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Freiwilligenprogramm

Steinbrücke in Brugg

Dieser Beitrag wurde im Kontext des Fokusthemas 2023 "Stadt-Land-Fluss" erarbeitet. Möglicherweise sind Sie auch schon auf der Steinbrücke in Brugg gestanden und haben sich gewundert, wie die Aare, die an einigen Stellen bis 170 Meter breit ist, durch diese enge Stelle in Brugg durchfliessen kann. Wenn man sich dann allerdings das Profil anschaut, sieht man, dass der Fluss an dieser Stelle knapp 20 Meter tief ist.

Zwei alte Postkarten in schwarz-weiss liegen nebeneinander. Sie zeigen aus unterschiedlichen Perspektiven die Aarebrücke in Brugg und den schwarzen Turm. Links stehen Personen auf der Brücke und winken.
© Kanton Aargau, StAAG F/RC/Brugg
Die Grafik zeigt auf vergilbtem Papier die Konstruktion der Brücke im Querschnitt.
© Kanton Aargau, StAAG CH-0000517-1 GS/00380-2
Das Bild stammt aus den Brugger Neujahrsblättern und zeigt einen Abdruck eines Siegels der Stadt Brugg: Darauf zu sehen ist die Brücke und der schwarze Turm.
© e-periodica
Die Postkarte zeigt eine farbige Lithografie der Stadt Brugg. Die Betrachtenden stehen auf einem Hügel und blicken auf das Städtchen, den Fluss und die Brücke herunter. Auf dem Spazierweg befinden sich noch zwei Personen
© Kanton Aargau, StAAG CH-000051-7 GS/01337-1
Die alte, leicht vergilbte Postkarte zeigt eine Bleistiftszeichnung der Aarebrücke in Brugg. Auf der rechten Seite ragt der schwarze Turm in die Höhe.
© Kanton Aargau, StAAG CH-000051-7 GS/00362-1
Eine alte Postkarte mit einem schwarz-weissen Foto, welches das Brugger Zollplätzli und die Aarebrücke mit dem schwarzen Turm zeigt.
© Kanton Aargau, StAAG F/RC/Brugg
Die zwei schwarz-weiss Fotos stammen aus den Brugger Neujahrsblättern und zeigen beide beinahe das Gleiche: die Brücke, Eingang Altstadt. Allerdings zeigt das linke Bild den Stand vor dem Umbau und das rechte die "neue" Brücke. Das Wirtshaus zur Rechten fehlt.
© e-periodica
Eine Postkarte mit gewellten Rändern. Darauf zu sehen, ist ein Farbfoto von der Aarebrücke in Brugg. Auf der rechten Seite ragt der schwarze Turm in die höhe, links daneben breitet sich die Brugger Altstadt aus.
© Kanton Aargau, StAAG F/RC/Brugg

Da im Mittelland die Aare nur in Brugg so schmal und mit einer einzigen Baumstammlänge ein Überqueren möglich ist, war dort vermutlich schon in vorrömischer Zeit ein Übergang. Für die Römer war der Ausbau des Strassennetzes in erster Linie von militärischem Interesse. Das Militärlager Vindonissa war von grosser Bedeutung und ein wichtiger strategischer Punkt sowohl für den Süd-Nordverkehr von Italien nach Germanien wie für den Ost-Westverkehr von den Donauländern nach Gallien. Für die rund 6000 Legionäre die in Vindonissa, dem einzigen römischen Legionslager, welches auf heutigem Schweizerboden stationiert war, war der Übergang im heutigen Brugg die einzige Möglichkeit, sich bei Bedarf rasch in alle Richtungen zu bewegen.

Die beiden Wahrzeichen, auf der einen Seite der Brücke der Zollturm mit dem Zollhaus und auf der anderen Seite der schwarze Turm, wurden schon um 1300 das erste Mal auf dem Stadtsiegel dargestellt. Da der ganze Verkehr Aare auf- und abwärts durch das Zolltor geführt wurde, ergaben sich für die jeweilige Herrschaft über Brugg sichere Zolleinnahmen.

Mittelalterliches Recycling

Der schwarze Turm auf der anderen Seite der Brücke wird zum ersten Mal 1238/1239 schriftlich erwähnt. Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Historiker der Ansicht, der Turm stamme aus römischen Zeiten: Da für den Bau zum Teil Mauerstücke aus dem nahegelegenen Legionslager Vindonissa stammten, nahm man fälschlicherweise lange an, dass der Turm römischen Ursprungs sei. Deshalb wurde er auch Römerturm genannt. Erst im 19. Jahrhundert erkannten Fachleute, dass die römischen Steine, im Sinne eines Recyclings, zum zweiten Mal gebraucht wurden. Der schwarze Turm diente von 1846 bis 2006 als Bezirksgefängnis.

Heute kommt man mit einer Führung bis ins oberste Stockwerk und hat von dort eine schöne Aussicht auf Brugg und Umgebung.

Schwere Jahre

Das späte 15. Jahrhundert war eine schwierige Zeit für Brugg. Im März 1475 brach an der Spiegelgasse Feuer aus, dem offenbar alle Häuser an dieser Gasse zum Opfer fielen.

Da Brugg seit dem Überfall von 1444 anlässlich des alten Zürichkrieg noch nicht einmal alle Schäden beheben konnte, war das ein schwerer Schlag für die Stadt. Dann kam der 24. Juli 1480 und brachte Hochwasser, das bis zur Brücke hochging und grosse Schäden in der Vorstadt und an den Widerlagern der Brücke und am Zollhaus verursachte.

1532 war es für Brugg an der Zeit eine neue Brücke zu planen oder wie der Chronist Sigmund Fry berichtete:

Diewil die stat den namen von der brugg hete, so welte man ein brugg machen, die etwas verfienge.

Sigmund Fry Chronist

Die neue Brücke, immer noch eine gedeckte Holzbrücke, wurde etwas höher gebaut und mit zwei Erkern versehen. Der Torbogen und das Zollhaus mussten entsprechend angepasst werden. Da alle bisherigen Brücken ca. 2 m tiefer lagen als heute und so immer wieder Hochwasser ausgesetzt waren, erforderten sie daher auch immer wieder Unterhaltsarbeiten.

Holz wird zu Stein

Knapp 50 Jahre später, 1577, entschloss sich Brugg, die Holzbrücke durch eine Steinbrücke zu ersetzen. Auch diese Steinbrücke wurde anfänglich mit zwei Erkern und kunstvoll gearbeiteten Mauerbrüstungen versehen.

Diese Brücke hielt bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhundert stand. Dann allerdings wurden wegen des grösseren Verkehrsaufkommens eine breitere Fahrbahn und beidseitig Trottoirs geplant.

Das Haus mit der Wirtschaft zum Römerturm musste wegen dieser Verbreiterung dann abgebrochen werden. 1925 wurde diese neue Brücke erstellt – sie dient dem Verkehr über die Aare bis heute.

Autorin: Trudi Engelhardt, Freiwillige von Biblitohek und Archiv Aargau