Geschichte eines Kleiderverschlusses

In allen Zeiten mussten die Menschen ihre Kleider irgendwie verschliessen. Wie, das zeigt diese kurze Geschichte einer langen Tradition.
Am Anfang war die Nadel... So könnte diese Geschichte beginnen. Sie erzählt von der Verwendung eines Objekts, das die Menschen seit der Steinzeit nutzen, um ihre Kleider zu verschliessen. Doch damit nicht genug: Das Objekt besitzt noch viele weitere Funktionen. Es zeigt Wohlstand und Besitz, Herkunft und Identität, Geschmack und Stil. Und es hat für Archäologinnen und Archäologen eine ganz besondere Bedeutung: Mit diesem Objekt können sie auch datieren.
Was von der Kleidung übrig beibt
Von der Kleidung der Menschen aus der Vergangenheit bleibt meist wenig übrig. Stoffe, Fasern, Leder, Felle und Wolle zersetzen sich im Boden im Laufe der Zeit. So finden sich aus urgeschichtlichen Epochen nur äusserst selten Reste von Kleidungsstücken. Der Gletschermumie Ötzi verdanken wir beispielsweise unser Bild der jungsteinzeitlichen Kleidung. Bekleidete Tote, die in Mooren vorab in Skandinavien zutage kamen, geben uns kleine Einblicke, wie man sich in der Bronze- und Eisenzeit kleidete. Diese Belege sind aber äusserst rar. Was jedoch oft in Ausgrabungen zutage kommt, sind metallene Kleiderverschlüsse, mit denen die Menschen ihre Kleidung rafften, verschlossen und schmückten.
Modeströmung

In der frühen Bronzezeit (2200−1550 v. Chr.) tauchen neben den bisher bekannten Nadeln aus Knochen der Steinzeit auch solche aus Metall auf. Diese Nadeln bestanden aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn. Ihnen allen ist gemeinsam, dass ihr oberes Ende ausgeformt und verziert ist, sei es als runde Scheibe, in Ruderform wie ein Paddel oder mit Ösen. Das so ausgeformte Ende diente nicht nur dazu, als Stopper die Nadel nicht durch den Stoff durchrutschen zu lassen, sondern war auch Verzierungselement. Und dieses veränderte sich im Laufe der Bronzezeit, ähnlich einer Modeströmung. Gerade deshalb lassen sich Aussagen zur Zeitstellung treffen.
Benannt nach dem Fundort
In der mittleren Bronzezeit (1550−1300 v. Chr.) gab es eine Vielzahl von unterschiedlich verzierten Nadeln. Sie besassen zum Beispiel ein scheibenförmiges Ende, einen Kugelkopf oder einen vasenförmigen Abschluss. Oft benannten Archäologinnen und Archäologen Nadeltypen nach ihrem ersten Fundort, wie beispielsweise die Binninger Nadel, die in der späten Bronzezeit um 1200 v. Chr. Mode war. Der charakteristische Kopf der Nadel fällt jedem Ausgräber sofort auf.
Neues am Ende der Bronzezeit
Gegen Ende der Bronzezeit, um 900 v. Chr. taucht eine Neuerung auf. Die Nadel wurde umgebogen und in neue Form gebracht, sodass sich eine sogenannte Fibel ergab. Dieser Kleiderverschluss besitzt eine Spirale und eine Nadelrast wie die heutige Sicherheitsnadel, allerdings ist der Bügel der Fibel oft aufwendig verziert und besitzt dadurch Schmuckcharakter. Die Fibeln setzen sich aber erst um 650 v. Chr. gegen die Nadeln durch, also im Verlauf der frühen Eisenzeit (800−450 v. Chr.). Am Ende der jüngeren Eisenzeit (450−15 v. Chr.) war eine Fibel häufig, die nach ihrem Fundort in Deutschland "Nauheimerfibel" genannt wird.
Eine Tradition lebt fort
In der römischen Epoche sind viele verschiedene Fibelformen beliebt, häufig sind sogenannte Scheibenfibeln oder Fibeln in Tiergestalt. Im frühen und späten Mittelalter bestehen einzelne Fibelformen fort, wie zum Beispiel Scheibenfibeln mit Einlagen aus Glas. Fibeln sind von der Eisenzeit über die römische Epoche bis ins Mittelalter ein üblicher Kleiderverschluss – sie haben eine äusserst lange Tradition. Heute lebt ein kleiner Rest dieser Tradition in der Brosche, die aber nur noch als Schmuck getragen wird, fort.
Der besondere Fund

Eine besondere Nadel hat ein Freiwilliger der Kantonsarchäologie mit dem Metalldetektor in Densbüren entdeckt. Es handelt sich um eine Schleifennadel mit Kugelkopf aus der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit). Der Fund stammt aus Densbüren.