INV-FIG901 Gasthaus "Reussthal", 1850 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-FIG901
Signatur Archivplan:FIG901
Titel:Gasthaus "Reussthal"
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Fischbach-Göslikon
Ortsteil / Weiler / Flurname:Göslikon
Adresse:Mellingerstrasse 15
Versicherungs-Nr.:12
Parzellen-Nr.:56
Koordinate E:2665411
Koordinate N:1247325
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2665411&y=1247325

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1850
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wirtschaft, Restaurant
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Inschriften:„Gasthaus Reussthal“ (Stirnseite sowie nordwestliche Traufseite)
Würdigung:Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenes Bauernhaus, das schon vor 1900 das Gasthaus „Reussthal“ beherbergte. Das Gebäude zeichnet sich durch eine schmucke, streng axialsymmetrisch gegliederte Strassenfront aus, deren Hauptakzent ein kraftvolles Hausteinportal mit original erhaltenem Türblatt bildet. Der ursprüngliche Wohnteil ist in seiner äusseren Erscheinung im wesentlichen intakt erhalten und besitzt auch noch Teile der alten Ausstattung von Gaststube und Säli. Auch nach dem Ersatz des ehemaligen Ökonomieteils durch einen Wohnhausneubau kommt dem Gebäude in seiner ortsbildprägenden Lage unmittelbar südlich des wertvollen Kirchenbezirks mit Pfarrkirche, Rochuskapelle und Pfarrhaus (Kantonale Denkmalschutzobjekte FIG001-003) erheblicher Situationswert zu. Zum Schutzumfang gehört der Wohnteil in der Substanz, der ehemalige Ökonomieteil in seinem Volumen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Michaeliskarte verzeichnet um 1840 an dieser Stelle bereits einen quer zur Strasse gestellten Baukörper, bei dem es sich vermutlich um einen Vorgängerbau des heutigen Hauses handelt. Das bestehende Gebäude, ursprünglich ein bäuerlicher Vielzweckbau, dürfte nach seinen spätklassizistischen Bauformen kurz nach der Mitte des 19. Jh. entstanden sein. Als es 1899 zur Steigerung gelangte, beherbergte es bereits eine Speisewirtschaft mit dem Namen „Reusstal“; später kam noch ein Lebensmittelladen hinzu [1].
In den 1990er Jahren wurde der Ökonomieteil im Bereich des Tenns zu Wohnzwecken ausgebaut; vor einigen Jahren folgte der Ersatz des restlichen Bereichs durch einen Neubau.
Beschreibung:Das Gasthaus „Reussthal“ beherrscht südlich des schmucken Kirchhofs mit der Pfarrkirche, der Rochuskapelle und dem Pfarrhaus (Kantonale Denkmalschutzobjekte FIG001-003) als markanter Querriegel den Strassenraum. Auf seiner Südseite besteht eine hübsche Platzsituation, die westlich von dem auf das 16./17. Jh. zurückgehenden Wohnhaus Mellingerstrasse 13 (Bauinventarobjekt FIG909) begrenzt wird. Der langgestreckte, quer zur Strasse gerichtete ehemalige bäuerliche Vielzweckbau setzt sich aus dem strassenseitigen Wohnteil und dem heute durch einen Neubau ersetzten ehemaligen Ökonomieteil zusammen. Ein Treppengiebel trennt die flach geneigten Satteldächer der beiden Hausteile. Der zweigeschossige Wohnteil, der im Erdgeschoss die Gastwirtschaft beherbergt, besteht aus verputztem Mauerwerk und ist in streng axialer Gliederung mit schlanken Rechteckfenstern in gefalzten Hausteingewänden besetzt. Während die beiden vierachsigen Trauffassaden zeittypisch schlicht gestaltet sind, fällt die breitgelagerte, der Strasse zugewandte Stirnfront durch eine grosszügige, axialsymmetrische in fünf Achsen disponierte Gestaltung auf. Dabei betont das alte Hauptportal zusammen mit dem darüber liegenden Zwillingsfenster des Treppenhauses die Mittelachse. Das kastenartig eingetiefte, reich profilierte Türgewände wird von einem kräftigen, auf Konsolen ruhenden Gesimse bekrönt; gleiches gilt für das unmittelbar über dem Portal ansetzende Zwillingsfenster des Treppenhauses, das wiederum von zwei kleinen Stichbogenöffnungen überhöht ist. Beachtung verdient auch das original erhaltene zweiflüglige Türblatt mit seinen schmucken, gusseisernen Fenstergittern. Ehemals war die Fassadengliederung durch einen heute nicht mehr vorhandenen Putzdekor akzentuiert, der aus zwei Ecklisenen und einem verbindenden, über der Treppenhausachse abgestuften Gurtgesims bestand. Der ehemalige Haupteingang ist heute hinter dem Türblatt vermauert.
Die südöstliche Traufseite besitzt einen zweiten, in üblicher Anordnung neben dem Tenn gelegenen Eingang, der sich auf die Gartenwirtschaft öffnet und heute als Zugang zum Restaurant dient. An der nordwestlichen Traufseite lag um 1900 ein wohl nachträglicher, später wieder beseitigter Abortrisalit (vgl. Bilddokumentation). Der heutige, unpassende Verputz mit den „rustikalen“ Kellenstrichen stammt aus dem mittleren 20. Jh. Vielleicht etwas älter sind die beiden Kartuschen mit dem Schriftzug „Gasthaus Reussthal“ an der südöstlichen Trauf- und der Stirnseite. Eine erhebliche Anzahl von jüngeren Aufschriften bewirkt ein unruhiges Fassadenbild.
Der heute nicht mehr bestehende, mehrheitlich hölzerne Ökonomieteil war nach dem Schema des Mittertennhauses in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall-Futtertenn gegliedert. Er wurde in zwei Etappen durch einen vollständigen Neubau ersetzt, der nur noch entfernt an die ursprünglichen Verhältnisse erinnert.
Die frühere Erschliessung des Wohnteils erfolgte über einen firstparallelen Längsgang. Im Südosten die Gaststube Gaststube nahm die gesamte Hausbreite des nach Südosten gerichtete Vorderhauses ein; das Säli teilte das Hinterhaus mit der zum Tenn hin gelegenen Küche. Heute sind Gaststube, Säli und Längsgang zu einem einzigen Raum zusammengefasst. Dieser besitzt im Bereich von Gaststube wie Säli noch über ein heute holzsichtiges Weichholztäfer aus dem späteren 19. Jh. Die mit Terrakottaplatten belegten Böden sowie das Deckentäfer stammen von dieser Umgestaltung. Unter dem Wohnteil liegen zwei firstparallele Gewölbekeller, die in Entsprechung zu den Obergeschossen von einem Längsgang getrennt werden. Sie dienen heuet als Barräume und erhielten im Zusammenhang mit dem Umbau der Gasträume eine neue Erschliessung. (Obergeschosse nicht besichtigt.)
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Studer et al. 1991, S. 13f.
Literatur:- [Franz Studer et al.], Gemeinde Fischbach-Göslikon. Dorfchronik 1048-1991, [Fischbach-Göslikon 1991], S. 13f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0087, Brandkataster Gemeinde Fischbach (Fischbach-Göslikon), 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=34422
 

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