Hauptmenü

Zurück

Kaiseraugst-Auf der Wacht

Bevor "Auf der Wacht" eine grosse Überbauung entsteht, wurde von 2011 bis 2014 eine Forschungsgrabung durchgeführt.

In vier Grabungskampagnen hat die Kantonsarchäologie das Areal "Auf der Wacht" untersucht.

Wohnen und Gewerbe

© Kantonsarchäologie Aargau: Überreste der Steinbauten.

Die Koloniestadt Augusta Raurica wurde ab 80/90 n. Chr. um einen ganzen Stadtteil, die sogenannte Nordwest-Unterstadt, erweitert. Die Ausgrabung in der Flur "Auf der Wacht" lag in einem Randquartier dieser Unterstadt.

Das Areal erfuhr im Laufe der Zeit immer wieder bauliche Veränderungen. Im Nordteil wurden die Gebäude mindestens dreimal an Ort und Stelle erneuert. Der Südteil war dagegen lange unbebaut.

Im zweiten Viertel des 2. Jahrhunderts wurde auch in diesem Bereich ein grosses Steingebäude errichtet. Es bestand aus zwei hallenartigen Räumen und einem unterirdischen Raum. Etwas später wichen auch die nördlich gelegenen Lehmfachwerkhäuser einem Steinbau. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts wurden die Häuser abgebrochen und das Areal wurde in der Folge als Töpfereibezirk genutzt.

Töpfereien

© Kantonsarchäologie Aargau: Tongegenstände aus den Töpferöfen.

Schon vor der Umnutzung zum Töpfereibezirk gab es gewerbliche Aktivitäten. Im Hinterhof eines Lehmfachwerk-Hauses wurde eine Werkstatt entdeckt, in der Ton-Statuetten der Liebesgöttin Venus, Tauben und geflochtene Tongegenstände hergestellt wurden. Besonders die Venus-Statuetten waren in der Römerzeit sehr beliebt und wurden in der Regel aus Mittelgallien (Zentralfrankreich) importiert. Die Exemplare von Kaiseraugst wurden aber nicht wie sonst üblich aus weissem "Pfeifenton" hergestellt, sondern aus dem lokalen, orangefarbenen Ton.

© Kantonsarchäologie Aargau: Tonmodel

Ausserdem fand das Grabungsteam ein Model, das zur Herstellung von naturgrossen Ton-Masken diente, die in der Regel aufgehängt wurden. Mit zwei weiteren Modeln konnten kleine Appliken (Zierelemente) aus Ton hergestellt werden.

Die fünf im Grabungsareal entdeckten Töpferöfen sowie die bereits bei früheren Grabungen in der Umgebung gefundenen Töpferöfen bezeugen, dass hier in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in grossen Umfang Keramik produziert wurde. Hergestellt wurden Platten, Teller und Schüsseln sowie Trinkbecher.

Vielfältige Werkstätten

© Kantonsarchäologie Aargau: Hunderte von abgesägten Hornzapfen von Ziegen.

Im seitlichen Hof des grossen, hallenartigen Steingebäudes wurde Horn verarbeitet: Es fanden sich Hunderte von abgesägten Hornzapfen von Ziegen. Die Hörner wurden wohl zu Griffen verarbeitet, zum Beispiel für Messer, oder sie dienten zur Herstellung von dünnen, durchsichtigen Scheiben für Laternen.

Bronzegussreste, Schlacken sowie zum Schmelzen von Glas verwendete Tongefässe belegen zudem, dass in der Umgebung der Grabung wahrscheinlich auch Bronzegegenstände und Glasgefässe hergestellt wurden.

Ausserdem kam ein Kalkbrennofen zum Vorschein, der teilweise freigelegt werden konnte. Kalk wurde für die Herstellung von Mörtel, dem römischen Zement, verwendet.

Statuettenwerkstatt

  1. Kleiner Ofen zum Brennen der Statuetten.
    Brennofen
  2.  	Fragment einer hier produzierten Venusstatuette aus lokalem, orangefarbenen Ton.
    Statuette
  3. Model für die Herstellung von Ton-appliken, die auf grosse Gefässe angebracht wurden. Die Figur stellt Herkules dar.
    Tonform