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Massnahmenplan

Klimaangepasste Landwirtschaft

Das Handlungsfeld zielt auf die Anpassung der Landwirtschaft an die sich durch den Klimawandel verändernden Standort- und Umweltbedingungen. Mit einer Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden, neuen Bewässerungs- und Anbaumethoden sowie hitze- und trockenheitsresistenteren Kulturen und Tierrassen kann sich die Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen. Gleichzeitig sollen Schäden durch Neobiota und landwirtschaftliche Schadorganismen minimiert werden.

Die Klimaveränderung betrifft auch die Aargauer Landwirtschaft: Die Temperaturen steigen, Niederschläge verschieben sich zeitlich und Extremereignisse nehmen zu. Die wahrscheinlich grössten Herausforderungen für die Landwirtschaft werden die zunehmenden Trocken- und Hitzeperioden und damit einhergehend der Umgang mit dem Wasser sein. Die Landwirtschaft kann sich bis zu einem gewissen Grad an die Klimaveränderung adaptieren und ist im Gegensatz zur Waldwirtschaft auch kurzfristig anpassungsfähig. Möglichkeiten zur Reduktion der Risiken durch vermehrte Trockenheit und Hitzeperioden oder Spätfrostereignisse bestehen in der Anpassung von Bewässerungs-, Witterungsschutz und Anbaumethoden sowie in einer angepassten Kulturen- und Sortenwahl. Gleichzeitig bietet die Klimaerwärmung für die Landwirtschaft auch Chancen. Die Bedingungen für den Anbau wärmebedürftiger Kulturen verbessern sich, grundsätzlich sind aufgrund des Temperaturanstiegs längere Vegetationsperioden denkbar und bei ausreichender Wasserverfügbarkeit zusätzliche Ernten möglich. Durch den Klimawandel können sich aber Pflanzenschutzprobleme verstärken, die mit neuen Schadorganismen und einer Zunahme des Befalls durch derzeit unauffällige Schadorganismen einhergehen.

Handlungsfeld

Die Klimaveränderung betrifft besonders auch die Aargauer Landwirtschaft: Temperaturen steigen, Niederschläge verschieben sich zeitlich und Extremereignisse nehmen zu. Die wahrscheinlich grössten Herausforderungen für die Landwirtschaft werden die zunehmenden Trocken- und Hitzeperioden und damit einhergehend der Umgang mit dem Wasser sein. Eine Zunahme von Witterungsextremen wie Dürren, Starkregenfällen oder Hagel erfordern insbesondere bei den Spezialkulturen Witterungsschutzsysteme, welche den Ertrag sichern. Dadurch entstehen Zielkonflikte zwischen der Landwirtschaft und der Bevölkerung bezüglich Landschaftsschutz, landwirtschaftlicher Wassernutzung, anderen menschlichen und ökologischen Ansprüchen an die Gewässer sowie der Vermeidung von Food Loss. Food Loss beschreibt alle theoretisch essbaren Teile, die aus technischen oder rechtlichen Gründen aus der Lebensmittelkette entfernt werden (zum Beispiel Aussortieren von Früchten, die zu krumm gewachsen sind um der Norm zu entsprechen).

Längere Vegetationsperioden

Gleichzeitig bietet die Klimaerwärmung für die Landwirtschaft auch Chancen – beispielsweise im Rebbau. Grundsätzlich sind aufgrund des Temperaturanstiegs längere Vegetationsperioden denkbar und bei ausreichender Wasserverfügbarkeit zusätzliche Ernten möglich. Aus wirtschaftlichen Gründen wird sich jedoch eher eine Sommerpause etablieren. Die Bedingungen für den Anbau wärmebedürftiger Kulturen verbessern sich, wenn die Spätfröste dauerhaft ausbleiben.

Kurzfristige Anpassung

Die Landwirtschaft kann sich bis zu einem gewissen Grad an die Klimaveränderung adaptieren und ist im Gegensatz zur Waldwirtschaft auch kurzfristig anpassungsfähig. Möglichkeiten zur Reduktion der Risiken durch vermehrte Trockenheit und Hitzeperioden oder Spätfrostereignisse bestehen in der Anpassung von Bewässerungs-, Witterungsschutz und Anbaumethoden sowie in einer angepassten Kulturen- und Sortenwahl, sofern diese einen Markt finden. Auch der Tierhaltung stehen entsprechende Massnahmen zur Verfügung (zum Beispiel Belüftung von Ställen und Beschattungen, an wärmere Temperaturen angepasste Tierrassen).

Zunahme von Neobiota

Eine weitere Herausforderung für die Landwirtschaft ist die Zunahme von Neobiota oder neuen landwirtschaftlichen Schadorganismen. Durch den Klimawandel können sich Pflanzenschutzprobleme verstärken, die mit diesen neuen Schadorganismen sowie einer Zunahme des Befalls durch derzeit unauffällige Schadorganismen einhergehen. Landwirtschaftliche Kulturen verlangen deshalb und aufgrund des Verlustes direkter Bekämpfungsmethoden vermehrt physikalische Schutzeinrichtungen (Netze, Folien usw.).

Zusätzlicher Nutzen

Anpassungsmassnahmen in der Landwirtschaft reduzieren etwa durch Trockenheit oder Schädlinge verursachte Ertragsausfälle. Trockenheitsresistente Sorten können durcheinen verringerten Wasserverbrauch zur Entschärfung von Nutzungskonflikten bei Wasserknappheit beitragen. Die Landwirtschaft ist mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert, die ein hohes Innovationspotenzial aufweisen (zum Beispiel technologische Lösungen, Digitalisierung, auch in landwirtschaftsnahen Sektoren).

Schnittstellen

  • Der Kanton Aargau konzentriert sich mit der Neobiota-Strategie auf fünf Eckpfeiler (Prävention, koordinierte Bekämpfung, Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen und Gemeinden, Information sowie Evaluation) im Umgang mit invasiven Tier- und Pflanzenarten.

Stossrichtungen

Wasserspeicherfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden erhöhen

Der Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden kommt aufgrund der einleitend genannten Risiken eine zentrale Bedeutung zu. Hierzu gehört auch die Bodenbearbeitung und Bodenbedeckung, denn sie hat einen Einfluss auf die Bodeneigenschaften und damit auf die Bodenwasserspeicherkapazität und den pflanzenverfügbaren Nährstoffgehalt. So wird etwa durch eine gute pflanzliche oder mechanische Bodenlockerung die Wasserinfiltration erhöht und das Erosionsrisiko durch Wasser vermindert. Dies ist angesichts häufigerer und intensiverer Starkniederschläge bedeutend. Bodenverdichtung soll soweit als möglich minimiert werden

Ein hoher Humusgehalt erhöht die Speicherfähigkeit der Äcker und Wiesen für Wasser sowie für Nährstoffe und verbessert so ganz generell die Bodenfruchtbarkeit. Auch die Erntesicherheit ist bei Hitze und Trockenheit höher auf humusreicheren Böden. Humusaufbauende Techniken umfassen beispielsweise Direktsaaten, die ganzjährige Begrünung von Feldern, Untersaaten beim Maisanbau und in Obstanlagen, Reben mit Untersaaten, den Einsatz von organischen Düngern, eine reduzierte Bodenbearbeitung usw.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Bodenarbeiten bei ungünstigen Boden- und Witterungsbedingungen können zu Bodenverdichtungen und einer langfristigen Beeinträchtigung und Schädigung der Bodenfruchtbarkeit führen. Zusammen mit weiteren Kantonen initiierte der Kanton Aargau das Bodenmessnetz Nordwestschweiz. Das Messnetz bietet Informationen zum aktuellen Boden- und Witterungszustand anhand der Bodenfeuchte, der Boden- und Lufttemperatur sowie zu den Niederschlägen. Diese Informationen unterstützen die Land- und Forstwirtschaft bei der bodenschonenden Bewirtschaftung und dienen der Planung von Erdarbeiten im Baugewerbe. Sie sind jedoch nicht für den Trockenheitsfall ausgelegt.

Im Rahmen von Bildung und Beratung (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg) hat der Kanton bei der Sensibilisierung der relevanten Akteure Handlungsspielraum. Im Rahmen des beratenden Vollzugs der Agrarpolitik ist der kantonale Spielraum stark eingeschränkt. Über Ressourcen - oder andere Projekte können zu den aufgeführten Themenbereichen finanzielle Mittel beim Bund ausgelöst werden, vorausgesetzt der Bund bewilligt sie und der Kanton beteiligt sich anteilsmässig (Ressourcenprogramm Bund). Der Bund fördert die Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Nutzung von natürlichen Ressourcen in der Landwirtschaft mit Beiträgen. Die Zielbereiche sind die für die Landwirtschaft relevanten natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft, Biodiversität oder Energie.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

  • Das im Rahmen des BAFU-Pilotprogramms unterstützte Pilotprojekt Landwirtschaft und Klimawandel – Anpassung als Chance! erarbeitete im Bünztal fundierte Wissensgrundlagen und zeigt für die Akteure Chancen wie verbesserte Standortbedingungen, neue Sorten, Kulturen und Märkte auf.
  • Die Wasserspeicherfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden und ein hoher Humusgehalt tragen gleichzeitig bei zum Handlungsfeld Wasserspeicherung und klimaresilientes Trinkwasser- und Wassermanagement, Stossrichtung "Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöhen"
  • Betreffend Wasserspeicherfähigkeit von Böden siehe auch Handlungsfeld Klimaresiliente Ökologische Infrastruktur, Stossrichtung "Feuchtgebiete wiederherstellen"
  • Eine schonende Bodenbewirtschaftung dient auch dem Klimaschutz, siehe Handlungsfeld Klimaschonende Landwirtschaft, Stossrichtungen "Landwirtschaftliche Böden als Kohlenstoffspeicher erhalten und fördern" und "Fruchtfolgeflächen erhalten"

Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene

  • Die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens wird durch die Wiederherstellung von Drainagen beeinträchtigt.
  • Wiedervernässung von organischen Böden kann im Widerspruch zur Ernährungssicherheit und zum Pariser Klimaschutzabkommen stehen, wonach Klimaschutzmassnahmen die Nahrungsmittelproduktion nicht beeinträchtigen dürfen.

Bewässerungs- und Anbaumethoden, Kulturen und Tierhaltung an vermehrte Trockenheit und Hitze anpassen

Die Lebensmittelproduktion ist besonders auf ausreichende Wasserverfügbarkeit angewiesen. Bei andauernder Trockenheit und Hitze steigt der Wasserbedarf der landwirtschaftlichen Kulturen. Falls nicht genügend Wasser für die Bewässerung vorhanden ist, kommt es zum Abbruch der Kultur – je nach Kulturstadium – verbunden mit Foodloss. Da ein sehr grosser Teil der heutigen landwirtschaftlichen Nutzfläche sensibel auf Trockenheit und Hitze reagiert, braucht es längerfristig auch Anpassungen im Konsumverhalten, an die Produktion, aber auch an das Agrarmarktsystem.

Zuerst müssen die neuen Möglichkeiten und Chancen bezüglich Sorten- und Kulturenwahl erschaffen und geprüft werden. Anschliessend müssen diese bekannt gemacht und auf den Betrieben umgesetzt werden. Dies kann durch die Ausrichtung der Forschung, der Beratungsangebote und durch eine verstärkte Kommunikation umgesetzt werden.

Der Anbau von robusteren oder auch wärmeliebenderen (unter anderem frühreifen) Kulturen ist eine Massnahme für nicht frostanfällige Kulturen. Durch die Nutzung verschiedener Sorten kann das Risiko von Ernteausfällen vermindert werden, jedoch nur auf einem Teil der Flächen, damit auch regenreichere Jahre nach wie vor ausgenutzt werden können. Auch kann die Vegetationsperiode im Frühling und im Herbst mit Zwischenkulturen besser ausgenutzt werden.

Als weitere Anpassungsmassnahme soll auch die Nutztierhaltung an die Hitze angepasst werden, da auch das Tierwohl unter höheren Temperaturen leidet. Neue Ställe können zum Beispiel mit höheren Decken besser belüftet werden. Die Weideführung kann angepasst werden und mehr Beschattungen aufweisen.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Im Rahmen von Bildung und Beratung (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg) hat der Kanton bei der Sensibilisierung der relevanten Akteure Handlungsspielraum. Beim beratenden Vollzug der Agrarpolitik ist der kantonale Spielraum stark eingeschränkt. Über Ressourcen - oder andere Projekte können zu den aufgeführten Themenbereichen finanzielle Mittel beim Bund ausgelöst werden, vorausgesetzt der Bund bewilligt sie und der Kanton beteiligt sich anteilsmässig (Ressourcenprogramm Bund). Der Bund fördert die Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Nutzung von natürlichen Ressourcen in der Landwirtschaft mit Beiträgen. Die Zielbereiche sind die für die Landwirtschaft relevanten natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft, Biodiversität oder Energie.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Schäden durch Neobiota und landwirtschaftliche Schadorganismen minimieren

Die Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten ist mit vielfältigen Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie für die Biodiversität verbunden. Höhere Temperaturen können zum Teil das Auftreten von Krankheiten, die durch Zecken, Mücken und andere Vektoren übertragen werden, begünstigen. Aufgrund der milderen Winter können zudem immer mehr gebietsfremde wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten die kalte Jahreszeit in der Schweiz überleben oder ihre Reproduktionsphase verlängern (zum Beispiel zwei statt drei Generationen pro Saison). Die Landwirtschaft ist insofern durch Neobiota betroffen, dass solche neuen Schadorganismen die Tiere und Kulturen befallen können oder dass invasive Arten sich stark ausbreiten.

Eine stärkere Verbreitung von Neobiota ist zwar primär auf die zunehmenden globalen Warenströme und Mobilität zurückzuführen, diese finden aber wegen des Klimawandels günstige Bedingungen vor und können sich einfacher ausbreiten und etablieren. Auch einheimische Arten können von den sich ändernden klimatischen Bedingungen profitieren und sich invasiv verhalten.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Schäden, welche durch landwirtschaftliche Schadorganismen entstehen können, müssen frühzeitig erkannt und angegangen werden. Handlungsmöglichkeiten für den Kanton bestehen insbesondere beim Monitoring von Schädlingen und ihren Vektoren, bei präventiven Massnahmen, bei der Information von Kontroll-Tierärzten (bei Ausbruch von Krankheitsfällen).

Im Rahmen von Bildung und Beratung (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg) hat der Kanton bei der Sensibilisierung der relevanten Akteure Handlungsspielraum. Im Rahmen des beratenden Vollzugs der Agrarpolitik ist der kantonale Spielraum vorgegeben.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene

  • Gewisse Massnahmen wie Folientunnels gegen Schädlinge oder Extremereignisse führen zu vermehrten Konflikten mit dem Landschaftsschutz.

Klima-Metrik

Die Klima-Metrik überprüft mithilfe von verschiedenen Indikatoren den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie des Kantons, die aus Klimakompass und Massnahmenplan besteht. Die übergeordneten Ziele im Bereich Klimaanpassung sind die Reduktion klimabedingter Risiken bzw. die Nutzung von Chancen, ein verbesserter Umgang mit den klimabedingten Risiken und/oder eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit der Systeme. Bei den Indikatoren wird zwischen Impact-Indikatoren (= Auswirkungen des Klimawandels) und Response-Indikatoren (= Wirkung einer Anpassungsmassnahme) unterschieden.

Der Response Indikator zum Handlungsfeld klimaangepasste Landwirtschaft wird zurzeit auf nationaler Ebene diskutiert. Aggregierte kantonale Daten stehen momentan nicht zur Verfügung.

Impact Indikator: Bodenfeuchte

Der Indikator zeigt die Bodenfeuchte gemäss den Messstationen im Aargau des Bodenmessnetz Nordwestschweiz auf. Ab einer Saugspannung von mehr als 20 cbar in 35 cm Tiefe wird der Boden gemäss der Methodik des Bodenmessnetzes als trocken bezeichnet. Je dunkler die Balken also sind, desto mehr Standorte waren lange trocken.

Lesebeispiel: 2020 war der Boden bei 7 Stationen mehr als 4 Monate trocken, bei 2 Stationen war er 2-3 Monate trocken und bei einer Station war der Boden weniger als ein Monat trocken.

Bodenmessnetz Nordwestschweiz 2024