INV-OFT912A Klösterli Langernweg 23, 1813 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFT912A
Signatur Archivplan:OFT912A
Titel:Klösterli Langernweg 23
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Weichler
Hist. Name Objekt:Klösterli
Adresse:Langernweg 23
Versicherungs-Nr.:343
Parzellen-Nr.:1667
Koordinate E:2637034
Koordinate N:1241067

Chronologie

Entstehungszeitraum:1813
Grundlage Datierung:Inschrift (Büge)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:OFT912B, OFT912C
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:1813 (Büge)
Würdigung:In der Art eines bernischen Stocks errichtetes spätbarockes Wohnhaus von 1813, das mit drei weiteren Gebäuden eine intakte ländlich-gewerbliche Baugruppe bildet. Hierzu gehören das vermutlich gleichaltrige abgewinkelte Nachbargebäude Langernweg 21 (Bauinventarobjekt OFT912B), ein etwas jüngeres Wohn- und Gewerbehaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Langernweg 19; Bauinventarobjekt OFT912C) sowie ein stärker verändertes Ökonomiegebäude. Den gut erhaltenen Gebäuden kommt als Einzelbauten wie auch in ihrer hofartigen Gesamtanlage ein erheblicher bau- und nutzungsgeschichtlicher Zeugenwert zu. Darüber hinaus entfaltet die unmittelbar am Waldrand gelegene und mit einem grosszügigen vorgelagerten Ziergarten ausgestattete Liegenschaft "Klösterli" einen hohen Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die nordöstlich des alten Dorfs am Hangfuss gelegene Baugruppe Weichler erstreckt sich entlang einem streckenweise vom Lauterbach begleiteten Fahrsträsschen [1]. Die Bezeichnung der vorliegenden Liegenschaft Zimmerli als "Klösterli" bezieht sich auf eine Überlieferung in der Zimmerli-Chronik, wonach im "weychler zu Offtringen" früher ein Kloster gestanden habe [2]. Konkrete Spuren einer weiter zurückreichenden Bebauung sind heute allerdings nicht mehr auszumachen.
Als ältestes Gebäude der heutigen hofartigen Anlage ist das hier beschriebene Wohnhaus Langernweg 23 (Vers.-Nr. 343) zu bezeichnen, welches an den zierbeschnitzten Bügen mit 1813 datiert ist. Möglicherweise gleichzeitig oder nur wenig später entstand im rechten Winkel dazu das Gebäude Langernweg 21 (Vers.-Nr. 2411), vorerst wohl als zum Hauptbau gehörendes Nebengebäude mit Gewerbenutzung. Auf der Michaeliskarte um 1840 sind diese Verhältnisse in Form eines abgewinkelten Baukörpers dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Entsprechend werden im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ein "Wohngebäude von Mauer, 2 Stok, Mansarddach, gewölbter Keller und Ziegeldach" und ein "Gebäude von Mauer, 2stökig, Druckerei und Ökonomieeinrichtung, Ziegeldach" aufgeführt [3]. Bei einem weiteren, als "Holzhaus, 1stökig mit dreifachem Schweinestall von Mauer und Speicher" bezeichneten Objekt dürfte es sich um das in Teilen noch vorhandene bäuerliche Nebengebäude (Vers.-Nr. 2412) handeln. Eigentümer des Anwesens war Rudolf Zimmerli, von dem die Liegenschaft 1856 an Samuel und Rudolf Zimmerli, 1879 an Jakob Zimmerli und 1899 an Jakob Zimmerli-Woodtli überging.
Kurz vor 1850 erfuhr die Baugruppe "Klösterli" eine Erweiterung, indem rückwärtig ein neues, gewerblich genutztes Haus erstellt wurde (Langernweg 19; Bauinventarobjekt OFT912C) [4]. Im Brandkataster von 1850 ist dieses bereits als "Gebäude von Mauer, 2-stökig, Druckerei, Tröcknestube mit Ziegeldach, nebst 1-stökigem Anbau von Mauer, Farbhaus mit Ziegeldach" eingetragen". Wohl als Folge dieses Neubaus wurde das vormalige Gewerbegebäude Langernweg 21 zu Wohnzwecken umgenutzt.
In der Zeit um 1900 scheint die gewerbliche Nutzung als Textildruckerei und Färberei auf dem Klösterliareal ein Ende gefunden zu haben; seither werden die Liegenschaften zu Wohnzwecken und als Atelierräume genutzt. Ab 1980 erfolgte eine sukzessive Renovation der Gebäude.
Beschreibung:Die harmonisch in sich geschlossene Baugruppe "Klösterli" erhebt sich am nordöstlichen Rand des Siedlungsgebietes, unmittelbar am Fuss des bewaldeten Langernhügels. Den Hauptakzent setzen die zwei rechtwinklig zueinander gestellten Baukörper des alten Wohnhauses Langernstrasse 23 (Bauinventarobjekt OFT912A) und des ursprünglichen Gewerbegebäudes Langernweg 21 (Bauinventarobjekt OFT912B). Diese rahmen einen grosszügigen Ziergarten mit Blumenbeeten, Rasenflächen und Büschen, welcher strassenseitig noch eine alte Einfriedung bewahrt.
Das mit Firstrichtung Südwest-Nordost giebelständig zur Strasse ausgerichtete alte Wohnhaus ist ein breitbehäbiger spätbarocker Mauerbau bernischer Prägung, geborgen unter einem abgewalmten Mansarddach mit Ründe und zierbeschnitzten Bügen, welche eine Sternensymbol und das geteilte Baujahr 1813 zeigen. Die strassenseitige Schaufassade tritt mit Keller- und zwei Wohngeschossen, vier regelmässigen Fensterachsen und lisenengefasstem Eckverband durchaus prominent in Erscheinung, während die Hausrückseite aufgrund der ausgeprägten Hanglage lediglich eingeschossig ausgebildet ist. Die sorgfältig in Haustein gearbeiteten Tür- und Fenstergewände weisen teils spätbarocke Stichbogenformen, teils auch klassizistisch geprägte Rechteckformen auf.
Auf der südöstlichen Traufseite liegt der über eine zweiläufige Freitreppe erreichbare Hauseingang ins Hochparterre. Über die rückwärtige Stirnseite zieht sich eine hölzerne Laubenfront mit Aufgang in den als Vollgeschoss genutzten und mit Lukarnen belichteten Dachraum. Von der Hausrückseite gelangt man auch in den halb eingetieften Gewölbekeller, der mit firstparalleler Ausrichtung einen Grossteil der Gebäudefläche einnimmt. Im grosszügig als offener Wohnraum gestalteten Hochparterre ist die kräftige, auf einen neueren Unterzug abgestützte Deckenbalkenlage mit Schiebeboden sichtbar belassen. Zur historischen Ausstattung gehört ein Tafelparkett aus Hartholz. Das Mansardgeschoss mit den Schlafräumen und das Dachraum sind modern ausgebaut.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Die Flurbezeichnung "Weichler" (Winkler) lässt sich vom Begriff "im Winkel" herleiten, mit dem ein in den Waldsaum hineinreichendes offenes Gelände gemeint ist. Die stets wieder angeführte Erklärung des Namens als "geweihtes Land", welches in Zusammenhang mit einem angeblich existierenden Kloster gestanden hätte, erweist sich als wenig stichhaltig (Hämmerli 1974, S. 29-30).
[2] Die im Staatsarchiv Luzern aufbewahrte Zimmerli-Chronik besagt zum Jahr 1309: "Es soll auch zu Offtringen ein kloster gewäsen sein, da dissmal Der Weychler kloster matt genant worden, vnd soll dass gemauwert Hauss ein Pfaffen hauss gewäsen seyn"; zitiert nach Chronik des Bernhard Zimmerli auf Luterbach, in: Zofinger Neujahrsblätter 1958, S.89.
[3] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
[4] Da das Gebäude auf der Michaeliskarte um 1840 noch nicht eingezeichnet, im Brandkataster von 1850 aber bereits aufgeführt ist, kann von einer Entstehungszeit zwischen 1840 und 1850 ausgegangen werden.
Literatur:- Chronik des Bernhard Zimmerli auf Luterbach, in: Zofinger Neujahrsblätter 1958, S.86ff.
- Edwin Hämmerle, Flurnamen von Oftringen, in: Zofinger Neujahrsblatt 1974, S. 25-30.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44604
 

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