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Die Auengebiete

Auen in der Reussebene

Mit 327 Hektaren befindet sich in der Reussebene das grösste Teilgebiet des Auenschutzparks Aargau. Es reicht von Sins bis zum Flachsee bei Unterlunkhofen. Der Flachsee ist bei Spaziergängern überaus beliebt. Ein besonderes Kleinod ist die Stille Reuss in Rottenschwil, das am besten erhaltene Flussaltwasser der Schweiz.

Der Flachsee bietet vielen Wasservögeln aus dem Norden ein Winterquartier (© Oekovision GmbH, Widen)

Die Reussebene gilt als Pionierregion des Auenschutzes im Aargau. Bereits 1962 riefen Naturschützer die Stiftung Reusstal ins Leben, und 1969 trat das Reusstalgesetz in Kraft, das den Kanton zu weitreichenden Naturschutzmassnahmen verpflichtete. So konnte schliesslich in den 90er-Jahren zwischen Sins und Unterlunkhofen ein grosses zusammenhängendes Auengebiet in den Auenschutzpark Aargau aufgenommen werden.

Vögel beobachten, ohne zu stören: Beobachtungsversteck („Hide“), Flachsee (© Oekovision GmbH, Widen)

Bis Rottenschwil wird das Vorland links und rechts der Reuss bis an den Hochwasserdamm immer wieder überflutet. Dazwischen befinden sich Auenreste: Feuchtwälder, Flachmoore und Riedwiesen, die durch harte Uferverbauungen geschützt sind. Auf Flussabschnitten, die nicht an geschützte Biotope grenzen, ist der Uferschutz teilweise entfernt worden. Auf diesen Strecken modelliert die Reuss ihr Ufer nun wieder selber.

Im Rottenschwiler Moos finden sich Weiher inmitten von Weichholzwald, Ried- und Magerwiesen (© Oekovision GmbH, Widen)

Neben der Stillen Reuss bilden der Flachsee Unterlunkhofen als Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung und das Rottenschwiler Moos mit seinem Mosaik von Riedwiesen, Altläufen und Weihern die markantesten Gebiete des Auenschutzparks Aargau in der Reussebene. Das letzte hinzugekommene Projekt ist die Auenregeneration Sins-Reussegg, welche 2024 abgeschlossen wurde.

Auengebiete in der Reussebene

Stille Reuss

"Schnittmuster" in einer Riedfläche der Stillen Reuss, Rottenschwil (© Oekovision GmbH, Widen)

Flussaltwasser wie die Stille Reuss zählen zu den artenreichsten Teillebensräumen in Auen. Im sumpfigen Uferbereich wachsen Seggen und Röhricht, zu beobachten sind hier Teichrohrsänger, Rohrammer und Zwergreiher. Der Schwimmblattgürtel mit Teich- und Seerosen ist die Domäne von Fröschen und Kröten. Im Innenbereich mit seinen Flachtümpeln kommen Libellen in grosser Artenvielfalt vor. Zu entdecken sind dabei gefährdete Arten wie die Zierliche Moorjungfer, die Feuerlibelle sowie der Östliche und der Südliche Blaupfeil.

Flachsee

Der artenreiche Flachsee bei Unterlunkhofen ist ein Wasser- und Zugvogelreservat internationaler und nationaler Bedeutung (WZVV).

Flachsee

Reussegg

Reussegg 2001 (links) und 2024 nach Regeneration (rechts)

Der Kanton Aargau und Pro Natura realisierten im Gebiet Reussegger Schachen ein neues Auengebiet von rund 20 Hektaren. Die Geländekammer bei Sins diente schon immer als natürlicher Rückhalteraum und bot sich daher für eine Auenregeneration an. Zusätzlich wurde eine neue Trinkwasserfassung ausserhalb des Perimeters erstellt und eine Altlast saniert.

1. Etappe Auenregeneration

1. Etappe Auenregeneration

Die erste Bauetappe startete 2019 mit der Schaffung von verschiedenen Seitengerinnen zur Reuss, welche über unterschiedliche Strömungsverhältnisse verfügen. Einige Gerinne führen ständig Wasser, andere erst bei steigendem Reusspegel. Dadurch entstehen verschiedenartige Uferanrisse, Überflutungsflächen sowie Kies- und Sandbänke. Neu geschaffene Totholzstrukturen bieten Unterstand für Jungfische.

Zudem wurde ein Altarm geschaffen, der nur durch das Grundwasser gespiesen wird und nicht direkt mit der Reuss verbunden ist. Dieser Altarm bildet einen anderen Lebensraumtyp als die Seitengerinne. Große Amphibiengewässer ergänzen den Auenlebensraum.

Hochwasser Reussegg, 2021

Mehrere Überflutungsereignisse bestätigten den Erfolg der Massnahmen der ersten Etappe. So zeigte ein Hochwasserereignis im Sommer 2021 die Dynamik der neuen Aue: Offene Flächen wurden überflutet, Böschungen angerissen, Totholz unterspült und neues eingebracht. Nach dem Rückgang des Wassers entstanden Schlick- und Sandflächen.

2. Etappe Auenregeneration

In der zweiten Bauetappe (ab 2023) wurden die Seitengerinne mit einem Durchstich an die Reuss angebunden. Das Reusswasser kann nun die volle Dynamik in die Auenlandschaft bringen und für zusätzliche Strukturen wie Sandbänke, Ufer­anrisse sowie tiefere und flachere Uferbereiche sorgen. Zudem wurde der bestehende Altarm vergrössert, und so mehr Lebensraum für Stillgewässerarten geschaffen.

Gelbbauchunke

Die Aue Reussegg ist ein Schwerpunktgebiet für die Förderung von Amphibien. Deshalb wurden auch diverse Tümpel und Teiche angelegt, die weniger häufig überflutet werden und somit nicht von Fischen heimgesucht werden. Das ist besonders für Pionierarten wie Laubfrosch oder Gelbbauchunke wichtig, damit deren Laich und Kaulquappen weniger gefressen werden.

Das durch die Bauarbeiten angefallene Erd-, Kies- und Sandmaterial wurde an verschiedenen Standorten im Auengebiet aufgeschüttet. So entstanden Steilhänge für erdnistende Arten wie den Eisvogel sowie eine artenreiche Pfeifengraswiese auf Basis der Schüttungen. Der Reusseggerbach wurde in das Seitengerinne umgeleitet und so sein kanalartiger Verlauf aufgewertet.

Die dynamische Flusslandschaft bietet vielen Arten wie dem Biber, dem Flussuferläufer und der Sibirischen Schwertlilie einen naturnahen Lebensraum. Bereits vor Abschluss der Renaturierung wurde das Gebiet erfolgreich von neuen Arten besiedelt. Der Unterhalt der fertigen Auenlandschaft erfolgt nun in Zusammenarbeit mit lokalen Landwirtschaftsbetrieben.

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Mehr zum Thema:

Panta rhei – Auenregenerationsprojekt Sins-Reussegg (Artikel im Milan 3/21) (PDF, 4 Seiten, 936 KB)

Spezialheft - Aue Reussegg in Sins (PDF, 20 Seiten, 8,0 MB)

Übersichtstafel - Reussegg (PDF, 1 Seite, 15,6 MB)