INV-FIB917 Waldesruhstrasse 6, 1920 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-FIB917
Signatur Archivplan:FIB917
Titel:Waldesruhstrasse 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2013)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Fislisbach
Adresse:Waldesruhstrasse 6
Versicherungs-Nr.:154
Parzellen-Nr.:1535
Koordinate E:2664521
Koordinate N:1254579
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664521&y=1254579

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1920
Grundlage Datierung:Bildquelle; Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus

Dokumentation

Würdigung:Eines von vier typgleichen Zweifamilienhäusern, welche 1919/20 von der Baugenossenschaft Fislisbach & Umgebung zuoberst am Buchhang erstellt und im Anschluss bis 1964 von der Firma Brown Boveri & Cie. an ihre Angestellten vermietet wurden. Die Häuser verkörpern in kleinem Massstab die noch unter dem Einfluss des Heimatstils stehende Vorstellung vom idealen Wohnen am Siedlungsrand und machen von traditionellen Bauformen Gebrauch. Das weitgehend intakte Ensemble ist vermutlich die erste in Fislisbach entstandene "Wohnsiedlung", die auf genossenschaftliches Bauen zurückgeht. Sie hat damit nicht nur Zeugenwert für das Wachstum der BBC im ersten Viertel des 20. Jahrhundert sondern auch für die damit einhergehenden Bestrebungen zur Schaffung von Wohnraum. Die bogenförmig angelegte Häuserreihe entfaltet aufgrund der erhöhten Lage und vor dem Hintergrund des Buchwalds eine weitreichende ortsbildprägende Wirkung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Wohnhaus wurde zusammen mit den drei Nachbargebäuden Waldesruhstrasse 4, 8 und 10 als vierteiliges Ensemble um 1919/20 errichtet und gehört zu den ersten Bauprojekten, die durch die damals noch junge Baugenossenschaft Fislisbach & Umgebung realisiert wurden [1]. Die Baugenossenschaft bezweckte die nicht gewinnorientierte Erstellung von Wohnhäusern, sie erwarb dafür die Bauplätze und vermietete oder verkaufte anschliessend die erstellten Objekte. Ihre Gründung wurde 1919 in "Die Schweizerische Baukunst" zustimmend kommentiert, da sich die Wohnungsnot durch die Nähe zum Industriestandort Baden auch in den angrenzenden ländlichen Gemeinden zugespitzt hatte [2]. Alle vier Häuser wurden unmittelbar nach ihrer Fertigstellung von der "Baugesellschaft Stein" erworben, die 1908 von der Firma Brown Boveri & Cie. ins Leben gerufen worden war [3]. Diese Gesellschaft erstellte bis 1912 vor allem in Baden an der Burghalde und am Martinsberg villenartige Beamtenhäuser, die sie vergleichsweise günstig vermietete. 1923 wurde die Gesellschaft wieder aufgelöst und die Liegenschaften gingen in den Besitz der BBC über [4]. 1964 wurden alle Häuser von der BBC abgestossen und an Private verkauft [5].
Das Haus Waldesruhstrasse 6 wurde in den 1980er und 90er Jahren durchgreifend umgebaut und modernisiert. Die räumliche Grundstruktur blieb teilweise, während der Zugang ins Dachgeschoss mit dem Ausbau desselben komplett neu gestaltet wurde.
Beschreibung:Die vier direkt unter dem Waldrand nebeneinander aufgereihten Wohnhäuser fügen sich in einem leichten Bogen ins Gelände des Buchbergs und blicken über das Gemeindehaus hinweg Richtung Westen. Aufgrund ihrer erhöhten Lage und Ensemblewirkung treten sie auffällig in Erscheinung. In Aufbau und Gestaltung folgen alle demselben Grundprinzip, das durch spätere Umbauten eine gewisse Variation erfahren hat.
Der kompakte, über quadratischem Grundriss erstellte Mauerbaut verfügt über zwei Wohngeschosse, von welchen das obere zur Hälfte in den Dachbereich eingreift. Das geknickte, mit Gehrschilden abschliessende Satteldach weist beidseitig abgewalmte Zwerchgiebel auf, welche die Traufe durchbrechen und zwei Fensterachsen aufnehmen. Die holzverschalten Dachuntersichten bilden eine Hohlkehle. Der an der westlichen Stirnseite zweigeschossig vorgemauerte ehemalige Wintergarten erscheint heute als doppelter Balkon, wobei die gemauerten Seitenwangen erhalten geblieben sind. Er wird von einem durchlaufenden Klebdach geborgen. Darüber ist das Giebelfeld mit Faserzementschindeln verkleidet, während es an der gegenüber liegenden hangseitigen Eingangsfront als Sichtfachwerk ausgebildet ist. Im Gegensatz zu den Nachbarhäusern befindet sich hier keine Laube, sondern ebenfalls ein Klebdach. Jede Fassade zeigt eine gespiegelte Anordnung der Tür- und Fensteröffnungen. Die Mauern tragen noch den bauzeitlichen groben Kellenwurfputz und werden von glatt gestrichenen Ecklisenen gerahmt, welche oben mit einem kleinen Wulst abschliessen. Die Fenster- und Türgewände bestehen wie zu dieser Zeit üblich aus Zement. Daran sind in den unteren beiden Wohngeschossen noch die bauzeitlichen kassettierten Jalousieläden befestigt. Im Dachbereich haben sich zuoberst die alten Bretterläden erhalten. Das originale Türblatt ist mit Füllungen und zwei einfachen Fenstergittern ausgestattet.
Durch den rückwärtig angelegten Hauseingang gelangt man ebenerdig in ein schmales Treppenhaus. Davon sind eine Wohnung im Erdgeschoss und eine Wohnung im 1. Obergeschoss abgetrennt, welche über eine neue interne Erschliessung ins ausgebaute Dachgeschoss besitzt. Das Innere ist vollständig modernisiert, die räumliche Grundstruktur mit zentralem Vorraum und darum herum angeordneten Räumen hat sich weitgehend erhalten [6].
Der Keller tritt talseitig als hohe Sockelzone zutage und verfügt dort über einen direkten Gartenausgang.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0044: Brandkataster Gemeinde Fislisbach 1899-1938. – Vgl. auch das Bauinventarobjekt FIB915.
[2] Die Schweizerische Baukunst 1919, Bd. 11, S. 180.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0044: Brandkataster Gemeinde Fislisbach 1899-1938.
[4] INSA 1984, Bd. 1, S. 424.
[5] Gemäss Auskunft Eigentümer Waldesruhstrasse 6.
[6] Zur bauzeitlichen Ausstattung vgl. Bauinventarobjekt FIB918.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Bund Schweizer Architekten (Hg.), Die Schweizerische Baukunst. Zeitschrift für Architektur, Baugewerbe, Bildende Kunst und Kunsthandwerk, Jahrgang 1919, Heft XI, S. 180.
- Hanspeter Rebsamen/Peter Röllin/Werner Stutz, INSA: Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920. Städte, Bd. 1, Bern 1984.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0044: Brandkataster Gemeinde Fislisbach 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121338
 

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