Ackerbegleitflora – unterschätzte Vielfalt?

Blaue und rote Farbflecken von Kornblumen und Klatschmohn weisen auf das Vorkommen botanisch interessanter Ackerbegleitpflanzen zwischen den angesäten Kulturpflanzen hin. Solche Ackerbegleiter bieten vielen Insekten Nahrung und Lebensraum. Durch gezielte Massnahmen wie z.B. die Anlage von Ackerschonstreifen können sie gefördert werden.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war eine üppige Ackerbegleitflora ein natürlicher Bestandteil der Ackerkulturen. Durch effizientere Möglichkeiten zur Unkrautbekämpfung wurde diese allerdings immer stärker zurückgedrängt. Wird die Bewirtschaftung für sie angepasst, können sie auf dem Acker rasch wieder aufblühen.
Ackerbegleitflora

Ökologische Funktion der Ackerbegleitflora
Eine vielfältige Ackerbegleitflora bietet mit dem Nektar der Blüten ein grosses Nahrungsangebot sowie Lebensraum für viele Insekten, darunter auch für Nützlinge. Deswegen tragen die Ackerbegleiter auch zur natürlichen Schädlingsregulierung bei. Durch die lange Blühdauer und das grosse Nektar- und Pollenangebot ist die Kornblume eine ideale Nahrungsquelle für Nützlinge wie Marienkäfer und Schwebefliegen, aber auch für viele andere Insekten wie Wildbienen. Auch der eher seltene und hübsche Venus-Frauenspiegel trägt zum Nahrungsangebot und zur Strukturvielfalt bei. Er öffnet seine Blüten in den Morgenstunden und schliesst sie am späten Nachmittag. Weitere Funktionen von Ackerbegleitern wie dem bodendeckenden Ackerfrauenmantel sind der Erosionsschutz und die Unterdrückung anderer Unkräuter.
Fördermassnahmen im Programm Labiola
Mit herbizidfreier Unkrautregulierung und reduziertem Düngereinsatz können gezielt seltene Ackerbegleitarten gefördert werden. Für Betriebe mit einer Labiola-Vereinbarung stehen folgende drei Fördermassnahmen zur Auswahl.
Anforderung | Ackerschonstreifen | Acker mit wertvoller Ackerbegleitflora | Buntbrache mit jährlichem Umbruch |
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Anforderungsfläche | Streifenförmig (mindestens 6 m breit) über ganze Ackerlänge oder ganzflächig | Eine ganze Ackerfläche mit natürlichem Vorkommen von Ackerbegleitern | Streifenförmig (mindestens 6 m breit) über ganze Ackerlänge |
Kulturen | Getreide, Hirse, Raps, Sonnenblumen, Körnerleguminosen, Lein | Alle Kulturen in der Fruchtfolge | Buntbrache mit Spontanbegrünung oder Ansaat der Mischung «Labiola-Ackerbegleitflora» |
Dauer | Mindestens 2 Jahre auf der gleichen Fläche | 8 Jahre auf der gleichen Fläche | max. 8 Jahre auf der gleichen Fläche |
Weitere Anforderungen | Verzicht auf stickstoffhaltige Dünger keine breitflächige, mechanische oder chemische Unkrautbekämpfung Umsetzung Vernetzungsmassnahme Stoppelbrache | Mindestens 50 % Getreide in der Fruchtfolge keine Unkrautbekämpfung Nur 1/3 der empfohlenen N-Düngung Nach Getreidekulturen mindestens 4 Wochen Stoppelbrache/ zwischen Getreidekulturen durchgehende Stoppelbrache | Umsetzung Vernetzungsmassnahme «Bodenbearbeitung»: Jährlicher Umbruch und Bodenbearbeitung auf der ganzen Fläche |
Beiträge/Jahr | QI: 2’300.-/ha + 1'000.-/ha | Q1: 2'300.-/ha* + 1'000.-/ha | Q1: 3'800.-/ha + 1'000.-/ha |
*Beitrag nur in Jahren, in welchen eine passende Kultur auf der Fläche angebaut wird und ganzflächig Ackerschonstreifen angemeldet werden muss.
Stoppelbrache
Ackerkulturen werden in der Regel zu einem Zeitpunkt geerntet, in welchem einige Ackerbegleiter noch in voller Blüte sind. Um deren Absamung zu gewährleisten und zugleich die wertvollen Nahrungsquellen und Lebensräume für Insekten zu erhalten, wird bei der Vernetzungsmassnahme "Stoppelbrache" die Fläche während mindestens 4 Wochen nach der Kulturernte nicht bearbeitet.
Erhebungen im Kanton Aargau
Im Kanton Aargau werden dieses und nächstes Jahr alle biologisch oder herbizidfrei bewirtschafteten Getreide- und Rapskulturen innerhalb des Ackerbegleitflora-Förderperimeters nach Ackerbegleitern abgesucht. Ziel ist es, das Potenzial für eine vielfältige Ackerbegleitflora zu erfassen. Auf Flächen mit hohem Potential sollen, wo möglich gezielte Fördermassnahmen umgesetzt werden.
Bewirtschaften auch Sie Ihre Ackerkulturen extensiv und haben Interesse, Ackerbegleitpflanzen zu fördern? Dann melden Sie sich gerne bei der Agrofutura für gezielte Fördermassnahmen.
Labiola-Merkblatt:(öffnet in einem neuen Fenster) Ackerbegleitflora
Merkblatt:(öffnet in einem neuen Fenster) Ackerschonstreifen – blühende Vielfalt im Verborgenen
Verein Biodivers:(öffnet in einem neuen Fenster) Ackerwildkräuter