ist ab 26. Februar 2024 kostenfrei im Download erhältlich.
Die Resultate des Auswertungsprojektes werden im laufenden Jahr mit einem breit angelegten Programm vermittelt. Eine Wanderausstellung mit Originalfunden gastiert vom 26. Februar bis zum 15. Dezember 2024 in 21 Fricktaler Gemeinden. Ein reiches Rahmenprogramm mit Vorträgen des Projektteams sowie szenische Führungen begleiten die Ausstellung.