Aarebrücke Stilli
Dieser Beitrag wurde im Kontext des Fokusthemas 2023 "Stadt-Land-Fluss" erarbeitet. Die Hochbrücke zwischen Stilli und Würenlingen bewältigt heute beinahe unbemerkt den Verkehr zwischen dem unteren Aaretal mit Zollübergang Koblenz-Waldshut und Brugg/Baden sowie vielen Destinationen im Mittelland.
Täglich wird die Brücke von hunderten von mehrheitlich internationalen Lastwagen neben tausenden von Personenwagen und anderen Vehikeln benutzt. Das war nicht immer so.
Schon vor der Kantonsgründung im Jahre 1803 wurde der geringe Verkehr an der Grenze zwischen Bern und der Grafschaft Baden mit einem Fährbetrieb abgewickelt. Die Gemeinde Stilli hatte noch im Spätmittelalter das ausschliessliche Fahrrecht von Bern erhalten und war im Gegenzug verpflichtet, jeden Passanten zu beliebiger Tageszeit sofort zu bedienen.
Das ausschliessliche Fahrrecht wurde immer wieder in Frage gestellt und verlor mit dem Aufkommen der Eisenbahn und der damit einhergehenden Industrialisierung an Bedeutung. Als beispielsweise die Post von Schaffhausen nach Aarau nicht mehr über Stilli geleitet wurde, sondern neu mit der Bahn befördert wurde, brach ein Hauptkunde der Fährbetriebe von Stilli weg. 1849 wurde für die Brücken in Brugg, Windisch und Baden die letzten Zölle abgeschafft, was weiter Umsatz- und Frequenzeinbrüche zur Folge hatte.
In den folgenden Jahren, als die Bedeutung der Eisenbahn immer offensichtlicher wurde, nahm die Idee einer Strassenbrücke als Ersatz für den Fährbetrieb immer mehr Fahrt auf, allerdings gegen den Widerstand der Betreiber der Fähren, die ihre Existenz gefährdet sahen. Erst als nach langem Hin und Her einigte man sich mit dem Kanton über eine Entschädigung für das bald wertlose Fahrrecht, was den Bau einer ersten Brücke ermöglichte. Diese wurde durch den Kanton Aargau erbaut und 1903 eröffnet. 1970 entstand die heutige erweiterte und verstärkte Brücke.
Die Riesenskulptur auf der Stilli Brücke nennt sich "Wassertor" und war als Auftragsarbeit geschaffen vom damals sehr prominenten Künstler Albert Siegenthaler (Ehemann der bekannten Gillian White), der selber in Stilli aufgewachsen ist. Siegenthaler starbt bereits 1984 mit 46 Jahren.
Autor: Andreas Wyrsch, Freiwilliger von Bibliothek und Archiv Aargau