INV-FIG902 Wohlerstrasse 3, 16. Jh.-17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-FIG902
Signatur Archivplan:FIG902
Titel:Wohlerstrasse 3
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Fischbach-Göslikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Göslikon
Adresse:Wohlerstrasse 3
Versicherungs-Nr.:26
Parzellen-Nr.:49
Koordinate E:2665424
Koordinate N:1247245
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2665424&y=1247245

Chronologie

Entstehungszeitraum:16th cent. - 17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ländlicher Oberschichtbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Würdigung:Turmartig aufragendes Wohnhaus, das sich mit seinen gekehlten Fensteröffnungen und den gefasten Rundbogenportalen als spätgotischer Mauerbau des 16. oder 17. Jahrhunderts zu erkennen gibt. Ob es sich bei dem Gebäude seit jeher um ein Wohnhaus handelte oder ob es nachträglich aus einem Speicher entstanden ist, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Mit seiner seltenen Grundanlage und dem hohen Alter kommt ihm jedenfalls ein hoher bautypologischer Zeugenwert zu. Durch seine abgewinkelte Lage an dem gegen die Wohlerstrasse hin abfallenden Hang tritt es im Ortsbild zudem prominent in Erscheinung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude ist aufgrund der spätgotischen Kehlfenster wie auch der Bautypologie in das 16. oder 17. Jahrhundert zu datieren. Seine ursprüngliche Bestimmung ist nach dem heutigen Kenntnisstand nicht mit Sicherheit zu beurteilen. Es könnte sich bereits ursprünglich um ein turmartiges, herrschaftliches Wohnhaus gehandelt haben, wie es in seltenen Fällen auch im ländlichen Kontext dokumentiert ist [1]. Denkbar ist aber auch, dass das Gebäude anfänglich als grosszügiger Speicher bestand und erst im 19. Jh. zu Wohnzwecken ausgebaut wurde [2]. Der Brandkatastereintrag von 1875 lautet auf ein „Wohnhaus mit Trämkeller aus Stein, mit Ziegeldach“ [3]. Der hangseitige Flachdachanbau entstand vermutlich um 1950; die Dachkonstruktion wurde 1964 erneuert [4].
Beschreibung:Der schmale, turmartig aufragende Mauerbau ist in leicht abgedrehter Lage in den ansteigenden Hang gesetzt, so dass er ebenfalls leicht schräg zur heutigen Wohlerstrasse steht. Er erhebt sich auf rechteckigem, quadratnahem Grundriss und ist zweigeschossig aus mächtigem, verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. In einer bei Speichergebäuden häufig anzutreffenden Disposition ist durch diese Anordnung der talseitig vollständig freiliegende Kellersockel gleichermassen ebenerdig zu betreten wie das Erdgeschoss [5]. Für eine von Anfang an bestehende, zumindest teilweise Wohnnutzung sprechen die Befensterung und die für einen Speicher doch recht stattlichen Abmessungen.
Einige der unregelmässig verteilten Fensteröffnungen der Vollgeschosse wie auch die beidseitigen Giebelfenster weisen steinerne Rahmungen mit Kehle und Ladenfalz auf, gehören also zum ursprünglichen Bestand des 16./17. Jh. Daneben finden sich Rechteckfenster mit gefalzten Eichenholzfassungen, die wohl nachträglich hinzukamen. Der Balkenkeller im Sockelgeschoss kann auf der Nordseite durch eine Tür mit gefastem Rundbogengewände aus Muschelkalk betreten werden. Durch ein weiteres, nach 1968 wieder freigelegtes Rundbogenportal an der talseitigen Trauffront gelangte man ehemals ins Erdgeschoss; der heutige stirnseitige Zugang dürfte eine spätere Zutat sein. Ebenfalls an der zum Hang gerichteten rückwärtigen Giebelseite lassen zwei Kragsteine auf die frühere Existenz eines Vordächleins schliessen. Das gerade Satteldach (Pfettenkonstruktion) ist neueren Datums. An die südöstliche Traufseite schliesst über die halbe Fassadenbreite ein Flachdachanbau aus der Zeit um 1950 an.
Im Inneren dienen dünne, nachträglich eingezogene Trennwände der Raumaufteilung. Eine Ausnahme bildet nur die Feuermauer zwischen Küche und Stube. Die Trennwand zwischen Stube und Nebenstube wurde um 1990/2000 wieder entfernt (Inneres gemäss Kurzinventar 2001).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Ein gut untersuchtes Turmhaus aus dem 16. Jh. ist der Kernbau des Herzighauses in Seengen (Kantonales Denkmalschutzobjekt SEE007). Vgl. Peter Frey, Das Herzighaus in Seengen. Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte, in: Heimatkunde aus dem Seetal 68 (1995), S. 30-34. – Nach Aussagen des damaligen Hauseigentümers soll es sich bei diesem Gebäude um das ehemalige Siechenhaus handeln (Bauernhausforschung 1988).
[2] Zu den Steinspeichern der östlichen Kantonshälfte vgl. Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1997, S. 371-373.
[3] Brandkatastereintrag von 1875, zit. nach Bauernhausforschung, Kurzinventar, 1988.
[4] Bauernhausforschung 1968.
[5] Vgl. Räber 1997, S. 371-373.
Literatur:- Peter Felder, Der Bezirk Bremgarten (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. IV), Basel 1967, S. 209.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 112.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Fischbach-Göslikon III-7/13.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Bestandesaufnahmen 1968, Mappe 57b2-4.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=34428
 

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