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Aus der Praxis

Ackerbegleitflora – unterschätzte Vielfalt?

Bunter Ackerschonstreifen. Foto: Agrofutura AG

Blaue und rote Farbflecken von Kornblumen und Klatschmohn weisen auf das Vorkommen botanisch interessanter Ackerbegleitpflanzen zwischen den angesäten Kulturpflanzen hin. Solche Ackerbegleiter bieten vielen Insekten Nahrung und Lebensraum. Durch gezielte Massnahmen wie z.B. die Anlage von Ackerschonstreifen können sie gefördert werden.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war eine üppige Ackerbegleitflora ein natürlicher Bestandteil der Ackerkulturen. Durch effizientere Möglichkeiten zur Unkrautbekämpfung wurde diese allerdings immer stärker zurückgedrängt. Wird die Bewirtschaftung für sie angepasst, können sie auf dem Acker rasch wieder aufblühen.

Ackerbegleitflora

Von oben nach unten: Kornblume. Foto: Agrofutura AG; Venus-Frauenspiegel und Ackerfrauenmantel. Foto: Daniel Schaffner

Ökologische Funktion der Ackerbegleitflora

Eine vielfältige Ackerbegleitflora bietet mit dem Nektar der Blüten ein grosses Nahrungsangebot sowie Lebensraum für viele Insekten, darunter auch für Nützlinge. Deswegen tragen die Ackerbegleiter auch zur natürlichen Schädlingsregulierung bei. Durch die lange Blühdauer und das grosse Nektar- und Pollenangebot ist die Kornblume eine ideale Nahrungsquelle für Nützlinge wie Marienkäfer und Schwebefliegen, aber auch für viele andere Insekten wie Wildbienen. Auch der eher seltene und hübsche Venus-Frauenspiegel trägt zum Nahrungsangebot und zur Strukturvielfalt bei. Er öffnet seine Blüten in den Morgenstunden und schliesst sie am späten Nachmittag. Weitere Funktionen von Ackerbegleitern wie dem bodendeckenden Ackerfrauenmantel sind der Erosionsschutz und die Unterdrückung anderer Unkräuter.

Fördermassnahmen im Programm Labiola

Mit herbizidfreier Unkrautregulierung und reduziertem Düngereinsatz können gezielt seltene Ackerbegleitarten gefördert werden. Für Betriebe mit einer Labiola-Vereinbarung stehen folgende drei Fördermassnahmen zur Auswahl.

Ackerbegleitflora-Fördermassnahmen im Programm Labiola
AnforderungAckerschonstreifenAcker mit wertvoller AckerbegleitfloraBuntbrache mit jährlichem Umbruch
AnforderungsflächeStreifenförmig (mindestens 6 m breit) über ganze Ackerlänge oder ganzflächigEine ganze Ackerfläche mit natürlichem Vorkommen von AckerbegleiternStreifenförmig (mindestens
6 m breit) über ganze Ackerlänge
KulturenGetreide, Hirse, Raps, Sonnenblumen, Körnerleguminosen, LeinAlle Kulturen in der FruchtfolgeBuntbrache mit Spontanbegrünung oder Ansaat der Mischung «Labiola-Ackerbegleitflora»
DauerMindestens 2 Jahre auf der gleichen Fläche8 Jahre auf der gleichen Flächemax. 8 Jahre auf der gleichen Fläche
Weitere AnforderungenVerzicht auf stickstoffhaltige Dünger
keine breitflächige, mechanische oder chemische Unkrautbekämpfung
Umsetzung Vernetzungsmassnahme Stoppelbrache
Mindestens 50 % Getreide in der Fruchtfolge
keine Unkrautbekämpfung
Nur 1/3 der empfohlenen N-Düngung
Nach Getreidekulturen mindestens 4 Wochen Stoppelbrache/ zwischen Getreidekulturen durchgehende Stoppelbrache
Umsetzung Vernetzungsmassnahme «Bodenbearbeitung»: Jährlicher Umbruch und Bodenbearbeitung auf der ganzen Fläche
Beiträge/JahrQI: 2’300.-/ha
+ 1'000.-/ha
Q1: 2'300.-/ha*
+ 1'000.-/ha
Q1: 3'800.-/ha
+ 1'000.-/ha

*Beitrag nur in Jahren, in welchen eine passende Kultur auf der Fläche angebaut wird und ganzflächig Ackerschonstreifen angemeldet werden muss.

Stoppelbrache

Ackerkulturen werden in der Regel zu einem Zeitpunkt geerntet, in welchem einige Ackerbegleiter noch in voller Blüte sind. Um deren Absamung zu gewährleisten und zugleich die wertvollen Nahrungsquellen und Lebensräume für Insekten zu erhalten, wird bei der Vernetzungsmassnahme "Stoppelbrache" die Fläche während mindestens 4 Wochen nach der Kulturernte nicht bearbeitet.

Erhebungen im Kanton Aargau

Im Kanton Aargau werden dieses und nächstes Jahr alle biologisch oder herbizidfrei bewirtschafteten Getreide- und Rapskulturen innerhalb des Ackerbegleitflora-Förderperimeters nach Ackerbegleitern abgesucht. Ziel ist es, das Potenzial für eine vielfältige Ackerbegleitflora zu erfassen. Auf Flächen mit hohem Potential sollen, wo möglich gezielte Fördermassnahmen umgesetzt werden.

Bewirtschaften auch Sie Ihre Ackerkulturen extensiv und haben Interesse, Ackerbegleitpflanzen zu fördern? Dann melden Sie sich gerne bei der Agrofutura für gezielte Fördermassnahmen.

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