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Naturschutzprogramm

Feuchtgebiete im Wald

Der Grosser Rat hat mit der Genehmigung der sechsten Etappe des Naturschutzprogramms Wald einen Auftrag zur Schaffung von 120 Hektaren neuen Feuchtgebieten bis 2031 erteilt. Dabei stehen entwässerte Waldflächen im Fokus. Die Wiederherstellung dieser Lebensräume hat positive Effekte auf die Artenvielfalt, die Neubildung von Grundwassser und den Hochwasserschutz.

Positive Auswirkungen feuchter Wälder

Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig: Hitze- und Trockenperioden machen Mensch und Umwelt zu schaffen, Starkniederschläge überlasten unsere Infrastrukturen und verursachen teilweise grosse Schäden. Um diese Folgen des Klimawandels abzuschwächen, sollen in den nächsten Jahren zusätzliche Feuchtgebiete im Wald geschaffen werden. Feuchtwälder erfüllen wichtige Funktionen, die gerade mit zunehmend wärmerem Klima bedeutsam sind. Der Wald im Generellen sowie Feuchtgebiete im Speziellen halten Wasser zurück und brechen dadurch Hochwasserspitzen. Feuchtwälder sind weiter wichtig für die Neubildung von Grundwasser und somit auch für die Trinkwasserversorgung. Das Lokalklima von feuchten Wäldern ist zudem ausgeglichener und nicht zuletzt bieten diese wertvollen Erholungsraum für Waldbesuchende. Von Wiedervernässungen profitiert ebenfalls die Biodiversität: Feuchte und nasse Wälder beherbergen durch ihre vom Wasser geprägten Standortbedingungen eine Vielzahl an Tierarten die nur in ganz bestimmten Lebensräumen vorkommen.

Bewirtschafteter Feuchtwald mit Schwarzerlen und  randlich einigen Fichten sowie wenigen Linden, Bergahorn und Traubenkirschen.
Entwässerter Feuchtwald: Durch die Schliessung der Gräben wird sich die Baumartenzusammensetzung kaum ändern. In der Krautschicht werden die Farne durch Feuchtarten, insbesondere Seggen abgelöst werden. (Foto: pluspunkt)

Historische Wälder wiederherstellen

Um die Holzproduktion zu steigern und die Bewirtschaftung zu erleichtern, wurden im 19. und 20. Jahrhundert im Kanton Aargau etwa 2'400 Hektaren feuchte Wälder – dies entspricht knapp 5 Prozent der gesamten Waldfläche – durch den Bau von Gräben drainiert. Dadurch wurde das anfallende Regenwasser schnell aus den jeweiligen Waldgebieten abgeleitet, in der Folge sind diese Wälder deutlich trockener geworden. Eine Möglichkeit, Feuchtgebiete zu schaffen, ist die entwässernde Wirkung dieser Gräben zu verringern oder rückgängig zu machen. Im Rahmen der neuen Studie "Wiedervernässung von Wäldern im Kanton Aargau" wurde mittels einer Modellierung das Potenzial der 2'400 Hektaren entwässerter Gebiete für Wiedervernässungen ermittelt. Diese Modellierung hat gezeigt, dass rund ein Viertel, also etwa 640 Hektaren der damals entwässerten Wälder im Kanton Aargau, ein hohes Potenzial für die Realisierung von Wiedervernässungsprojekten haben.

Indirekter Gegenvorschlag zur Gewässer-Initiative

Die Aargauische Volksinitiative "Gewässer-Initiative Kanton Aargau – Mehr lebendige Feuchtgebiete für den Kanton Aargau" wurde am 2. Februar 2023 eingereicht. Der Regierungsrat stellte der Initiative einen indirekten Gegenvorschlag gegenüber. Die grosse Bedeutung von Feuchtgebieten sowohl aus Sicht der Biodiversität als auch aus Sicht des Wasserhaushalts wurde durch den Regierungsrat anerkannt. Die Schaffung von Feuchtgebieten soll auf der Basis der Freiwilligkeit im Wald, im Landwirtschaftsgebiet und im Siedlungsgebiet ganzheitlich realisiert werden und den hierfür notwendigen Zeithorizont gegenüber der Initiative erweitern. Am 10. September 2024 hat der Grosse Rat dem indirekten Gegenvorschlag des Regierungsrats mit 128:0 Stimmen zugestimmt. Die Gewässerinitiative wurde im Anschluss daran durch die Initianten zurückgezogen.

Bis 2060 sollen insgesamt 1'000 Hektaren Feuchtgebiete in den drei Landschaftsräumen Landwirtschaft, Siedlung und Wald realisiert werden. Als Zwischenziel bis 2040 sollen 750 Hektaren Feuchtgebiete geschaffen werden: 300 Hektaren im Wald, 280 Hektaren im Landwirtschaftsgebiet und 170 Hektaren im Siedlungsgebiet. Im Wald sollen somit pro Jahr 20 Hektaren Feuchtgebiete wiederhergestellt oder neu geschaffen werden, damit der Zielwert von 300 Hektaren bis 2040 erreicht werden kann. Neben Wiedervernässungen sollen Amphibienbiotope angelegt, Auenwaldreservate und Quellen gesichert sowie Bäche ausgedolt werden.