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U4 Luftqualität

Die Langzeit-Luftbelastung durch die Schadstoffe Feinstaub Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon hat sich im Aargau deutlich verbessert. Vereinzelt sind jedoch weiterhin Grenzwertüberschreitungen bei allen drei Schadstoffen feststellbar.

Zielrichtung aus Nachhaltigkeitssicht

Eine gute Luftqualität trägt wesentlich zum Schutz der menschlichen Gesundheit und zum Erhalt der natürlichen Ökosysteme bei. Schadstoffemissionen sind deshalb auf ein langfristig unbedenkliches Niveau zu begrenzen. Besonders betroffen von schadstoffbelasteter Luft sind Kinder, ältere Personen und Asthmatiker und Asthmatikerinnen. Schweizweit werden die damit verbundenen Gesundheitskosten auf jährlich rund 6,5 Milliarden Franken geschätzt, rund 3'000 Personen sterben jährlich wegen der Luftverschmutzung (durch PM10) vorzeitig (BAFU 2018). Zudem können sich Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Ammoniak negativ auf die Qualität nährstoffarmer Lebensräume auswirken.

Der Erhalt einer guten Luftqualität bedingt insbesondere das Einhalten der Grenzwerte für die Schadstoffe Feinstaub (PM2,5 und PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahes Ozon (O3) gemäss Luftreinhalteverordnung des Bundes. Die Feinstaub-Emissionen (PM10) sowie ihre Vorläufer-Emissionen sollen gegenüber 2005 jeweils um rund 50 Prozent reduziert werden. Die spezifischen Zielsetzungen für den Aargau sind im Massnahmenplan Luft von 2009 festgehalten (BVU 2009). Ein neuer Massnahmenplan Luft ist in Erarbeitung.

Die Luftqualität wird anhand eines Mischindex aus Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon sowie anhand der Feinstaubkonzentration in unterschiedlichen Gebieten gemessen.

Stand Luftqualität 2020

Der folgende Text beschreibt den Stand der Indikatoren U4.1 (2000–2019) und U4.2 (2000–2019)

Die Langzeitbelastung der Luft durch die Schadstoffe Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO₂) und bodennahes Ozon (O₃) hat sich deutlich verbessert. Alle Messstandorte weisen seit 2015 eine geringe bis mässige Luftbelastung aus. Die Indexwerte der drei Stationen haben sich über die Zeit weitgehend angeglichen. Dies zeigt, dass die Bebauungssituation, die Nähe zum Verkehr oder zu Industrieanlagen zunehmend eine untergeordnete Rolle spielt und der Index vermehrt ein Abbild der Hintergrundbelastung darstellt. Werden die Schadstoffe einzeln betrachtet, sind je nach Schadstoff jedoch weitere oder andere Zusammenhänge zwischen der Lage der Station und den Messwerten feststellbar, so beispielsweise bei den NO₂-Werten der strassenexponierten Messstation in Aarau in Abhängigkeit zur Verkehrsmenge. Bei allen drei Schadstoffen hat sich die Immissionssituation im Kanton Aargau in den letzten dreissig Jahren zwar deutlich verbessert, Grenzwerte werden teilweise trotzdem noch überschritten (BVU 2020).

Der Jahresmittelwert für Feinstaub PM10 liegt bei allen Messstationen unter dem Grenzwert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die langjährige Messreihe Baden zeigt seit 2016 schwankende Werte zwischen 13 und 15 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Überschreitungen des Tagesgrenzwerts von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter PM10 haben abgenommen und betrugen in den letzten vier Jahren an allen Messstationen maximal fünf Tage pro Jahr. Gemäss Luftreinhalte-Verordnung, darf eine solche Überschreitung an drei Tagen pro Jahr vorkommen. Der langjährig sinkende Trend beim PM10 kann auf diverse Massnahmen wie Filteranlagen bei Holzfeuerungen und der verstärkten Holzfeuerungskontrolle, aber auch die Einführung von Partikelfilter bei Baumaschinen und Lastwagen zurückgeführt werden.

Seit 2018 wird auch Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (PM2,5) gemessen. Diese ultrafeinen Stäube wie beispielsweise krebserregende Russpartikel können beim Einatmen weit in die Lungen gelangen. Die Schweiz hat auf Empfehlung der WHO den Jahresmittelgrenzwert bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter definiert. Bei den Messstationen Aarau, Baden und Schupfart lagen die Jahresmittelwerte in den Jahren 2018 und 2019 mit 10 bis 12 Mikrogramm pro Kubikmeter im Bereich des Grenzwerts (Jahresbericht 2019).

Der Hitzesommer mit viel Sonnenschein 2018 führte witterungsbedingt zu hohen Ozonwerten. Einzig im Hitzesommer 2003 wurden in den letzten Jahrzehnten noch höhere Werte gemessen. In Schupfart wurde der Stundenmittelgrenzwert 2018 für Ozon während 487 Stunden überschritten, in Baden waren es 420 Stunden (im Jahr 2003 672 Stunden). Gemäss Luftreinhalte-Verordnung darf dieser Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter nur während einer Stunde pro Jahr überschritten werden. Mit einem Wert von 201 Mikrogramm pro Kubikmeter Ozon wurde in Schupfart im Sommer 2019 der höchste Stundenmittelwert im Aargau in den letzten vier Jahren gemessen. Bei Grenzwertüberschreitungen steigt das Risiko, dass Symptome wie Tränenreiz, Hustenreiz und eine Verschlechterung der Lungenfunktion auftreten (Jahresbericht 2018).

Neben den Wirkungen der gasförmigen Luftschadstoffe spielen die sekundären Schadstoffe, die über den Niederschlag auf die Böden gelangen, eine bedeutende Rolle. Sie können zur Bodenversauerung beitragen und zur Eutrophierung empfindlicher Ökosysteme führen. Die Jahresfrachten von reaktivem Stickstoff in Form von Nitrat und Ammonium im Niederschlag haben in den letzten Jahrzehnten nur wenig abgenommen (BAFU 2019).

Indikator U4.1: Langzeit-Luftbelastungsindex (LBI), Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart

Der Indikator fasst die Schadstoffe Feinstaub (PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und bodennahes Ozon (O3) in einem Mischindex als ein Mass für die chronische Belastungssituation zusammen.
Dieser Langzeit-Luftbelastungsindex soll sinken.

Langzeit-Luftbelastungsindex (LBI), Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart 2000–2019

Ab 2018 wurden die Messstellen Suhr und Sisseln standorttypengerecht nach Aarau beziehungsweise Schupfart verlegt. Seit 2016 wurde die Berechnungsmethodik des LBI leicht angepasst (Daten: BVU, Abt. Umwelt 2020).

Die in dieser Grafik dargestellten Daten können im Excel-File abgerufen werden: Excel-Datei abrufen (XLSX, 20 KB)

Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2001)positiv
kurzfristig (seit 2016)positiv

Aktualisierung Daten 2023

Langzeit-Luftbelastungsindex (LBI), Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart 2000–2022

Ab 2018 wurden die Messstellen Suhr und Sisseln standorttypengerecht nach Aarau beziehungsweise Schupfart verlegt. Seit 2016 wurde die Berechnungsmethodik des LBI leicht angepasst (Daten: BVU, Abt. Umwelt 2023).

Die in dieser Grafik dargestellten Daten können im Excel-File abgerufen werden: Excel-Datei abrufen (XLSX, 13 KB)

Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2001)positiv
kurzfristig (seit 2016)positiv

Indikator U4.2: Feinstaub (PM10) Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart

Der Indikator zeigt den Jahresmittelwert der Feinstaub-Konzentrationen (PM10) in µg/m³. Der Grenzwert gemäss Luftreinhalteverordnung (LRV) liegt bei 20 µg/m³.
Die Feinstaubkonzentration soll sinken.

Feinstaub (PM10) Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart 2000–2019

Ab 2018 wurden die Messstellen Suhr und Sisseln standorttypengerecht nach Aarau beziehungsweise Schupfart verlegt (Daten: BVU, Abt. Umwelt 2020).

Die in dieser Grafik dargestellten Daten können im Excel-File abgerufen werden: Excel-Datei abrufen (XLSX, 17 KB)

Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2000)positiv
kurzfristig (seit 2016)positiv

Aktualisierung Daten 2023

Feinstaub (PM10) Baden, Suhr/Aarau, Sisseln/Schupfart 2000–2022

Ab 2018 wurden die Messstellen Suhr und Sisseln standorttypengerecht nach Aarau beziehungsweise Schupfart verlegt (Daten: BVU, Abt. Umwelt 2023).

Die in dieser Grafik dargestellten Daten können im Excel-File abgerufen werden: Excel-Datei abrufen (XLSX, 10 KB)

Entwicklung Indikator in Richtung Nachhaltigkeit
langfristig (seit 2000)positiv
kurzfristig (seit 2016)positiv

Herausforderungen für das Thema Luftqualität

  • Durch die Klimaänderung sind sommerliche Hitzeperioden mit trockenen und windarmen Wetterlagen häufiger zu erwarten. Diese begünstigen die Ozonbildung. Die abnehmenden Konzentrationen der Stickoxide führen zusätzlich zu einem langsameren Abbau des Ozons und zu Stundenmittelüberschreitungen bis spät in den Abend hinein. (BAFU 2018).
  • Die Kombination von sommerlichen Hitzeperioden und hohen Ozonwerten wird zu Gesundheitsschäden mit entsprechend finanziellen Folgen führen.
  • Die Inhaltsstoffe des Feinstaubs werden standardmässig nicht analysiert. Zur Einschätzung der Gesundheitsgefährdung wäre eine solche Analyse jedoch wichtig.
  • Durch die Filteranlagen werden die in der Luft verbleibenden Teile immer kleiner. Es wird zunehmend schwierig auch diese Teile entfernen zu können.
  • Aufwirbelungs- und Abriebprozesse durch Reifen-, Bremsen- und Strassenabrieb können beim Feinstaub eine wesentliche Rolle spielen.

Quellen

Mitarbeit
Referenzen
  • Bundesamt für Umwelt BAFU (2019): Luftqualität 2018, Bern: BAFU
  • Bundesamt für Umwelt BAFU (2018): Umwelt Schweiz 2018, Bern: BAFU
  • Departement für Bau, Verkehr und Umwelt BVU, Abteilung für Umwelt (2020): Langzeit-Luftbelastungsindex, Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon, Datenlieferung
  • Empa (2018): Zusätzliche Partikelmessungen im NABEL; Bericht über die Messungen 2017, Dübendorf: Empa
  • Kantone AG/BE/BL/BS/SO (2020): Luftqualität in der Nordwestschweiz Jahresbericht 2019
  • Kantone AG/BE/BL/BS/SO (2019): Luftqualität in der Nordwestschweiz Jahresbericht 2018
  • Kantone AG/BE/BL/BS/SO (2018): Luftqualität in der Nordwestschweiz Jahresbericht 2017
  • Kantone AG/BE/BL/BS/SO (2017): Luftqualität in der Nordwestschweiz Jahresbericht 2016
Links

Für das Thema "Luftqualität" relevantes SDG der Agenda 2030

Die Symbole der 17 SDG in der Übersicht.

Spotlight Klima

Visualisierung der klimatischen Erwärmung über die letzten Jahrzehnte: Kühle Jahre werden als Striche in kühlen Farben, warme Jahre in warmen Farben dargestellt. Über die Jahre nehmen die warmen Farben zu.

Die Reduktion der Treibhausgase führt auch zu besserer Luftqualität

"Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄) und Lachgas (N₂O) sind jene Treibhausgase, deren Freisetzung in die Atmosphäre am stärksten zu anthropogenen Klimaveränderungen beitragen. Entsprechend leisten die Anstrengungen des Kantons Aargau in der Luftreinhaltung zur Minimierung der Emissionen solcher Gase einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Zudem führt die Reduktion des Verbrauchs fossiler Energieträger respektive die Substitution durch erneuerbare und insbesondere kohlenstofffreie Energieträger zu einem verminderten CO₂-Ausstoss und damit zu mehr Klimaschutz. Als Mitnahmeeffekt dieser Anstrengungen ergibt sich daraus auch eine Emissionsreduktion bedeutender Luftschadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide oder flüchtige organische Verbindungen (VOC)."

BVU, Abteilung für Umwelt

Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen die ein nachhaltiges Handeln fordert. Die Spotlights-Klima beleuchten aktuelle Herausforderungen oder laufende Projekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel aus Sicht der kantonalen Verwaltung.
Weitere Informationen zum Klimawandel

Bericht Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau 2020

Symbolbilder verschiedener Themenbereiche der Nachhaltigkeit.

Bericht Nachhaltige Entwicklung 2020 (PDF, 154 Seiten, 9,8 MB)

Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Keyvisual AG Agenda 2030.

Der Kanton Aargau trägt gemeinsam mit dem Bund zur Umsetzung der UNO-Agenda 2030 bei.

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Bild: © Kanton Aargau