INV-VIN906 "S'Schlossers-Huus", Vorstadt 1, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-VIN906
Signatur Archivplan:VIN906
Titel:"S'Schlossers-Huus", Vorstadt 1
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Villnachern
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorstadt
Adresse:Vorstadt 1
Versicherungs-Nr.:86
Parzellen-Nr.:602
Koordinate E:2654498
Koordinate N:1258125
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654498&y=1258125

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus mit Gewerbelokal

Dokumentation

Würdigung:Typologisch interessantes Wohn- und Gewerbehaus, das den Platz vor dem denkmalgeschützten ehemaligen Zehntenhaus (kantonales Denkmalschutzobjekt VIN002) nach Osten wirkungsvoll flankiert. Das unter einem Kreuzgiebeldach geborgende Gebäude setzt sich aus einem gemauerten Wohn- und Werkstattteil mit auffallend breiter Stirnfront aus der Zeit um 1800 und einer vermutlich in Etappen 1840 und 1881 traufseitig angebauten Scheune mit zwei Ställen und aussenliegendem Tenn zusammen. Dem markanten Gebäude mit der ungewohnten Nutzungskonstellation kommt als ehemalige Hufschmiede und Schlosserei eine erhebliche lokalgeschichtliche Bedeutung zu. Zusammen mit dem ehemaligen Zehntenhaus (kantonales Denkmalschutzobjekt VIN002) bildet es eine kompakte Baugruppe am nordöstlichen Rand der historischen Bebauung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Wohnteil des heutigen Bauernhauses dürfte bereits um 1800 bestanden haben. Im ersten Brandkataster von 1809 wird das Gebäude als „zweistö[cki]ge mit Ziegeln gedekte Hufschmiten“ verzeichnet, welche dem Schlosser Hans Ulrich Hartmann gehörte [1]. Nach dessen Tod ging die Liegenschaft 1830 an seine Frau Barbara und 1833 an den mutmasslichen Sohn Hans Jakob Hartmann über, der die Schlosserwerkstatt weiterführte. 1840 wurde das steinerne Wohnhaus, welches nebst der Werkstatt einen gewölbten Keller besass, renoviert und durch einen vermutlich bereits quergieblig an der Ostseite anschliessenden Scheunenanbau erweitert [2]. Erneut „verbessert“ wurde das Gebäude durch den mittlerweile als Lehrer tätigen Hans Jakob Hartmann 1869. 1876 wird ein steinerner Anbau erwähnt, der auf der Rückseite zu vermuten ist. Unter dem Nachfolger Karl Hartmann, Gemeinderat, erhielt der Scheunentrakt 1881 seine heutige Dimension und Anlage mit zwei Ställen und aussenliegendem Tenn. 1899 erscheint die Schlossereiwerkstatt nicht mehr im Kataster, dafür sind mehrere (Schopf-)anbauten aufgeführt. Erstere wurde im Verlauf der Zeit zu einer Garage umfunktioniert, der Wohnteil im Innern 1985 renoviert [3].
Das Haus befindet sich nach wie vor im Familienbesitz Hartmanns. Die Bezeichnung "s'Schlossers-Huus" war bis in die jüngere Zeit geläufig.
Beschreibung:Unmittelbar neben dem denkmalgeschützten ehemaligen Zehntenhaus (VIN002) stehendes Bauernhaus, das die historische Bebauung der Vorstadt nach Nordosten abschliesst.
Der breit gelagerte Baukörper besteht aus einem rechtwinklig zum benachbarten Zehntenhaus gerichteten Wohnteil und einem quergieblig nach Osten anschliessenden Ökonomietrakt. Der aus verputztem Mauerwerk aufgeführte, zweigeschossige Wohnteil trägt ein knappes, geknicktes Satteldach (Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen) mit einfacher Biberschwanzeindeckung. Die nach Südosten orientierte Stirnfront zeigt eine ungewöhnliche firstparallele Unterteilung in Wohnung und Werkstatt. Drei regelmässig verteilte Achsen mit breiten Rechtecklichtern gliedern in spätklassizistisch geprägter Weise die westlichen zwei Drittel der Fassade, während das östliche Drittel mit Ausnahme eines Garagentors, des mutmasslichen ehemaligen Werkstatteingangs, keine Öffnungen aufweist. In das Giebelfeld sind drei kleinformatige Fenster eingelassen. Die mit einem Ladenfalz versehenen Gewände sind aus gelblichem Muschelkalk gehauen, desgleichen die breite Toreinfahrt. Bauzeitliche Einfassungen sind auch an der zweiachsigen Westfassade erhalten, wo der ehemalige Ort des alten Hauseingangs noch erkennbar ist (vor 1979 an die stark veränderte Hausrückseite verlegt).
Unter der Stube und Nebenstube, welche das südseitige Vorderhaus besetzen, erstreckt sich quer zur Firstrichtung ein niedriger, tonnengewölbter Keller. Darin befindet sich ein Sodbrunnen, dessen Öffnung mit einer Steinplatte abgedeckt ist (gemäss Kurzinventar 1998).
Der in Mischbauweise erstellte Scheunentrakt birgt unter einem schwach geneigten Satteldach mit grosszügigem Vorschermen zwei Ställe und ein aussenliegendes Tenn. Die noch aus dem 19. Jh. stammenden Stalltüren und das Tenntor sind mit dekorativen rautenförmigen Aufdoppelungen versehen. Die schlichte Bretterverschalung der Heubühnenwand wird einzig über dem inneren Stall von einer mit Holzlamellen verschlossenen Lüftungsöffnung aufgebrochen. Indiz für eine etappierte Entstehung der bestehenden Scheune sind die unterschiedlichen Baumaterialien an den gemauerten Stallfronten. So dürften die Muschelkalkgewände des inneren Stalls (vgl. Bilddokumentation, Kurzinventar 1998, heute nur noch am kleinen, querrechteckigen Fenster vorhanden) noch Bestandteil des Scheunenanbaus von 1840 sein, während die östliche Hälfte mit dem zweiten Stall und dem daneben liegenden Tenn vermutlich 1881 hinzugekommen ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938. - Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
[2] Dieser Scheunenanbau nahm vermutlich nur die halbe Länge der heute noch bestehenden Scheune ein und dürfte an der Stallfront noch an den Muschelkalkgewänden des ersten, direkt neben dem Wohnteil liegenden Stallteils abzulesen sein. Die ungenaue Darstellung auf der Michaeliskarte um 1840 und den Siegfriedkarten von 1880 und 1940 lässt nicht immer eine eindeutige Interpretation der Firstrichtungen zu und vernachlässigt die getreue Wiedergabe von Anbauten.
[3] "Villnacher Bauer plant Siedlungshof", in: Badener Tagblatt, 7. Nov. 1985, S. 33.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0210-0212: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Villnachern 1809-1850.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46926
 

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