INV-OFT904 Schulhaus Oberfeld, 1912-1913 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OFT904
Signatur Archivplan:OFT904
Titel:Schulhaus Oberfeld
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberfeld
Adresse:Zürichstrasse 32
Versicherungs-Nr.:646
Parzellen-Nr.:1823
Koordinate E:2637056
Koordinate N:1240272

Chronologie

Entstehungszeitraum:1912 - 1913
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schul- und Gemeindehaus

Dokumentation

Autorschaft:Joss & Klauser, Bern (Architekten)
Würdigung:Das Schulhaus im Oberfeld wurde 1912/13 als drittes Schulgebäude in der Gemeinde durch die Berner Architekten Joss & Klauser projektiert und ausgeführt. Es handelt sich um einen ausgesprochen qualitätvollen Heimatstilbau mit originellen, detailreich gestalteten Fassaden, deren Dekorelemente aus sorgfältig gearbeitetem Kunststein und Haustein bestehen. In der Gesamtanlage besticht der Gebäudekomplex durch ein grosszügiges und durchdachtes Raumkonzept, welches unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gerecht werden musste. Mit dem wenig später entstandenen Pfarrhaus und der Kirche (Bauinventarobjekte OFT901, 902) sowie diversen jüngeren Schulgebäuden gehört die Anlage zu einer Gruppe von öffentlichen Bauten, welche den südöstlichen Siedlungsrand von Oftringen dominieren.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Angesichts der stark zunehmenden Bevölkerungszahlen, der eng gewordenen Raumverhältnisse in der Gemeindeverwaltung und des Fehlen eines Gemeindesaales wurde von der Gemeindeversammlung schon 1894 der Bau eines dritten Schulhauses beschlossen [1]. Vorerst aber scheiterten die Bemühungen an der Bauplatzfrage. Schliesslich konnte das dringend benötigte Schul- und Gemeindehaus im Oberfeld verwirklicht und am 12. Oktober 1913 mit einem Kinderfest eingeweiht werden. Ausschlaggebend für die Standortwahl war die zentrale Lage in der weitläufigen Gemeinde, auch wenn die Anlage damals noch aufs freie Feld zu stehen kam (vgl. Flugaufnahme von Walter Mittelholzer aus den späten 1920er Jahren in der Fotodokumentation).
Das Preisgericht des 1911 durchgeführten Einladungswettbewerbs empfahl das Projekt der Berner Architekten Walter Joss und Hans Klauser wegen der geschickten Gliederung zur Ausführung [2]. 1912/13 wurde der mit 370'000 Franken veranschlagte Neubau durch Joss & Klauser ausgeführt [3]. Im Westflügel des Hauptgebäudes fand zunächst auch die Gemeindeverwaltung Platz (heute Gemeindebibliothek). Südlich an die Turnhalle wurde ein Kirchensaal mit Kanzel, Orgel und Abendmahltisch angefügt, worin bis zur 1934 erfolgten Einweihung der Kirche (Bauinventarobjekt OFT901) der Gottesdienst abgehalten wurde. Das vorderhand noch nicht ausgebaute Dachgeschoss erhielt bereits zur Bauzeit eine ausreichende Belichtung durch diverse Aufbauten, womit die Voraussetzungen für einen späteren Einbau von Schulräumen bereits geschaffen wurden.
1960 wurde gegen Süden eine zweite Turnhalle angefügt und der Gebäudetrakt durch einen eingeschossigen Flachdachanbau zusätzlich erweitert.
Beschreibung:Das Kernstück des Gebäudekomplexes bildet das grossvolumige, mit einem Gehrschilddach besetzte Schulhaus, in dessen Westflügel früher die Gemeindeverwaltung untergebracht war (heute Gemeindebibliothek). Abgewinkelt schliesst gegen Süden hin ein langgestreckter, niedrigerer Trakt mit Turnhalle und ehemaligem Kirchensaal an (heute durch zweite Turnhalle und eingeschossigen Flachdachanbau erweitert). Die Turnhalle wird von einem kupferverkleideten Dachreiter mit Schulhausuhr und Glocke bekrönt. Das Verbindungsglied zum Hauptgebäude bildet ein eingeschossiger Zwischentrakt mit Mansarddach und arkadenartigem Laubengang zur Strasse hin. Dieser Gebäudeteil enthält einen Singsaal, zwei ehemalige Gefängniszellen und darüber eine Abwartwohnung.
Der dreigeschossig aufragende Hauptbaukörper des Schulhauses wird von einer Muschelkalk-Eckquaderung gefasst und mittels Dachaufbauten symmetrisch gegliedert. Die südgerichtete, hofseitige Hauptfassade ist grosszügig mit in drei Vierergruppen angeordneten Fensterflächen besetzt. Die strassenseitige Eingangsfront wird erdgeschossig von eckständigen, ganz in Haustein gearbeiteten Vorbauten flankiert, welche über einem polygonalen Grundriss verfügen und mit Walmdächern abschliessen. Die Pfosten ihrer gekuppelten Fenster sind mit unterschiedlichen Motiven verziert, welche sich auf Unterrichtsfächer beziehen. Der linke Vorbau beherbergt ein Lehrerzimmer, der rechte heute die Dorfbibliothek mit separatem Zugang. Das mittig angelegte Hauptportal mit skulptiertem Gemeindewappen und dem Baudatum 1913 am Sturz ist gleich wie die Fensterfassungen und die Zierelemente sorgfältig aus Kunststein gefertigt. Das grosszügige, original erhaltene Treppenhaus mit schmuckem Eisengeländer nimmt in der Breite die mittlere, durch einen Zwerchgiebel überhöhte Fensterachse der Strassenfront ein. Auf der Dachfläche sitzen zu beiden Seiten des Zwerchgiebels zwei Lukarnen mit Art Déco-Motiven in den Giebelfeldern, die sich zum Teil an den Fenstervergitterungen wiederholen.
Im Innern des sind die hofseitig ausgerichteten Unterrichtsräume durch grosszügige Korridore erschlossen. Anders als bei älteren Schulbauten wurden die Klassenzimmer konsequent nach Süden, zur Sonne hin ausgerichtet, wogegen der strassenseitige Bezug als weniger wichtig erachtet wurde. Der separat zugängliche westliche Gebäudeflügel mit den früheren Verwaltungsräumen wird heute als Gemeindebibliothek genutzt.
Wesentlich zur Gesamtwirkung der Schulanlage tragen die Aussenräume bei, welche strassen- wie auch hofseitig mit Baumreihen gefasst sind. Den erweiterten strassenseitigen Platz vor dem Verbindungsbau besetzt ein stattlicher Brunnen mit Gemeindewappen und Jahreszahl 1915 (Bauinventarobjekt OFT938C), auf der Hofseite findet sich als Pendant ein kleiner Wandbrunnen mit Jugendstilformen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Zum Schulhaus Oberdorf vgl. Eich 1957, S. 39; Hüssy 1993, S. 106.
[2] Das Projekt war zwar wegen Abweichungen vom Bauprogramm nicht zur Prämierung zugelassen, dennoch wurde es als geeignetster Entwurf zur Ausführung empfohlen. Ein 1.Preis wurde nicht vergeben; der 2.Preis ging ex aequo an die Entwürfe der Architekten Knell & Hässig, Zürich, und von Arx & Real, in Olten und Zürich; der 3.Preis an den Architekten BSA Otto Senn in Zofingen. Vgl. Schweizerische Baukunst 1911, S.184, 368.
[3] Zu den Berner Architekten Joss & Klauser vgl. Rucki/Huber 1998, S. 300.
Literatur:- Martin Eich, Oftringen einst und jetzt, Kleine Chronik der Gemeinde, Oftringen 1957.
- Annelies Hüssy, Oftringen, Die Geschichte eines Dorfes, Ofringen 1993.
- Josef Mäder, Oftringen in alten Ansichten, Zaltbommel (NL) 1984 (Nr. 46).
- Das Schul- und Gemeindehaus in Oftringen, in: Das Werk 4 (1917), S. 77-84.
- Isabelle Rucki/Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz 19./ 20.Jahrhundert, Basel 1998.
- Ruedi Hasler, Schulhausbau auf dem Lande. Ein Text- und Bilderbuch mit Beispielen aus dem Bezirk Zofingen (Zeitraum 1803-2008), MAS-Arbeit Berner Fachhochschule Burgdorf, 2008 (Bibliothek Kantonale Denkmalpflege), S. 56.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 40.
 

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