Ansichtsbild: |
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Identifikation |
Signatur: | INV-NIW905 |
Signatur Archivplan: | NIW905 |
Titel: | Schänisweg 4 |
Bezirk: | Bremgarten |
Gemeinde: | Niederwil (AG) |
Adresse: | Schänisweg 4 |
Versicherungs-Nr.: | 26, 25 (Anbau) |
Parzellen-Nr.: | 163 |
Koordinate E: | 2664482 |
Koordinate N: | 1248177 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1838 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauptfassade Giebel) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerliches Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Spätklassizismus |
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Dokumentation |
Würdigung: | 1838 für den Niederwiler Gemeindeammann und Grossrat Bernhard Schmid errichtetes repräsentatives Wohnhaus, das über einen Laubengang mit einem rückwärtigen Annexbau verbunden ist. Die beiden äusserlich weitgehend intakt erhaltenen Gebäude sind im biedermeierlichen Stil gestaltet. Insbesondere die Hauptfassade des Wohnhauses, die von einem überhöhten Mittelrisalit mit natursteinernen Rundbogenfenstern und Korbbogenportal akzentuiert ist, zeigt vergleichsweise aufwendigen Bauschmuck. Das Wohnhaus mit Annexbau ist somit ein aussagekräftiger baulicher Zeuge für die gehobene, ländliche Wohnkultur und von lokalhistorischer Bedeutung. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss der Jahreszahl auf dem Schlussstein über dem Halbkreisfenster des Südgiebels wurde das Wohnhaus 1838 errichtet. Die Initialen "BSCH" lassen auf Bernhard Schmid als Bauherrn schliessen. Schmid amtete um 1836 als Gemeindeammann von Niederwil und war von 1834–1849 Mitglied des Grossen Rats [1]. 1824 hatte Schmid bereits das Gehöft in der Gabelung Nesselnbacherstrasse/ Schänisweg (Bauinventarobjekt NIW904) errichten lassen [2]. Laut Jahresrechnung der Gemeinde Niederwil von 1843 zahlte damals Kantonsrat Schmid als grösster Bauer auch am meisten Steuern [3]. Nachträgliche bauliche Veränderungen am Wohnhaus fanden hauptsächlich im Innern statt. Das Innere ist weitgehend modernisiert. Der Annex wurde 1997 vollständig zu Wohnzwecken ausgebaut [4]. |
Beschreibung: | Das stattliche Wohnhaus, das über einen Laubengang mit einem rückwärtigen Annexbau verbunden ist, thront in erhöhter Lage oberhalb der Nesselnbacherstrasse. Der aus verputztem Bruchsteinmauerwerk bestehende Baukörper des Wohnhauses steht auf einem Hausteinsockel und trägt ein knappes Satteldach. Die nach Südosten gerichtete Hauptfassade besitzt mit dem dreiachsigen, überhöhten Mittelrisalit mit Satteldach einen effektvollen Akzent. Die hohen Rundbogenfenster und der für ein bäuerliches Wohnhaus ausserordentlich aufwendig gestaltete Hauseingang samt doppelläufiger Aussentreppe und Balkonüberdachung unterstreichen die repräsentative Erscheinung. Der Hauseingang ist von der Fassade zurückversetzt und als korbbogiges Portal mit Gewände und Archivolte aus Naturstein mit reichlicher Profilierung gestaltet. Er bewahrt das originale, zierbeschnitzte Biedermeiertürblatt. Die aus Muschelkalkstein gebildete Aussentreppe weist das ursprüngliche filigrane Eisengeländer auf. Über dem Eingang ist ein auf steinernen Konsolen ruhender Balkon mit bauzeitlichem Gusseisengeländer angebracht. Auf Höhe der Kämpfer verläuft zwischen den Rundbogenfenstern im Erd- und Dachgeschoss ein profiliertes Gesims über den Mittelrisalit. Im Giebelfeld ist ein Halbkreisfenster eingelassen, dessen skulptierter, girlandenverzierter Schlussstein in einer Wappenkartusche das Erbauungsdatum "1838" und die Initialen des Bauherrn Bernhard Schmid "BSCH" trägt. Auch die anderen drei Fassaden sind durch die Anordnung und Gestaltung der Fenster schmuckvoll gestaltet. Die beiden Giebelseiten besitzen in den beiden Vollgeschossen drei Achsen mit Rechteckfenstern mit Jalousieklappläden, über deren Steingewänden sich konsolengestützte, profilierte Verdachungen befinden. Sie entsprechen somit der Gestaltung der äusseren Fensterachsen der Hauptfassade. Die Giebelfelder sind mit fünf kleineren Rundbogenfenstern besetzt, von denen die unteren zu Zwillingsfenstern zusammengefasst sind. Bei ihnen verläuft ähnlich wie beim Mittelrisalit der Hauptfassade auf Kämpferhöhe ein profiliertes Gesims. An der Rückfassade befindet sich die geschlossene, ziegelgedeckte Verbindungslaube zum Annexbau. Er ist als verputzter Massivbau ausgeführt und erhebt sich mit seinen drei Geschossen über einem quadratischen Grundriss und trägt ein Zeltdach. Während die dem Wohnhaus zugewandte Fassade mit kleinen Rundbogenfenstern mit Steingewände ausgestattet ist, zeigen die anderen drei Fassaden Rechteckfenster mit Bretterklappläden. Der Anbau beherbergte ursprünglich unten das Waschhaus und oben wahrscheinlich Wohnraum für Angestellte [5]. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] 150 Jahre Kanton Aargau im Lichte der Zahlen. 1803–1953, Regierungsrat des Kantons Aargau (Hg.), Aarau 1954, S. 113. [2] Ein direkter Zusammenhang der beiden stattlichen Häuser von Bernhard Schmid zum Kloster Schänis im Kanton St. Gallen – wie es der Flurname nahelegt – kann nicht hergestellt werden, da bei der Aufhebung des Damenstifts Schänis 1811 beide Häuser noch nicht bestanden. Vermutlich existierten aber an ihrer Stelle ältere Gehöfte. Bernhard Schmids Vorfahren stellten abwechselnd mit den Familien Hubschmid und Blattner ab 1660 die Ammänner des Stifts, eine Funktion, die zum Meierhof gehörte und nur dessen Besitzern offenstand. (Zu den Stiftsammännern siehe Felix Müller, Die dörfliche Gesellschaft, in: Niederwil im Freiamt. Dorfgeschichte 1993, S. 104) [3] Urs Ender et al., Niederwil im Freiamt. Dorfgeschichte 1993, Wohlen 1993, S. 180. [4] Gemeinde Niederwil Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 4/97 (1997) [5] Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Niederwil III-12,7 (1988). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0095–CA.0001/0096 (1899–1938), Vers. Nr. 25 (Annex); 26 (Hauptbau), Brandkataster Gemeinde Niederwil. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Niederwil III-12,7 (1988). - Gemeinde Niederwil Baugesuchsarchiv, Baugesuch Nr. 4/97 (1997) |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=43764 |
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