INV-BES902 Alte Turnhalle, 1909 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BES902
Signatur Archivplan:BES902
Titel:Alte Turnhalle
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Adresse:Plattenstrasse
Versicherungs-Nr.:372
Parzellen-Nr.:1606
Koordinate E:2657982
Koordinate N:1235387
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657982&y=1235387

Chronologie

Entstehungszeitraum:1909
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Turnhalle
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Hans Giger, Baumeister, Reinach
Würdigung:Im Sinn der Reformarchitektur gestaltete Turnhalle von 1909, die nach Plänen des Reinacher Baumeisters Hans Giger errichtet wurde. Der Bau, der mit arkadenartigen Dreierfenstern und mittigen Eingängen streng axialsymmetrisch gegliedert wird, fällt durch seine sorgfältige, für die Entstehungszeit künstlerisch avancierte Gestaltung auf, wobei insbesondere der reduzierte, aber gezielt eingesetzte und sorgfältig gestaltete Bauschmuck und die gewändelosen Fenster zu nennen sind. In den Einzelformen wie auch in der Gestaltung der Bauplastik ähnelt das Gebäude dem ebenfalls von Giger erbauten und gleichermassen bemerkenswerten Schul- und Gemeindehaus von Birrwil (Bauinventarobjekt BIW904). Unmittelbar gegenüber dem Alten Schulhaus gelegen, kommt der Alten Turnhalle zudem erheblicher Situationswert für das Ortsbild von Beinwil zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Um 1900 wurde der Beinwiler Turnunterricht im Erdgeschoss des 1840/41 erbauten und 1875 aufgestockten Schulhaus abgehalten, das ohnedies schon unter Raumnot litt, weshalb sich der Bau einer eigenen Turnhalle aufdrängte. 1909 realisierte man den bestehenden Neubau nach Plänen des Reinacher Baumeisters Hans Giger. Mit der Ausführung wurde der einheimische Maurermeister Hans Haller-Baur betraut. Der Baukredit betrug 60 000 Fr. Die Einweihungsfeier fand am 29. August 1909 statt [1].
Beschreibung:Die Alte Turnhalle steht unmittelbar gegenüber dem Schul- und Gemeindehaus auf der Nordostseite der Kreuzung zwischen der Plattenstrasse und der zum See hinabführenden Rankstrasse. Der eingeschossige verputzte Mauerbau wird von einem flach geneigten, geraden Walmdach abgeschlossen. Er ist in Formen der Reformarchitektur gehalten, die für die Entstehungszeit bemerkenswert modern erscheinen. Der langgestreckte, gedrungene Baukörper ist in einen hohen, bis zum Sohlbankgesimse reichenden Sockel und einen Oberbau gegliedert, in dem arkadenartig gestaltete, grossflächige Rundbogenfenster für eine ausreichende Belichtung des Inneren sorgen. In streng axialsymmetrischer Anordnung sind die Fenster an der westlichen Längsseite zu zwei Dreiergruppen beidseits des mittigen Rundbogeneingangs geordnet. Dieser ist mit einer triumphbogenartigen Rahmung akzentuiert sowie einer Abwalmung im Dach akzentuiert und war ursprünglich für öffentliche Veranstaltungen bestimmt. Vor der südlichen Stirnseite liegt mittig ein rundbogiger Pavillonvorbau, der von zwei verkleinerten dreiteiligen Rundbogenfenstern der Nebenräume flankiert wird. Er enthält einen schmaleren, für die reguläre Nutzung bestimmten Eingang zur Turnhalle und wird von einem eigenen Walmdächlein abgeschlossen. Die nördliche Schmalseite sowie die rückwärtige, östliche Längsseite zeigen ein, respektive zwei identisch gestaltete Dreiergruppen von Rundbogenfenstern. Nordseitig liegt im Untergeschoss ein Nebenraum, der an der Stirnseite mit einem grossen separaten Eingang und zwei breiten Stichbogenfenstern in Erscheinung tritt. Im übrigen ist das Sockelgeschoss nur von querrechteckigen Kellerfenstern durchbrochen.
Bemerkenswert ist sie sorgfältige Gestaltung der Detailformen und der reduziert, aber gezielt eingesetzten Bauplastik, die deutliche Ähnlichkeiten mit dem ebenfalls von Giger erbauten Schul-und Gemeindehaus von Birrwil zeigt (Bauinventarobjekt BIW904). Der Sockel ist durch eine feine Putzquaderung gekennzeichnet, die durch locker verteilte, einzelne Rustikaquader belebt wird. Der Oberbau zeigt einen horizontal strukturierten Kratzputz, der, wenn es sich um den originalen Zustand handelt, ausgesprochen modern erscheint. Die Rundbogenfenster sitzen, für die Entstehungszeit avantgardistisch, in gewändelosen Öffnungen. Ebenso wie der Pavillonvorbau und die triumphbogenartige Rahmung des längsseitigen Eingangs stützen sie sich auf wuchtige Säulen respektive Halbsäulen aus Kunststein, deren originell geformte Volutenkapitelle mit Bootsszenen geschmückt sind. Der längsseitige Rundbogen- wie auch der stirnseitige Rechteckeingang werden von gerundeten Granitsteingewänden gerahmt. Über dem stirnseitigen Eingang ist ein Bildfeld ausgeschieden, das heute ein jüngeres Schichtholzrelief fasst. Das Granitgewände am Eingang in das nordseitige Untergeschoss ist durch unterschiedlich grosse Quader akzentuiert. Dasselbe Material fand auch für das Gurtgesims Verwendung. Beide Turnhalleneingänge besitzen grosse, zweiflüglige Eichentüren, die durch Quadratfelder und stilisierte Nagelköpfe monumental gestaltet sind. Ebenfalls beide Eingänge werden auf seitlichen Wangenmauern jeweils von einem Paar grosser Kunststeinkugeln flankiert. An der Südwestecke ist ein Wandbrunnen mit halbrunder, kelchförmiger Schale an den Sockel gebaut.
Das Dach ist mit jüngeren Falzziegeln eingedeckt. Einen markanten Akzent setzen drei Firstknäufe mit Kugelaufsatz und hohen Blitzableitern, die in kleinerer Form über den beiden Nebenwalmen wiederholt sind.
Die Turnhalle nimmt mit Ausnahme der Nebenräume an der Südseite das gesamte Hauptgeschoss ein. Im Sockel befinden sich Garderoben, Duschen und Magazine, die ebenerdig von der Nordseite wie auch durch einen Treppenabgang im Inneren zugänglich sind.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Gautschi et al. 1985, S. 221f., allerdings ohne Angabe des Architekten. Woher dieser überliefert ist, lässt sich nicht mehr eruieren.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 53.
- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des Gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 221f.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=29724
 

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