INV-NIW909 Alte Wohlerstrasse 1, 18. Jh. (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-NIW909
Signatur Archivplan:NIW909
Titel:Alte Wohlerstrasse 1
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Niederwil (AG)
Adresse:Alte Wohlerstrasse 1
Versicherungs-Nr.:71A
Parzellen-Nr.:362
Koordinate E:2664646
Koordinate N:1247575

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Wohl im 18. Jh. errichteter stattlicher bäuerlicher Vielzweckbau, der in Fachwerkbauweise ausgeführt und als Doppelbauernhaus konzipiert wurde. Der Wohnteil umfasst noch heute zwei Wohneinheiten, die durch einen quer zum First verlaufenden Mittelgang voneinander getrennt sind. Das Fachwerk ist insbesondere im Bereich des Scheunengiebels und über dem Tenntor dekorativ gestaltet. Wie im Dachstock sichtbar, sind die Gefache mit "Wickeln" gefüllt. Dem Fachwerkgebäude kommt aufgrund seiner Konstruktion und Ausführung eine handwerkliche und bauhistorische Bedeutung zu. Mit seiner prominenten Lage an einer Verzweigung prägt das Gebäude den Strassenraum und hat auch eine ortsbauliche Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der bäuerliche Vielzweckbau wurde seiner Konstruktion nach zu urteilen vermutlich im späteren 18. Jh. errichtet. Im Brandkataster von 1875 wird das Gebäude als "Wohnhaus mit Scheune und Anbau, gewölbter Keller, aus Wickel und Holz, 1/12 Stroh, 11/12 Ziegel" beschrieben. Zudem war es schon damals in zwei Wohneinheiten geteilt [1]. Der kleine Strohdachanteil könnte sich auf den erwähnten Anbau beziehen, denn Anzeichen einer für Strohdachhäuser kennzeichnenden Hochstudkonstruktion sind im Dachgebälk des Hauptgebäudes nicht vorhanden.
Der gegen die Karrenwaldstrasse rückwärtige Quergiebelanbau stammt von 1866, ist aber stark überformt, so dass er nicht zum Schutzumfang gehört.
1976 fand eine Gesamtrenovation statt. Abgesehen von geringen Veränderungen (Fassade der tennseitigen Küche aufgemauert; hintere Tennhälfte zu Wohnzwecken ausgebaut) zeigt sich das ehemalige Doppelbauernhaus noch weitgehend in seiner bauzeitlichen Erscheinung.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau prägt in seiner markanten Stellung in der Verzweigung von Alter Wohlerstrasse und Karrenwaldstrasse den südlichen Ortsausgang. Der langgestreckte Hauptbaukörper in Fachwerkbauweise ist unter einem geknickten Satteldach geborgen, bei dem es sich konstruktiv um ein Sparrendach auf liegendem Stuhl mit Aufschieblingen handelt. Auf den Wohnteil im Südwesten folgen Tenn und Stall, womit das Gebäude dem Bautypus des "Mittertennhauses" entspricht. Aufgrund der zwei eigenständigen Wohneinheiten waren Tenn und Stall parallel zum First geteilt und wurden separat bewirtschaftet. Der abschliessende Schopf an der nordöstlichen Giebelseite ist ein Pultdachanbau. Die Stirnseite des Wohnteils ist nach Südwesten gerichtet. Als Witterungsschutz erhielt sie ein Klebdach auf Traufhöhe und ein bretterverschaltes Giebeldreieck unter einem Teilwalmdach. Das geschossweise abgebundene Fachwerk ist gemäss Brandkataster von 1875 mit "Wickeln" gefüllt; es handelt sich dabei um Holzstangen, die mit einem Stroh-Lehm-Gemisch umwickelt in die Gefache eingenutet und anschliessend mit Lehm verstrichen bzw. verputzt wurden. Im Dachstock ist die Wickelfüllung an den Giebelfeldern sichtbar (siehe Bilddokumentation). Am Fachwerkbild sind dekorative Tendenzen auszumachen, so etwa im Rautenmuster über der Tenneinfahrt und am Scheunengiebel.
Zur Erschliessung der beiden geschossübergreifenden, quer zum First getrennten Wohneinheiten dient der Mittelgang. Die beiden Küchen befinden sich strassenseitig, während die Stuben nach Südosten orientiert sind. Die Oberflächen in den Wohnräumen sind modernisiert. Das Parkett in der Stube im nordöstlichen Wohnteil stammt von einem Haus in Wohlen und wurde später eingebaut [2] Unter dem Wohnteil befindet sich ein Gewölbekeller.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Baugeschichte gemäss Bauernhausforschung: Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Niederwil III-12,2 (1987).
[2] Mündliche Auskunft des Eigentümers (2024).
Literatur:- Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. 4: Der Bezirk Bremgarten, Basel 1976, S. 303.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0095–CA.0001/0096 (1899–1938), Vers. Nr. 71A, Brandkataster Gemeinde Niederwil.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Niederwil III-12,2 (1987).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43788
 

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