INV-WUL920 Tegerfelderstrasse 6, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WUL920
Signatur Archivplan:WUL920
Titel:Tegerfelderstrasse 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2011)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlingen
Adresse:Tegerfelderstrasse 6
Versicherungs-Nr.:42
Parzellen-Nr.:391
Koordinate E:2661469
Koordinate N:1265181
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661469&y=1265181

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kleinbauernhaus, Taglöhnerhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2013

Dokumentation

Würdigung:Aus dem 17./18. Jahrhundert stammendes ehemaliges Strohdachhaus, das in der Gemeinde als einziger Vertreter der einst weit verbreiteten Bauform überdauert hat. Das kleinbäuerlich konzipierte Gebäude hat seine äussere Form mit charakteristisch abgewalmter Dachfläche weitgehend bewahrt. Von besonderer baugeschichtlicher Bedeutung ist die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion, welche als typisches Element der Strohdachhäuser zu bezeichnen ist. Auch der ursprüngliche Wandaufbau, eine Mischung aus Bohlen- und Fachwerkkonstruktion, ist noch in wesentlichen Teilen erhalten. Das markant im Strassenraum stehende Gebäude nimmt eine wichtige ortsbauliche Stellung im Würenlinger Unterdorf ein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Obwohl in Würenlingen lange Zeit schon eine Ziegelhütte existierte, waren beim grossen Dorfbrand von 1790 die meisten Häuser noch mit Stroh eingedeckt. Auch beim Wiederaufbau nach dem Brand erhielten viele Gebäude vorerst wieder eine Weichbedachung. Erst ein Gemeindebeschluss von 1819, welcher die kostenlose Abgabe von Bauholz bei ziegelgedeckten Häusern zusicherte, führte zum entscheidenden Umschwung zugunsten der Hartbedachung. Kurz vor 1900 erhielt das letzte strohgedeckte Haus in der Gemeinde ein Ziegeldach [1].
Von den ehemaligen Strohdachhäusern auf Gemeindegebiet blieb einzig das Kleinbauernhaus Tegerfelderstrasse 8 in seiner äusseren Form und mit der für diesen Bautyp charakteristischen Hochstud-Dachkonstruktion erhalten. Aufgrund der konstruktiven Merkmale dürfte das Gebäude aus dem späten 17. oder frühen 18. Jh. stammen. Trotz diverser baulicher Veränderungen namentlich im Wohnbereich hat es seine Grundanlage bis heute weitgehend bewahrt. Als grösserer Eingriff wurde 1927 der linksseitige Stallanbau im Zuge von Renovationsarbeiten am Nachbarhaus entfernt.
Nach dem früheren Bewohner Damian Stappung wird das Haus im Volksmund "s'Damiane Hus" genannt. Um 1900 ist Louis Bächli, Schneider, als Eigentümer der Liegenschaft verzeichnet. Auf ihn bezieht sich auch die Inschrift "19 LB 00" am Kachelofen in der Stube. Eine ältere Inschrift "1818 IL" an einem steinernen Versatzstück kann nicht eindeutig zugeordnet werden.
Beschreibung:Das stirnseitig mit einem Teilwalm versehene Gebäude ist in traufständiger Ausrichtung an die Tegerfelderstrasse gestellt. Auf der Nordseite schliesst deutlich zurückversetzt die jüngere Nachbarliegenschaft Tegerfelderstrasse 6 an, mit der sich eine kleine gestaffelte Häuserzeile an ortsbaulich wichtiger Stelle ergibt.
Die flächig verputzten Aussenwände des Wohnteils sind in Mischbauweise aus Bruchstein und Fachwerk erstellt. Demgegenüber tritt die innere Trennwand zum Tenn als Ständerkonstruktion mit liegenden Bohlen- und teils auch mit Flechtwerkfüllungen in Erscheinung. Unterschiedlich ausgeformte Fensteröffnungen mit hölzernen Rechteck- und Stichbogengewänden deutet in ihrer eher zufälligen Anordnung auf eine vielfältige Baugeschichte hin. Der alte strassenseitige Hauseingang wurde unter Verwendung des steinernen Portalgewändes nachträglich in ein Fenster umgewandelt.
Das konstruktive Herzstück des Hauses bildet die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion, welche aus zwei beidseitig des Tenns verlaufenden Firstständern (Hochstüden) nebst Firstpfette, Unterfirst, Windstreben und einem querversteifenden stehenden Stuhl besteht. Als Besonderheit wird die Konstruktion über dem Wohnteil nicht durch einen zusätzlichen Firstständer, sondern mittels einer Spangenkonstruktion aus zwischen die Rafen gesetzten Hahnenbalken stabilisiert.
Der Wohnungsgrundriss zeigt ein gängiges Nutzungsmuster mit quer zum First verlaufendem tennseitigem Hausgang und ursprünglich wohl viergeteilten Räumen. Davon ist das innenliegende Raumpaar mit strassenseitiger Stube und rückwärtiger Küche noch erhalten, während der äussere, südliche Bereich nachträglich zu einer Werkstatt umfunktioniert wurde. Unter der Stube erstreckt sich ein kleiner, strassenseitig zugänglicher Gewölbekeller. Das Hausinnere ist heute nur noch im Rohzustand erhalten. Als einzige nennenswerte Ausstattung ist in der Stube ein blau-weisser Kachelofen mit der Aufschrift "19 L (ouis) * B (ächli) 00" anzuführen.
Anmerkungen:[1] Vgl. Meier 1981, S.181-190.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 243.
- Fridolin Meier, Geschichte von Würenlingen, 2. Auflage, Würenlingen 1981.
- Jubiläums-Geschäftsbericht der Raiffeisenbank Würenlingen von 1995, S. 9 (Abb.).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Würenlingen II-26/13.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=120054
 

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