INV-OFT912B Klösterli Langernweg 21, 1813 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OFT912B
Signatur Archivplan:OFT912B
Titel:Klösterli Langernweg 21
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Traufansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Weichler
Hist. Name Objekt:Klösterli
Adresse:Langernweg 21
Versicherungs-Nr.:2411
Parzellen-Nr.:1667
Koordinate E:2637030
Koordinate N:1241082

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1813
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:OFT912A, OFT912C
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Färberei, Bleiche

Schutz / Status

Status Bauinventar:Separiert von OFT912

Dokumentation

Würdigung:Vermutlich gleichzeitig wie das Wohnhaus Langernweg 23 (Bauinventarobjekt OFT912A) um 1813 entstandenes, im rechten Winkel dazu stehendes Nebengebäude, das vorerst als Gewerberaum genutzt und später zu Wohnzwecken umfunktioniert wurde. Zusammen mit einem etwas jüngeren Wohn- und Gewerbehaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Langernweg 19; Bauinventarobjekt OFT912C) sowie einem stärker veränderten Ökonomiegebäude ergibt sich eine intakte ländlich-gewerbliche Baugruppe von grossem bau- und nutzungsgeschichtlichem Zeugenwert. Darüber hinaus entfaltet die unmittelbar am Waldrand gelegene und mit einem grosszügigen vorgelagerten Ziergarten ausgestattete Liegenschaft "Klösterli" einen erheblichen Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die nordöstlich des alten Dorfs am Hangfuss gelegene Baugruppe Weichler erstreckt sich entlang einem streckenweise vom Lauterbach begleiteten Fahrsträsschen [1]. Die Bezeichnung der vorliegenden Liegenschaft Zimmerli als "Klösterli" bezieht sich auf eine Überlieferung in der Zimmerli-Chronik, wonach im "weychler zu Offtringen" früher ein Kloster gestanden habe [2]. Konkrete Spuren einer weiter zurückreichenden Bebauung sind heute allerdings nicht mehr auszumachen.
Als ältestes Gebäude der heutigen hofartigen Anlage ist das Wohnhaus Langernweg 23 (Vers.-Nr. 343) zu bezeichnen, welches an den zierbeschnitzten Bügen mit 1813 datiert ist. Möglicherweise gleichzeitig oder nur wenig später entstand im rechten Winkel dazu das hier beschriebene Gebäude Langernweg 21 (Vers.-Nr. 2411), vorerst wohl als zum Hauptbau gehörendes Nebengebäude mit Gewerbenutzung. Auf der Michaeliskarte um 1840 sind diese Verhältnisse in Form eines abgewinkelten Baukörpers dargestellt (vgl. Bilddokumentation). Entsprechend werden im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ein "Wohngebäude von Mauer, 2 Stok, Mansarddach, gewölbter Keller und Ziegeldach" und ein "Gebäude von Mauer, 2stökig, Druckerei und Ökonomieeinrichtung, Ziegeldach" aufgeführt [3]. Bei einem weiteren, als "Holzhaus, 1stökig mit dreifachem Schweinestall von Mauer und Speicher" bezeichneten Objekt dürfte es sich um das in Teilen noch vorhandene bäuerliche Nebengebäude (Vers.-Nr. 2412) handeln. Eigentümer des Anwesens war Rudolf Zimmerli, von dem die Liegenschaft 1856 an Samuel und Rudolf Zimmerli, 1879 an Jakob Zimmerli und 1899 an Jakob Zimmerli-Woodtli überging.
Kurz vor 1850 erfuhr die Baugruppe "Klösterli" eine Erweiterung, indem rückwärtig ein neues, gewerblich genutztes Haus erstellt wurde (Langernweg 19; Bauinventarobjekt OFT912C) [4]. Im Brandkataster von 1850 ist dieses bereits als "Gebäude von Mauer, 2-stökig, Druckerei, Tröcknestube mit Ziegeldach, nebst 1-stökigem Anbau von Mauer, Farbhaus mit Ziegeldach" eingetragen". Wohl als Folge des erwähnten Neubaus wurde das vormalige Gewerbegebäude Langernweg 21 zu Wohnzwecken umgenutzt. Fortan erscheint es in den Brandkatasterakten als „Wohnhaus, 2-stökig, mit Laube und Treppenhaus, von Stein und Holz“.
In der Zeit um 1900 scheint die gewerbliche Nutzung als Textildruckerei und Färberei auf dem Klösterliareal ein Ende gefunden zu haben; seither werden die Liegenschaften zu Wohnzwecken und in jüngerer Zeit auch als Atelierräume genutzt. Ab 1980 erfolgte eine sukzessive Renovation der Gebäude.
Beschreibung:Die harmonisch in sich geschlossene Baugruppe "Klösterli" erhebt sich am nordöstlichen Rand des Siedlungsgebietes, unmittelbar am Fuss des bewaldeten Langernhügels. Den Hauptakzent setzen die zwei rechtwinklig zueinander gestellten Baukörper des alten Wohnhauses Langernstrasse 23 (Bauinventarobjekt OFT912A) und des ursprünglichen Gewerbegebäudes Langernweg 21 (Bauinventarobjekt OFT912B). Diese rahmen einen grosszügigen Ziergarten mit Blumenbeeten, Rasenflächen und Büschen, welcher strassenseitig noch eine alte Einfriedung bewahrt.
Das mit Firstrichtung Nordwest-Südost im rechten Winkel zum alten Wohnhaus stehende und mit diesem durch eine hölzerne Laube verbundene Gebäude präsentiert sich als zweigeschossiger spätbarocker Mauerbau mit ausladendem Gehrschilddach. Die Längsseiten sind mit drei, die Stirnseiten mit zwei Fensterachsen regelmässig gegliedert, wobei das erdgeschossige Mittelfenster der südwestlichen Schaufront nachträglich zu einem Gartenausgang umgestaltet wurde. Der schmucke Baukörper wird von gequaderten Ecklisenen mit üppig ausgebildeten Kapitellen gerahmt. Diese weisen ebenso wie die stichbogigen Fenstergewände und die wulstig profilierten Gesimse spätbarocke Züge auf. Gleiches gilt für die als Hohlkehle ausgebildete traufseitige Dachuntersicht.
Die getrennten Zugänge zu den beiden Geschossen befinden sich beide auf der Hausrückseite. Das Parterre wird heute als Atelierraum genutzt. Der Zugang zur kleinen Wohnung im Obergeschoss erfolgt über eine Aussentreppe und einen hölzernen Laubengang. Das stichbogige Türgewände ist hier mit einem skulptierten Schlussstein versehen, welcher ein für einen Hauseingang eher ungewöhnliches Muschel- und Girlandenmotiv ohne Inschrift zeigt. Die Wohnungsausstattung mitsamt dem braunen Kachelofen dürfte aus der Mitte des 20. Jh. stammen.
Anmerkungen:[1] Die Flurbezeichnung "Weichler" (Winkler) lässt sich vom Begriff "im Winkel" herleiten, mit dem ein in den Waldsaum hineinreichendes offenes Gelände gemeint ist. Die stets wieder angeführte Erklärung des Namens als "geweihtes Land", welches in Zusammenhang mit einem angeblich existierenden Kloster gestanden hätte, erweist sich als wenig stichhaltig (Hämmerli 1974, S. 29-30).
[2] Die im Staatsarchiv Luzern aufbewahrte Zimmerli-Chronik besagt zum Jahr 1309: "Es soll auch zu Offtringen ein kloster gewäsen sein, da dissmal Der Weychler kloster matt genant worden, vnd soll dass gemauwert Hauss ein Pfaffen hauss gewäsen seyn"; zitiert nach Chronik des Bernhard Zimmerli auf Luterbach, in: Zofinger Neujahrsblätter 1958, S.89.
[3] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
[4] Da das Gebäude auf der Michaeliskarte um 1840 noch nicht eingezeichnet, im Brandkataster von 1850 aber bereits aufgeführt ist, kann von einer Entstehungszeit zwischen 1840 und 1850 ausgegangen werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Chronik des Bernhard Zimmerli auf Luterbach, in: Zofinger Neujahrsblätter 1958, S.86ff.
- Edwin Hämmerle, Flurnamen von Oftringen, in: Zofinger Neujahrsblatt 1974, S. 25-30.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133127
 

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