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Massnahmenplan

Klimaresilientes Waldmanagement

Das Ziel des Handlungsfelds ist die Erhöhung der Resilienz des Aargauer Waldes gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Dazu soll die Waldbewirtschaftung auf die zukünftig erwarteten Standortbedingungen ausgerichtet werden. Bezüglich der verstärkten Nutzung der Wälder als kühler Erholungsraum sollen mögliche Synergien genutzt und Konflikte gelöst werden. Ein spezieller Fokus wird auf die Förderung von Feucht- und Nasswäldern gelegt.

Der Klimawandel wird deutliche Auswirkungen auf den Wald haben. Neben der Erwärmung wird die zunehmende Sommertrockenheit auch für heute gut mit Wasser versorgte Waldstandorte zu Defiziten im Wasserhaushalt führen. Dies wiederum beeinflusst die Nährstoffkreisläufe. Die Vegetationshöhenstufen verschieben sich durch den Klimawandel in höhere Lagen. Das bedeutet, dass einige Baumarten zunehmend unter Druck kommen. Weil mit Fichte, Weisstanne und Buche die häufigsten Baumarten des Aargaus betroffen sind, werden grössere Veränderungen der Waldbilder erwartet. Zusätzlich können sich unter den veränderten klimatischen Bedingungen gebietsfremde Arten plötzlich heimisch fühlen und sich vermehren. Um die Waldleistungen auch in Zukunft zu sichern, wird eine Waldbewirtschaftung angestrebt, die eine sukzessive Anpassung des Waldes an die sich verändernden Bedingungen optimal unterstützt.

Handlungsfeld

Der Klimawandel wird deutliche Auswirkungen auf den Wald haben. Neben der Erwärmung wird die zunehmende Sommertrockenheit für heute gut mit Wasser versorgte Waldstandorte zu Defiziten im Wasserhaushalt führen. Dies wiederum beeinflusst die Nährstoffkreisläufe. Die Erwärmung wird weiter Einflüsse auf ökophysiologische Prozesse, die genetische Variation der Bäume, das Wachstum von Einzelbäumen, die Mortalität, die Baumartenverbreitung, die Standorteignung usw. haben. Zusätzlich können sich unter den veränderten klimatischen Bedingungen gebietsfremde Arten plötzlich heimisch fühlen und sich vermehren.

Die Vegetationshöhenstufen verschieben sich durch den Klimawandel in höhere Lagen. Dadurch kommt es zu Standortsveränderungen. Das bedeutet, dass einige Baumarten zunehmend unter Druck kommen werden. Weil mit Fichte, Weisstanne und Buche die häufigsten Baumarten des Aargaus betroffen sein werden oder bereits sind, werden grössere Veränderungen der Waldbilder erwartet. Damit die Waldleistungen auch in Zukunft gesichert werden können, wird eine Waldbewirtschaftung angestrebt, welche eine sukzessive Anpassung des Waldes an die sich verändernden Bedingungen optimal unterstützt.

Damit die Wälder möglichst stabil und anpassungsfähig sind, braucht es eine hohe Vielfalt an Baumarten und Strukturen. Wichtig ist auch die genetische Vielfalt. Auch in Zeiten des Klimawandels bleibt der naturnahe Waldbau das Instrument für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes, der auch den Schutz und die Aufwertung des Waldes als Lebensraum sichert. Für die Anpassung sind Samenbäume wichtig, welche eine natürliche Verjüngung ermöglichen. Bei der Jungwaldpflege werden zunehmend auch Baumarten gefördert, welche bisher nur eine geringe Bedeutung hatten. Dies sind zum Beispiel Hagebuche, Feldahorn oder Birke. Auch gezielte Ergänzungspflanzungen mit trockenheitstoleranteren Arten sind möglich.

Die Waldwirtschaft ist durch eine mögliche Zunahme von Schäden am Wald durch Sturm oder Trockenstress mit Ertragseinbussen konfrontiert. Es fallen beispielsweise Räumungskosten an und es entsteht ein Überangebot an Holz, das nicht mehr als qualitativ wertvolles Bauholz genutzt werden kann (Problem der Lagerung).

Es ist weiter davon auszugehen, dass die Bevölkerung an heissen Tagen vermehrt den kühlen Wald aufsucht. Dadurch können verstärkte Nutzungskonflikte zwischen den Waldbesucherinnen und -besuchern auftreten, aber auch zwischen den Akteuren der Waldbewirtschaftung und den Waldbesuchenden. Die verstärkte Nutzung der Wälder als kühler Erholungsraum kann zudem Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt haben.

Zusätzlicher Nutzen

Wälder leisten einen wichtigen Beitrag an das Mikroklima, beispielsweise durch die Kühlung von nahegelegenen Siedlungsräumen. Zudem sind sie ein wichtiger Teil der ökologischen Infrastruktur und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Der Wald ist aber auch Rohstofflieferant und trägt als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei.

Schnittstellen

Stossrichtungen

Waldbewirtschaftung und Baumartenwahl auf zukünftig erwartete Standortbedingungen ausrichten

Oberstes Ziel der Waldbewirtschaftung ist die Gewährleistung der Waldleistungen Erholung, Holzproduktion, Biodiversität und Schutz vor Naturgefahren. Zur Begrenzung von Risiken durch den Klimawandel sollen die Wälder widerstandsfähig gegen Störungen sein (Resistenz). Auch soll die Fähigkeit der Wälder, sich nach Störungen wieder zu regenerieren, möglichst hoch sein (Resilienz). Als drittes Element soll der Waldbau eine gute Anpassungsfähigkeit ermöglichen.

Konkret umgesetzt wird die Anpassung der Wälder an den Klimawandel mit dem waldbaulichen Instrumentarium der Verjüngung, Jungwaldpflege und Durchforstung (Waldbewirtschaftung und Klimawandel). Es werden folgende Adaptati-onsziele verfolgt:

  • Erhöhung der Baumartenvielfalt (aktive Naturverjüngung)
  • Erhöhung der Strukturvielfalt
  • Erhöhung der genetischen Vielfalt
  • Erhöhung der Störungsresistenz der Einzelbäume
  • Reduktion der Umtriebszeiten beziehungsweise des Zieldurchmessers (situativ, nicht generell)

Bisher wurde der Aargauer Wald klar von der Buche und Fichte dominiert. Durch den prognostizierten Rückgang dieser beiden Arten aufgrund vermehrter Trockenperioden wird es deshalb zu grossen Veränderungen in der Baumartenzusammensetzung der Aargauer Wälder kommen. Im Moment ist keine Baumart bekannt, welche die gleiche Dominanz wie die Buche erreichen könnte. Die Zusammensetzung des natürlichen Waldes ist deshalb noch mit Unsicherheiten behaftet – klar ist aber, dass der Naturwald insgesamt vielfältiger sein wird.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Neben der fachlichen Beratung kann der Kanton Anreizsysteme wie das Massnahmenpaket 2021–2024 Bewältigung Waldschäden durch Borkenkäfer, Trockenheit, Eschenwelke und Sturmereignisse 2020 sowie die Beiträge an die Jungwaldpflege in Richtung klimaresistentere Wälder lenken.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Konfliktpotenzial auf kantonaler Ebene

  • Unter den veränderten klimatischen Bedingungen können sich gebietsfremde Arten plötzlich heimisch fühlen und sich vermehren, siehe auch Handlungsfeld Klimaangepasste Landwirtschaft, Stossrichtung "Schäden durch Neobiota und landwirtschaftliche Schadorganismen minimieren" sowie Handlungsfeld Leben und Arbeiten mit dem Klimawandel, Stossrichtung "Langzeitüberwachung und Bekämpfung von neuen Krankheiten, gesundheitsschädigenden Substanzen und invasiven Arten"
  • Wärmere Winter haben zur Folge, dass die Böden oft nicht mehr gefroren sind. Waldbewirtschaftung bei nicht gefrorenen Böden hat Auswirkungen auf die Bodenqualität (Verdichtung) und damit negative Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum, den Boden als Lebensraum und die CO₂-Speicherleistung. Siehe zum Beispiel Klimaschutz, siehe Handlungsfeld Wald als Kohlenstoffspeicher

Synergien zwischen Wald als Lebens- und Erholungsraum identifizieren und Konflikte lösen

Mit rund 35 Prozent der Kantonsfläche ist der Wald im Aargau ein wichtiger Freizeit- und Erholungsraum. Wandern und Spazieren ist die häufigste Tätigkeit der Erholungssuchenden. Dem Wald wird bei lang andauernden hohen Sommertemperaturen erhöhte Bedeutung als kühlender Erholungsraum für die Bevölkerung zukommen. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Waldökosysteme durch Auswirkungen des Klimawandels (Sommertrockenheit usw.).

Die verstärkte Nutzung der Wälder durch Erholungssuchende kann sowohl auf das Ökosystem Wald als auch auf die Waldbewirtschaftung Auswirkungen haben. Einzelne, kurzzeitige Störungen werden verkraftet. Sind Störeinflüsse dagegen zu häufig oder zu lange oder erfolgen sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt, so kann das zu Belastungen im Lebensraum führen. Daneben besteht das Bedürfnis den "kühlen Wald" insbesondere während Hitzeperioden als Freiraum für den Menschen zu nutzen. Es liegt auf der Hand, dass in stadt- und agglomerationsnahen Wäldern die Intensität der Freizeitnut-zung in der Regel grösser ist als in Wäldern des ländlichen Raumes.

Für die Herausforderungen des Klimawandels und die sich verändernden Ansprüche an den Wald muss das System- und Zielverständnis für die zukünftige Waldnutzung weiterentwickelt werden. Dabei müssen Fragen beantwortet werden, welche Waldformen an welchen Orten diese Funktionen optimal erfüllen können und welche finanziellen Konsequenzen daraus entstehen.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Auf der Basis der Aargauer Waldgesetzgebung und der Planungsinstrumente besteht für den Kanton die Möglichkeit zur Lenkung der Waldnutzungen. Diese müssen weiterentwickelt werden, um die aktuellen Bedürfnisse zu erfassen.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Feucht- und Nasswälder fördern

Die Waldfläche des Kantons Aargau umfasst ungefähr 48'500 Hektaren; dies entspricht einem Drittel der Kantonsfläche. Feucht- und Nasswälder, mitsamt den Auen, machen fünf bis sechs Prozent der Waldfläche oder knapp zwei Prozent der Kantonsfläche aus. Der Grossteil der Feucht- und Nasswälder liegt im Mittelland.

Feucht- und Nasswälder sind wegen ihrer besonders hohen Artenvielfalt und Seltenheit wichtig. Durch Wiedervernässungsmassnahmen wie das Verschliessen von Entwässerungsgräben können die zumeist vor über hundert Jahren entwässerten Feuchtgebiete teilweise wiederhergestellt werden. Neben dem Wert für die Artenvielfalt wird in diesen Gebieten ein Beitrag zur Rückhaltung von Wasser geleistet, was in Trockenzeiten von immer grösserer Bedeutung sein wird.

Handlungsmöglichkeiten Kanton

Im Rahmen der vom Kanton unterstützten Naturschutzprogramme können Feuchtgebiete wiederhergestellt werden. Die Waldgesetzgebung schützt zudem Feuchtstandorte im Wald vor weiteren Entwässerungsmassnahmen.

Synergiepotenzial auf kantonaler Ebene

Klima-Metrik

Die Klima-Metrik überprüft mithilfe von verschiedenen Indikatoren den Fortschritt in der Umsetzung der Klimastrategie des Kantons, die aus Klimakompass und Massnahmenplan besteht. Die übergeordneten Ziele im Bereich Klimaanpassung sind die Reduktion klimabedingter Risiken bzw. die Nutzung von Chancen, ein verbesserter Umgang mit den klimabedingten Risiken und/oder eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit der Systeme. Bei den Indikatoren wird zwischen Impact-Indikatoren (= Auswirkungen des Klimawandels) und Response-Indikatoren (= Wirkung einer Anpassungsmassnahme) unterschieden.

Impact Indikator: Wasserverfügbarkeit für Waldbäume

Der Indikator gibt Auskunft über den durchschnittlichen Bodenwassergehalt von drei* Wald-Messstationen im Kanton Aargau. Es wird die jährliche Anzahl Tage mit einem Bodenwassergehalt von unter 40% ausgewiesen. Wenn der Bodenwassergehalt unter 40% sinkt, ist die Wasseraufnahme durch die Wurzeln stark eingeschränkt, was zu erheblichen Folgeschäden für betroffene Bäume führen kann. *Ab 2020 stehen nur noch 2 Standorte zur Verfügung.

Datenquelle: Institut für angewandte Pflanzenbiologie (IAP)

Anzahl Tage pro Jahr mit relativem Bodenwassergehalt <40%

Response Indikator: Fichten- und Eichenanteile

Die Daten der Aargauer Waldinventur (AWI) werden nur alle zehn Jahre erhoben, beim Landesforstinventar (LFI) finden die Erhebungen leicht verschoben statt aber mit ähnlichen Zeiträumen. Langfristig sind die Indikatoren deshalb interessant, weil die Fichte stark auf durch den Klimawandel bedingte Veränderungen reagiert. So wird die Fichte schon länger nicht mehr als klimafitte Baumart eingestuft, da sie mit den längeren Trockenperioden, welche mit den Klimawandel einhergehen, nicht gut zurecht kommt (Huber et al, 2021). Die Eiche ist im Gegensatz dazu besser an die Trockenheit und Hitze angepasst und die Begründung junger Eichenbestände wird auch mit kantonalen Fördergeldern unterstützt. Diese Förderung ist bisher in den Zahlen noch nicht ersichtlich. Der Einfluss des Sturmes Lothar ist in den Fichtendaten des LFI erkennbar an der Reduktion um drei Prozent von der Erhebung 1993–1995 zur Erhebung 2004–2006. Es ist zu bedenken, dass Abläufe im Wald immer über sehr lange Zeiträume geschehen und die Auswahl der gepflanzten Baumarten nicht nur aufgrund des Klimawandels erfolgen.

Datenquelle: Landesforstinventar (LFI) & Aargauer Waldinventur (AWI)

Eichen- und Fichtenanteil im Aargauer Wald gemäss LFI und AWI