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Allheilmittel

Weisslich-graue Scheibe aus Blei mit der Darstellung der Muttergottes vor blauem Hintergrund.

Es hilft gegen alle erdenklichen Wunden und Wehwehchen: Das Arzneimittel Theriak. Neben Pflanzen, Gewürzen und Honig beinhaltete es auch abenteuerliche und geheime Zutaten. Ein Deckel eines Theriak-Gefässes fand sich in Lenzburg.

Eine Arznei, die gegen alle erdenklichen Gebresten hilft. So etwas gab es früher: das sogenannte Theriak. Das Rezept für dieses Allheilmittel geht auf die griechische Antike zurück und sollte gegen allerlei Gifte schützen. Verwendet wurden über 50 Zutaten, darunter Fenchel, Zimt, Engelwurz, Baldrian, Eisensulfat und Honig. Auch wurden heute abenteuerlich anmutende Ingredienzen wie Entenblut, Vipernfleisch oder Opium daruntergemischt.

Archäologisches Zeugnis

Die Arznei Theriak ist in der literarisch-archivalischen Überlieferung der Pharmaziegeschichte gut belegt. Die Existenz und Verbreitung dieses Allheilmittels ist darüber hinaus auch durch archäologische Funde belegt. Es handelt sich dabei um die Relikte der Gefässe. Theriak wurde als Paste oder als flüssige Essenz in kleine Dosen oder Flaschen abgefüllt, die mit Deckeln und Kappen aus Blei verschlossen wurden. Ein solche Kapsel fand sich unter den Prospektionsfunden eines Freiwilligen, der seit mehreren Jahren in Lenzburg im Auftrag der Kantonsarchäologie unterwegs ist.

Eine Rezeptur mit geheimen Zutaten

Im 17. und 18. Jahrhundert war Venedig das Zentrum der Theriakherstellung. Zubereitet wurde es in öffentlichen Zeremonien in Anwesenheit der Mächtigen der Stadt. Die Rezeptur ist inzwischen auf hunderte Zutaten – darunter auch geheime – angewachsen. Die Herstellung wurde von allerlei magischen Handlungen begleitet.

Vertrieben wurde das Medikament in der ganzen Welt. Die Hersteller – davon gab es in Venedig um die 40 – verzierten die Bleikappen mit ihrem Logo. Die Bleikappe aus Lenzburg zeigt eine Muttergottes mit Jesuskind und stammt aus der Apotheke Dalla Madonna in Venedig. Der Rückgriff auf die christliche Ikonografie zeigt, dass man nicht allein auf die Wirksamkeit des Medikamentes vertraute.

Weisslich-graue Scheibe aus Blei mit der Darstellung der Muttergottes.
Theriak-Kapsel. Inv-Nr. Lnz.020.5/0.117. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau