Leben und Arbeiten mit dem Klimawandel
Das Handlungsfeld hat zum Ziel, die vom Klimawandel betroffenen Akteure zu sensibilisieren, Partizipation zu ermöglichen und die Eigenverantwortung zu stärken. Die Entwicklung von spezifischen Anpassungsstrategien wird – wo sinnvoll – unterstützt. Gleichzeitig sollen Innovationen gefördert und die Zusammenarbeit gestärkt werden. Ein weiterer Fokus ist die Langzeitüberwachung und die Bekämpfung von neuen Krankheiten und invasiven Arten.
Sich an den Klimawandel anzupassen, erfordert oftmals eine Verhaltensänderung – beispielsweise mit einer Änderung der Arbeitszeit auf Baustellen während Hitzeperioden oder die Verschiebung von sportlichen Aktivitäten auf kühlere Tageszeiten. Auch technische Innovationen helfen uns, die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen besser zu meistern oder gewisse Risiken zu minimieren. Diese betreffen alle übrigen skizzierten Handlungsfelder der Klimaanpassung – innovative Anbau- und Bewässerungsmethoden, kühlende Baumaterialien oder neuartige Holzprodukte sind nur einige Beispiele. Im Bereich der klimabedingten Gesundheitsprävention hat der Kanton nicht nur eine aufklärende Funktion, er übernimmt auch wichtige Aufgaben in der Überwachung und Bekämpfung von neuen übertragbaren Krankheiten, gesundheitsschädigenden Substanzen oder invasiven Arten.
Handlungsfeld
Neben den verschiedenen Anpassungsmassnahmen in den vorgängig beschriebenen Handlungsfeldern wird es auch in hohem Masse darum gehen, das Leben und Arbeiten an sich verändernde Bedingungen anzupassen. Sich anpassen erfordert oftmals eine Verhaltensänderung; im Falle der Auswirkungen durch den Klimawandel beispielsweise mit einer Verschiebung der Arbeitszeit auf Baustellen während Hitzeperioden oder die Verschiebung von sportlichen Aktivitäten und Sportveranstaltungen auf kühlere Tageszeiten. Mittels Informationsvermittlung und Sensibilisierung, aber auch mit praktischen Hilfsmitteln wie Merkblättern, Online-Tools, Plattformen usw. können solche Verhaltensänderungen angeregt werden. Letztlich ist aber nicht nur unser Verhalten entscheidend. Auch technische Innovationen helfen uns, die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen besser zu meistern oder gewissen Risiken zu minimieren. Diese betreffen alle vorgängig skizzierten Handlungsfelder – innovative Anbau- und Bewässerungsmethoden, kühlende Baumaterialien oder neuartige Holzprodukte sind nur einige Beispiele.
Sensibilisierung und Vernetzung
Im Rahmen der Anpassungsstrategie des Bundes unterstützt das Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel beispielhafte, innovative Vorhaben der Kantone, Regionen, Städte und Gemeinden. Eine der Erkenntnisse der ersten Phase von 2013 bis 2017 war, dass es begleitend immer auch um die Sensibilisierung bestimmter Zielgruppen und um die Vernetzung verschiedener Akteure ging (Impulse für eine klimaangepasste Schweiz, Bundesamt für Umwelt 2017). Das stärkt die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.
Gesundheitsprävention
Im Bereich der klimabedingten Gesundheitsprävention hat der Kanton nicht nur eine aufklärende Funktion, er übernimmt auch wichtige Aufgaben in der Überwachung und Bekämpfung von neuen übertragbaren Krankheiten, gesundheitsschädigenden Substanzen oder invasiven Arten.
Zusätzlicher Nutzen
Ein klimaangepasstes Verhalten hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitsproduktivität und Gesundheit der Menschen. Produktivitätseinbussen, Gesundheitskosten und Übersterblichkeit als Folgen von Hitzewellen lassen sich durch angepasste Verhaltensweisen und eine auf den Klimawandel ausgelegte Siedlungs- und Gebäudeentwicklung vermindern.
Schnittstellen
- Der Kanton Aargau konzentriert sich mit der Neobiota-Strategie auf fünf Eckpfeiler (Prävention, koordinierte Bekämpfung, Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen und Gemeinden, Information sowie Evaluation) im Umgang mit invasiven Tier- und Pflanzenarten.
- Das Programm Hightech Aargau wurde vom Regierungsrat im Jahr 2012 mit dem Ziel lanciert, den Aargauer Unternehmen optimale Rahmenbedingungen und Dienstleistungen im Bereich der Innovationsförderung zu bieten.
- Im neuen Lehrplan Aargauer Volksschule ist das Thema Klima bzw. Klimawandel in verschiedenen Bereichen aufgenommen. Die Schülerinnen und Schüler sollen u.a. die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels erläutern und einschätzen sowie Beiträge zur Begrenzung des Klimawandels in der Zukunft formulieren können.
Stossrichtungen
Bevölkerung sensibilisieren, Partizipation ermöglichen, Eigenverantwortung stärken
Hier hält der Kanton mit seiner "Scharnierfunktion" zwischen Bund und Gemeinden eine wichtige Funktion inne. Die Menschen sollen mit geeigneten Massnahmen befähigt werden, auf die Klimaveränderung zu reagieren und sich bestmöglich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Je nach Thema und Zielgruppe stehen etwa ältere Menschen, die arbeitende Bevölkerung, Schulen, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, das Gesundheitspersonal, Landwirte oder Hauseigentümerinnen im Fokus. So erscheint es zum Beispiel im Bereich der Gesundheitsprävention wichtig, die Bevölkerung über die Auswirkungen und mögliche Massnahmen und Verhaltensempfehlungen bei Hitzebelastung zu informieren. Die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger wird dadurch gestärkt.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Ein partizipatives Vorgehen, das die Bevölkerung und weitere Anspruchsgruppen aktiv miteinbezieht, setzt sich in immer mehr Bereichen durch – beispielsweise bei der Erarbeitung von Gestaltungs- und Nutzungskonzepten öffentlicher Räume. Auch mit dem Klimawandel treten Nutzungskonflikte zutage, die sich mit den Möglichkeiten der "klassischen" Planung alleine nicht mehr lösen lassen. Hier könnte der Kanton mit der Vermittlung von Know-how oder Wissensträgern den Gemeinden Unterstützung bieten und eine Anlaufstelle sein für Initiativen aus der Bevölkerung.
Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene
- Sensibilisierung, der Einbezug der Bevölkerung und die Stärkung der Eigenverantwortung sind auch im Klimaschutz wichtig, siehe auch Handlungsfeld Innovationsförderung und Partizipation, Stossrichtung "Möglichkeiten zum persönlichen Beitrag an den Klimaschutz aufzeigen"
- Einbezug von "privaten" Initiativen oder der "Klimajugend"
Betroffene Akteure in der Entwicklung von Anpassungsstrategien unterstützen
Damit geeignete Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel getroffen werden können, ist die Entwicklung von Klimaanpassungsstrategien von grosser Bedeutung. Anpassungsstrategien sind auf verschiedenen Ebenen und in allen Handlungsfeldern gefragt und werden oft von den betroffenen Akteuren erarbeitet und umgesetzt.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Der Kanton hat eigene Anpassungsstrategien (zum Beispiel im Bereich Bevölkerungsschutz, Biodiversität, Neophyten), kann aber auch weitere Akteure wie Gemeinden, Berufsverbände usw. in der Entwicklung von eigenen Anpassungsstrategien unterstützen. Besonders wichtig sind solche Anpassungsstrategien in Bezug auf vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Personen und Kinder oder besonders exponierte Branchen (Strassenbau, Landwirtschaft usw.)
Innovationen in der Klimaanpassung fördern und die Zusammenarbeit verstärken
Die im Kanton ansässigen Unternehmen und Forschungsinstitute entwickeln Technologien, Herstellverfahren und Dienstleistungen, die nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch zur Anpassung von Mensch, Infrastruktur und Umwelt an die Klimaveränderung sowie zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen beitragen.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Mit guten Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Export von innovativen Produkten im Bereich der Klimaanpassung sowie der Förderung der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft kann der Kanton Aargau einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung und zur Sicherung seiner Arbeitsplätze leisten.
Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene
- Innovation ist auch ein wichtiger Aspekt im Klimaschutz, siehe auch Handlungsfeld Innovationsförderung und Partizipation
- Das Hightech Zentrum Aargau dient der Innovationsförderung mit Schwerpunkten in Energietechnologien und Ressourceneffizienz, sowie Nano- und Werkstofftechnologien (unter anderem neue Materialien mit besseren Eigenschaften).
Langzeitüberwachung und Bekämpfung von neuen Krankheiten, gesundheitsschädigenden Substanzen und invasiven Arten
Aufgrund der milderen Winter können immer mehr gebietsfremde Arten die kalte Jahreszeit in der Schweiz überleben. Darunter befinden sich auch invasive, wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Sie können sich als Nutzniesser der zunehmenden globalen Warenströme und Mobilität verbreiten. Hier angelangt, finden sie wegen des Klimawandels günstige Bedingungen vor und können sich ausbreiten und etablieren. Aber auch einheimische Arten können von den sich ändernden klimatischen Bedingungen profitieren und sich invasiv verhalten. Sie gefährden damit einheimische Lebensräume, Arten sowie Ökosysteme und deren Leistungen (Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz: Aktionsplan 2020–2025, Bundesamt für Umwelt 2020).
Die Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten ist mit vielfältigen Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier, für die Biodiversität und für die Land- und Waldwirtschaft verbunden. Höhere Temperaturen begünstigen zum Teil das Auftreten von Krankheiten, die durch Zecken, Mücken und andere Krankheitsüberträger – sogenannte Vektoren – übertragen werden. Ausserdem können eingeschleppte Krankheitserreger auf einheimische oder eingeschleppte Vektoren übergehen, wodurch sich eine Krankheit rasch verbreiten kann. Auch Krankheiten, die durch Keime im Wasser oder in Lebens- und Futtermitteln verursacht werden, treten bei höheren Temperaturen häufiger auf. Mit der Ausbreitung gebietsfremder, allergener Pflanzen verlängert sich die Saison für pollenbedingte Allergien (Heuschnupfen, Asthma usw.).
Mit dem Klimawandel erhalten eingewanderte Tier- und Pflanzenarten (beispielsweise die Tigermücke) einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt.
Handlungsmöglichkeiten Kanton
Der Kanton Aargau konzentriert sich mit der Neobiota-Strategie auf fünf Eckpfeiler im Umgang mit invasiven Tier- und Pflanzenarten: Prävention, koordinierte Bekämpfung, Information, Evaluation sowie Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen und Gemeinden. Damit stellt er sicher, dass auch die durch den Klimawandel begünstigte Verbreitung neuer Krankheiten und invasiver Arten frühzeitig erkannt werden.
Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene
- Im Bereich der Landwirtschaft verfolgt eine analoge Stossrichtung für die spezifisch landwirtschaftlichen Schadorganismen dieselbe Zielsetzung. Siehe auch Handlungsfeld Klimaangepasste Landwirtschaft, Stossrichtung "Schäden durch Neobiota und landwirtschaftliche Schadorganismen minimieren"
- Invasive Arten sind auch im Wald und anderen ökologisch wertvollen Lebensräumen ein Thema, siehe auch Handlungsfeld Klimaresilientes Waldmanagement sowie Handlungsfeld Klimaresiliente Ökologische Infrastruktur, Stossrichtung "Ökologisch wertvolle Lebensräume fördern, aufwerten und vernetzen"
Klima-Metrik
Die Klima-Metrik überprüft mithilfe von verschiedenen Indikatoren den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie des Kantons, die aus Klimakompass und Massnahmenplan besteht. Die übergeordneten Ziele im Bereich Klimaanpassung sind die Reduktion klimabedingter Risiken bzw. die Nutzung von Chancen, ein verbesserter Umgang mit den klimabedingten Risiken und/oder eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit der Systeme. Bei den Indikatoren wird zwischen Impact-Indikatoren (= Auswirkungen des Klimawandels) und Response-Indikatoren (= Wirkung einer Anpassungsmassnahme) unterschieden.
Impact Indikator: Hitzebedingte Todesfälle
Durch den Klimawandel haben die mittleren Sommertemperaturen in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Hohe Temperaturen können für die menschliche Gesundheit eine Belastung darstellen und zum Tod führen. Der Indikator schätzt die jährliche Anzahl Todesfälle, die statistisch auf Hitzebelastung im Kantion Aargau zwischen Mai und September zurückzuführen sind.
Response Indikator: Kantonale Managementpläne Hitzebelastung
Der Indikator gibt anhand eines Punktesystems Auskunft über das kantonale Management bei erhöhter Hitzebelastung. Die maximale Punktezahl ist 100. Das Punktesystem bewertet das Vorhandensein von Managementplänen, deren Inhalte und Controlling-Mechanismen, als auch davon abgeleitete Massnahmen für verschiedene Zielgruppen und Ereignisse, und schliesslich die Evaluation und das Monitoring der Massnahmen.