Hauptmenü

Kantonale Schutzobjekte

Neue Denkmalschutzobjekte auf dem Wölflinswiler Kirchhügel

Auf dem Wölflinswiler Kirchhügel thront südlich neben der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius ein grosszügiger Pfarrhof mit Pfarrhaus und freistehender Pfarrscheune. Als Bestandteile dieser harmonischen und ortsbildprägenden Baugruppe wurden das spätmittelalterliche Pfarrhaus mit der dazugehörenden Scheune sowie die Pfarrhofmauer und ein Missionskreuz von 1880 jüngst unter kantonalen Denkmalschutz gestellt.

Wölflinswil, Südansicht des Pfarrhofs mit Pfarrscheune links, dem Pfarrhaus rechts und der Pfarrkirche St. Mauritius im Hintergrund. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, Christine Seiler, 2016.

Der Pfarrhof

Im Süden der katholischen Pfarrkirche St. Mauritius erstreckt sich auf demselben Hügelsporn ein ausgedehnter Pfarrhof, der dreiseitig von einer mehr als mannshohen Mauer eingefasst ist. Die verputzte Bruchsteinmauer mit Ziegelabdeckung wurde grösstenteils 1846 errichtet und verfügt an der Westseite über ein breites Tor mit ziegelbedachtem Sturzbalken; im Norden besteht ein weiterer Zugang zur Kirche hin. Die Grünfläche innerhalb der Pfarrhofmauer umfasste bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts einen Baumgarten und einen geometrisch angelegten Nutz- und Ziergarten. Heute bietet eine Blumenwiese Lebensraum und Nahrung für einheimische Tiere und Pflanzen. Auf dem Pfarrhofgrundstück befinden sich das Pfarrhaus und die dazugehörende freistehende Scheune.

Wölflinswil, Pfarrhofmauer und Insektenhotel. © picswiss.ch, zVg / Roland Zumbühl, 2018.

Das Pfarrhaus

Das an der Hangkante stehende Pfarrhaus geht möglicherweise auf das 15. Jahrhundert zurück und musste nach Verwüstungen im Dreissigjährigen Krieg instand gesetzt werden. Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten wurden immer wieder Renovierungen vorgenommen. Heute ist dennoch ein wesentlicher Anteil an historischer Bausubstanz erhalten geblieben.

Der spätgotische Mauerbau erhebt sich über einem nahezu quadratischen Grundriss und ist mit einem steilen Satteldach bedeckt. Er verfügt über drei Geschosse und zwei kreuzgratgewölbte Keller. Seine westliche Traufseite prägt ein kraftvoller halbrunder Treppenturm. Je zwei weit auseinanderliegende Fensterachsen gliedern die talseitige Trauffassade und die beiden Giebelseiten. Gotisch gekehlte Fensteröffnungen haben sich im Dachgeschoss erhalten. Die kirchenseitige Giebelseite besitzt in der westlichen Achse ein stichbogiges Türgewände mit der inschriftlichen Jahreszahl 1774, die an den Abschluss von Reparaturarbeiten erinnert. Im Südwesten nimmt ein moderner eingeschossiger Anbau die Ecke zwischen der westlichen Traufseite und dem Treppenturm ein.

1997 wurden die beiden Obergeschosse eingreifend umgebaut, wobei man Wandmalereifragmente aus dem 16. und 17. Jahrhundert entdeckte, die konserviert und teilweise sichtbar gemacht wurden. Zusammen mit dem Pfarrhaus in Herznach, dessen bauliche Entwicklung ähnlich verlief, gehört das Wölflinswiler Pfarrhaus zu den ältesten Vertretern dieser Baugattung im Fricktal.

Wölflinswil, Nordansicht des Pfarrhauses. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, 2011.

Die Pfarrscheune

Zum spätmittelalterlichen Pfarrhaus dürfte seit jeher eine Scheune mit Speicher für die Unterbringung des Zehnten gehört haben. Schriftlich ist sie allerdings erst seit den 1650er-Jahren fassbar, als das zuvor wohl rein hölzerne Gebäude teilweise untermauert wurde und im Süden eine Giebelmauer aus Bruchsteinen erhielt. Über dieser noch heute erhaltenen Giebelmauer liegt bündig ein Satteldach, das im Norden steil abgewalmt ist und so den zweigeschossigen Mauerbau bedeckt. Die über einem liegenden Stuhl aufgerichtete Sparrendachkonstruktion stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der südliche Teil des Gebäudes diente ursprünglich als Kornschütte und wurde erst 1845 durch den Einbau eines Tenns und eines Stalls in eine Scheune umgewandelt. Aus diesem Jahr stammt auch der Gewölbekeller unter dem älteren Nordteil. Verbindendes Element ist der Laubengang, der sich an der westlichen Traufseite über das Obergeschoss beider Gebäudeteile erstreckt.

Die Pfarrscheune von Wölflinswil ist als einzige unverändert erhaltene Pfrundscheune des Bezirks Laufenburg ein wertvoller historischer Bauzeuge. Ihre handwerkliche Bedeutung manifestiert sich insbesondere in dem imposanten Dachstuhl mit seinen massiven Balken.

Wölflinswil, Pfarrscheune von Nordosten. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, Christine Seiler, 2016.

Das Missionskreuz

Wölflinswil, Kruzifixus des Missionskreuzes auf dem Kirchhof. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, Vanessa Vogler 2020.

Auf dem Kirchhof zwischen der Pfarrkirche und dem angrenzenden Pfarrhof befand sich bis 1843 der alte Gottesacker. Hier steht an der Stelle eines Vorgängers ein Missionskreuz von 1880. Das schlichte Prankenkreuz aus Kornberger Kalkstein erhebt sich über einem quaderförmigen Sockel, dessen Inschriften von zwei Missionen in den Jahren 1904 und 1930 zeugen. Sein vergoldeter Korpus ist aus gegossenem Metall. Um seine nach rechts verschobene Hüfte schlingt sich ein bauschig geknotetes Lendentuch. Sein nach links geneigtes Haupt trägt eine Dornenkrone, die Augen und der Mund sind geöffnet, der Blick ist gen Himmel gerichtet und sein Gesicht wird von einem schmerzverzerrten Ausdruck bestimmt.

Missionskreuze sind Erinnerungsstücke an Volksmissionen, die auf Pfarreiebene realisiert wurden und der Vertiefung und Erneuerung des Glaubens sowie der Rückgewinnung von passiv gewordenen Gläubigen dienten. Meist tragen die Kreuze die Jahreszahlen der durchgeführten Volksmission und der damit verbundenen mehrtägigen Predigten für die Pfarreiangehörigen. Ihre Blütezeit erlebten die Volksmissionen in der Schweiz von 1850–1960. In diesem Zeitraum wurden sie in den meisten Pfarreien abgehalten und häufig in zeitlichen Abständen von zehn und mehr Jahren wiederholt.

Wölflinswil, Missionskreuz auf dem Kirchhof von Osten. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, 2011.

Kantonale Unterschutzstellung

Mit seiner Stellung auf einem ausgeprägten Geländesporn überragt der Pfarrkomplex ortsbildbeherrschend die Dächer von Wölflinswil. Die Bauten auf dem Kirchhügel bilden eine sakraltopographische und funktionale Einheit. Die gesellschaftlich-kulturelle Präsenz der Kirche manifestiert sich nicht nur im eigentlichen Kirchengebäude, sondern ebenfalls in den ihr zugehörigen Wohn- und Ökonomiegebäuden sowie den Freiflächen des Pfarr- und Kirchhofs. Zusammen mit dem Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert, der beim Neubau der Pfarrkirche 1821 bewahrt wurde, besitzen das Pfarrhaus und die Pfarrscheune die älteste Bausubstanz auf dem Areal. Ausserdem kommt diesen beiden Gebäuden eine handwerkliche und baukünstlerische Bedeutung zu. Auf Antrag der röm.-kath. Kirchgemeinde Wölflinswil-Oberhof wurde in diesem Jahr die kantonale Schutzwürdigkeit des Pfarrhofs mit dem Pfarrhaus und der Pfarrscheune sowie des Missionskreuzes auf dem angrenzenden Kirchhof geprüft und bestätigt. Nun ist ein für die Geschichte und das Ortsbild von Wölflinswil wichtiges baukulturelles Ensemble kantonal geschützt.