Eine Pionieraxt als letzter Beweis

Im Wald von Würenlingen liegen römische Übungslager im Boden. Davon zeugt auch ein seltenes Werkzeug.
Einst unter dem Schweiss der Legionäre des nahen Vindonissa zu Trainingszwecken errichtet, sind von den Übungslager in Würenlingen heute nur kleine Erhebungen im Gelände übrig. Ihre Entdeckung ist einem glücklichen Umstand zu verdanken: Sie liegen im Wald. Hätten sie im offenen, bewirtschafteten Feld gelegen, wären sie heute vollständig ausgeebnet.
Laserscan macht sichtbar

Aufgrund der Vegetation im Wald sind die sanften Geländeerhebungen von blossem Auge nicht zu erkennen. Laserscans der Erdoberfläche ermöglichen es jedoch, die Vegetation herauszufiltern, sodass kleinste Niveauunterschiede im dreidimensionalen Bild sichtbar werden. Dadurch gelang die Entdeckung der Wallanlagen von Würenlingen − und zwar beim Betrachten dieses Geländemodells am Computerbildschirm im Büro.
Seltener Fund ermöglicht Interpretation

Bereits die charakteristische Spielkartenform der Wallanlagen liess auf römische Bauwerke schliessen. Gewissheit brachten jedoch erst die mit dem Metalldetektor geborgenen Funde: Sechs Münzen und eine Gewandschliesse datieren in die Zeit des Legionslagers von Vindonissa. Die eiserne Dolabra – eine Pionieraxt für Schanzarbeiten – gehörte zur Ausrüstung der römischen Legionäre und wurde bei Schanz- und Rodungsarbeiten verwendet. Der Fund einer solchen Dolabra war ausschlaggebend für die Interpretation der Wallanlagen als römische Übungslager.
Übungsschanzen für Legionäre

Die in Vindonissa stationierten Legionäre mussten in Friedenszeiten beschäftigt werden. Sie trainierten deshalb das Anlegen von Übungsschanzen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Das stärkte die Zusammengehörigkeit und hielt die Disziplin der Truppe aufrecht. Während der fast hundertjährigen Militärpräsenz in Vindonissa müssen Dutzende weitere solcher Übungslager angelegt worden sein, die bis heute im Boden oder Wald verborgen blieben.