Die Rheinbrücke zwischen Stein AG und Bad Säckingen
Dieser Beitrag wurde im Kontext des Fokusthemas 2023 "Stadt-Land-Fluss" erarbeitet.
Seit 1979 – Eröffnung der neu erbauten Fridolinsbrücke mit modernen Zollämtern – verbindet die von der Hauptstrasse in Stein kaum sichtbare gedeckte Holzbrücke die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland nur noch für Fussgänger und Velofahrer. Am Rheinufer angekommen, stehen wir jedoch vor Europas längster gedeckter Brücke (203,7 m Fahrbahn resp. 206,5 m Dachlänge), länger als die viel bekanntere Kapellbrücke in Luzern mit 202,9 m resp. 204,7 m Länge.
Ein ewiges Brandopfer
Diese Brücke ist urkundlich erwähnt seit dem Jahre 1270. Frühere Urkunden gibt es nicht, da 1270 das ganze Säckinger Stadtarchiv bei einem Grossbrand zerstört wurde. Ab 1270 bis 1869 sowie wiederum ab 1979 war und ist dieser Rhein-Übergang im Besitz der Stadt Säckingen. Zwischenzeitlich war das Land Baden und anschliessend die Bundesrepublik Eigentümer der sehr komplexen Konstruktion.
Die heutige Konstruktion der Brücke mit gemauerten und teilweise betonierten Pfeilern sowie der darüber liegenden Holzbrücke ist auf 1573 datiert, die vorherige Brücke ist ebenfalls einem Brand zum Opfer gefallen. Im laufenden Jahr werden also 450 Jahre gefeiert, gemeinsam von Bad Säckingen und Stein organisiert – am Fridolinsfest.
Ab 1573 haben weitere Brände jeweils Teile der Brücke zerstört. Die heute sichtbare Konstruktion wird auf 1810 datiert mit einer umfassenden Renovation 1843.
Direkt rheinabwärts neben der Holzbrücke war bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine Fähre für den Gütertransport in Betrieb, die nach Bränden jeweils auch für Personentransporte genutzt werden konnte.
Ab 1803, anlässlich der Gründung des Kantons Aargau, bildet die Brücke eine Staatsgrenze. Davor war Säckingens eigentliches wirtschaftliches Hinterland südlich des Rheins im Gebiet des ebenfalls zu Vorderösterreich gehörenden Fricktals.
Explosive Brückenpfeiler
Obwohl die Brücke nie in Eidgenössischem oder Aargauer Besitz war, ist sie im Kanton Aargau als Kulturgut von nationaler Bedeutung aufgelistet. Im November 2014 wurde allerdings publik, dass die Schweiz nicht nur ein kulturelles Interesse an dem Baudenkmal hatte: Dazumal wurden durch die Schweizer Armee die letzten Sprengsätze aus zwei Brückenpfeilern entfernt, die offenbar bereits vor dem zweiten Weltkrieg angebracht und bis ins 21. Jahrhundert unterhalten worden waren! Die beiden Stadt-/Gemeindevorsteher waren erst Tage vor deren Entfernung über das Vorhandensein der Sprengsätze informiert worden.
Quellen
- AZ Aargauer Zeitung, Aarau(öffnet in einem neuen Fenster)
- Wikipedia: Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Aargau: Holzbrücke KGS-Nr. 00257(öffnet in einem neuen Fenster)
- Chronik des Kreises Säckingen, Deutscher Chroniken-Verlag
Säckingen, von Bernhard Oeschger, Verlag des Südkurier
Badische Zeitung, Freiburg im Breisgau