INV-RUA902 Reformiertes Pfarrhaus Rein, 1788-1789 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RUA902
Signatur Archivplan:RUA902
Titel:Reformiertes Pfarrhaus Rein
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Rüfenach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Vorderrein
Adresse:Kirchweg 10
Versicherungs-Nr.:84
Parzellen-Nr.:463
Koordinate E:2659611
Koordinate N:1262159

Chronologie

Entstehungszeitraum:1788 - 1789
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Reformierte Pfarrkirche, Pfarrscheune und Waschhaus (RUA901, RUA903 und RUA904)
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Pfarrhaus

Dokumentation

Autorschaft:Emanuel Zehender (1720-1799), Berner Staatsbaumeister
Würdigung:Pfarrhaus von bernischem Gepräge, das 1788-89 zusammen mit der Pfrundscheune nach Plänen des Werkmeisters Emanuel Zehnder errichtet wurde. Der kubische Mauerbau mit glatten Ecklisenen und Hausteingewänden aus Muschelkalk ist unter einem weit vorspringenden, geknickten Walmdach geborgen. Die dem Kirchhof zugewandte Eingangsfront und die talwärts gerichtete, dreigeschossig zutage tretende Gartenfassade sind symmetrisch gegliedert. Äusserlich weitgehend intakt erhalten, sind die Wohngeschosse innen seit einem Brand 1948 unter partieller Veränderung der Raumstruktur erneuert. Der Keller birgt – teilweise vielleicht noch vom Vorgängerbau stammend - zwei tonnengewölbte Räume, die durch ein Korbbogentor aus Rotbergstein miteinander verbunden sind. Auf einem Sporn des Reinerbergs über dem Wasserschloss gelegen, bildet das Pfarrhaus mit der Kirche von 1863-64, der zugehörigen Scheune und dem Waschhaus (Bauinventarobjekte RUA901, 903 und 904) eine intakte Baugruppe von hohem Situationswert im Ortsteil Vorderrein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:An der Stelle des bestehenden Pfarrhauses stand schon der spätgotische Vorgängerbau von 1642-43, ein ursprünglich bescheidenes Gebäude, das 1715 um ein zweites Geschoss aufgestockt wurde. Bereits hundert Jahre nach der Errichtung galt das Reiner Pfarrhaus als baufällig, wurde jedoch seiner unvergleichlich schönen Lage mit der Aussicht auf das Aaretal wegen gelobt [1]. 1788-89 entstand nach Plänen des Berner Staatsbaumeisters Emanuel Zehender (1720-1799) "von Grund auf" ein Neubau, wobei Teile des Kellergeschosses vermutlich vom alten Pfarrhaus übernommen wurden. An die relativ hohen Baukosten von 6725 Gulden, die auch die Errichtung der Pfrundscheune (Bauinventarobjekt RUA903) einschlossen, trug die Stadt Brugg zwei Drittel, Bern einen Drittel bei [2]. Während der Ökonomietrakt beim Vorgängerbau vermutlich unter dem gleichen Dach angebaut war, wurden das Wohnhaus und die Scheune nun als freistehende Baukörper erstellt. Ein Waschhaus (Bauinventarobjekt RUA904) bildete 1791 den Abschluss der Erneuerung. Reparaturen am Wohnhaus erfolgten 1808, 1819, 1836 und 1872. 1948 wurde es nach einem Brand unter der Leitung des Architekten E. Bossert wieder instand gestellt und innen unter teilweiser Veränderung der Raumstruktur erneuert. 1974 erfolgte eine Renovation durch W. Hunziker, Brugg (gemäss Kurzinventar 1996).
Das Pfarrhaus ist das Geburtshaus des Mundartdichters Paul Haller (1882-1920), der hier aufwuchs und später Pfarrer auf Kirchberg bei Küttigen sowie Deutschlehrer an den Mittelschulen in Schiers und Wettingen war [3].
Beschreibung:Die noch aus dem späten 18. Jh. stammenden Gebäude des Pfarrhofs, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Waschhaus, stehen in lockerer Abfolge der Kirchhofmauer entlang aufgereiht. Sie bilden den südöstlichen Abschluss des markant auf einem Hügelsporn des Reinerbergs gelegenen Kirchenbezirks. Weithin sichtbar ist die 1863-64 parallel dazu errichtete Kirche (Bauinventarobjekt RUA901) mit dem talseitig aufragenden Frontturm. Das Pfarrhaus nimmt die östliche Ecke der Anlage ein, unmittelbar an der Hangkante über der steil abfallenden Chilhalde, zu der sich ein Tor in der gemauerten Umfriedung des Kirchhofs öffnet. Nach Südosten erstreckt sich auf etwas tieferem Terrain der Pfarrhausgarten. Der kubische Mauerbau ist unter einem weit vorspringenden, leicht geknickten Walmdach geborgen, das an den Firstenden von zwei Kaminen überragt wird. Die mit einem Besenwurf verputzten Fassaden sind von glatten Ecklisenen eingefasst. Das zweigeschossige Gebäude erscheint auf der talwärts gelegenen Gartenseite gestelzt mit vollständig frei liegendem Kellergeschoss, was ihm im Zusammenspiel mit der hier vierachsig ausgebildeten Fassade einen repräsentativen Anstrich verleiht. Die dem Kirchhof zugewandte Fassade steht ungefähr in der Verlängerung der Kirchhofmauer, welche unmittelbar neben dem Gebäude eine zum Garten hinabführende Treppe aufweist. Sie ist gleichfalls symmetrisch gestaltet, mit drei etwas weiter auseinanderliegenden Fensterachsen und zentral angelegtem, ebenerdigem Haupteingang. Unregelmässig ist die Verteilung der Fenster auf den beiden Schmalseiten mit zwei bis drei Öffnungen je Geschoss. Die gefalzten Gewände aus Mägenwiler Muschelkalk sind zeittypisch mit wulstig profilierten Gesimsen gearbeitet. Spätbarockem Formengut verhaftet ist auch noch das gesimsbekrönte Hauptportal mit der abgerundeten Kehlung am scharrierten Gewände. Das mit einem vergitterten Oblicht und ornamentalen Gusseisengittern vor den Glasscheiben versehene Türblatt ist eine Zutat aus der Zeit um 1900. Einfache, wohl bauzeitliche Gitterstäbe finden sich an den Fenstern der bergseitigen Haushälfte sowie an den querrechteckigen Öffnungen am Kellergeschoss. Die Holzläden sind teils als einfache Bretterläden (Eingangsseite) gestaltet, teils mit beweglichen Jalousien versehen.
Durch den hofseitigen Hauseingang gelangt man in den Windfang und die Eingangshalle. Der inneren Erschliessung dient eine zweiläufige Treppe in der nordöstlichen Ecke. Eine früher bestehende zweiarmige Steintreppe wurde beim Wiederaufbau nach einem Brand 1948 entfernt (gemäss Kurzinventar 1996). Auch die heutige Raumaufteilung basiert teilweise auf der damals erfolgten Erneuerung. Nach Südosten zum Garten hin orientiert sind die drei Hauptwohnräume Studier-, Wohn- und Esszimmer.
Die zwei in Firstrichtung verlaufenden, tonnengewölbten Kellerräume sind durch ein gefastes Korbbogentor aus Rotbergstein untereinander verbunden, das vielleicht noch vom Vorgängerbau des 17.Jh. stammt. Der grössere, talseitige Gewölbekeller verfügt zur Pfrundscheune hin über einen breiten Aussenzugang mit Rechteckgewände.
Anmerkungen:[1] Baumann 1998, S. 99-101.
[2] Baumann 1998, S. 101.
[3] Baumann 1998, S. 120-121. Auf Paul Haller verweist das Bronzeschild über dem Hauseingang.
Erwähnung in anderen Inventaren:- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Rüfenach, 4112-05.
Literatur:- Max Baumann, Rein und Rüfenach. Die Geschichte zweier Gemeinden und ihrer unfreiwilligen Vereinigung, Baden 1998, S. 97-110, 120-121.
- Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 389.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bern 2005, S. 72.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Pfarrarchiv Rüfenach (Originalplan Grundriss Wiederaufbau 1948).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134347
 

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