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Lohnstudie Aargauer Bibliotheken 2021

Die im Frühjahr 2021 durchgeführte Lohnstudie schafft Transparenz und ein detailliertes Bild zur Lohnsituation in den Aargauer Bibliotheken. Die wichtigsten Ergebnisse werden hier präsentiert.

Die Bibliothekarinnen und Bibliothekare der Aargauer Bibliotheken arbeiten mit grossem Engagement für ihre Bibliothek und schätzen ihren Beruf als bereichernde Tätigkeit. Ihre Entlohnung stufen sie auf unterem Niveau ein. Bisher fehlte ihnen eine Argumentationsgrundlage, die eine Neubewertung ermöglichte. Vergleichbare Tätigkeitsfelder waren schwer zu identifizieren, Lohnverhandlungen gestalteten sich daher allgemein schwierig.

Ich finde es schade, dass wir seit 8 Jahren nie eine Lohnerhöhung erhalten haben. Ich habe mich privat immer weitergebildet und bringe einen massiv höheren Mehrwert in die Bibliothek ein als zu Beginn meiner Tätigkeit.

Studienteilnehmerin Bibliothekarin

Hervorgehoben:Ziel und Zweck der Studie

Aus den Erkenntnissen der Auswertung und Analyse ergibt sich ein differenziertes Bild der Lohnverhältnisse in den Aargauer Bibliotheken. Mit dieser Studie wird Transparenz geschaffen, ohne Anspruch auf Empfehlungen oder Weisungen zu erheben. Das Untersuchungsdesign kann eine Grundlage für ähnliche Erhebungen in anderen Kantonen oder auch gesamtschweizerisch schaffen.

Rahmen und Erkenntnisse

Folgende Bibliotheken waren Teil der Erhebung (n=108):

  • Öffentliche Gemeinde- und kombinierte Gemeinde- und Schulbibliotheken
  • Mediotheken der Kantonsschulen, Berufsschulen und höheren Fachschulen
  • Campusbibliothek Brugg-Windisch (FHNW)
  • Kantonsbibliothek Aarau
  • Spezialbibliotheken der kantonalen Verwaltung

An der Umfrage haben insgesamt 93 Bibliotheken teilgenommen. Der Fragebogen wurde von 206 Personen ausgefüllt. Dies entspricht einem Rücklauf von ca. 50%.

Daraus ergibt sich folgende Charakteristik:

  • Das Durchschnittsalter der Bibliotheksangestellten liegt bei 50 Jahren.
  • Die Mehrheit der Befragten (60%) ist im Stundenlohn angestellt.
  • Das durchschnittliche Arbeitspensum liegt bei festangestellten Personen bei 60%.
  • Angestellte im Stundenlohn arbeiten durchschnittlich 8.5 Stunden pro Woche.
  • Die wöchentliche Öffnungsdauer einer Bibliothek liegt bei durchschnittlich 20 Stunden.
  • Für Veranstaltungen ausserhalb der Öffnungszeiten werden durchschnittlich 13 Arbeitsstunden pro Woche investiert.
  • Etwa ein Viertel der Bibliotheksangestellten leistet Überstunden.
  • Rund die Hälfte der Bibliotheksangestellten absolvierte den Grundkurs SAB oder Zertifikatskurs Bibliosuisse.
  • Über zwei Drittel der Bibliotheksangestellten verfügen über einen Berufsabschluss ausserhalb des Bibliotheksbereichs.

Weiter beantwortet die Lohnstudie folgende Fragen:

Wie sind die Mitarbeitenden der verschiedenen Bibliotheken im Kanton Aargau entlohnt?

  • Der Durchschnittslohn (100%) liegt bei den festangestellten Mitarbeitenden bei CHF 85'840.–.
  • Bei kantonal angestellten Bibliotheksmitarbeitenden beträgt das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen CHF 100'881.–.
  • Bei den nicht-kantonal Angestellten liegt dieses bei CHF 78'645.–.
  • Unabhängig von der Trägerschaft der Bibliothek unterscheidet sich der Durchschnittslohn signifikant:
    • Angestellte ohne Leitungsfunktion kantonal angestellt = CHF 87'572.– ; nicht-kantonal angestellt = CHF 70'093.–
    • Angestellte mit Bereichsleitung kantonal angestellt = CHF 119'578.– ; nicht-kantonal angestellt = CHF 85'613.–
    • Angestellte mit Bibliotheksleitung kantonal angestellt = CHF 120'758.– ; nicht-kantonal angestellt = CHF 87'108.–
    • Der durchschnittliche Stundenlohn liegt bei CHF 29.–.

Gibt es Lohnunterschiede zwischen den Mitarbeitenden der verschiedenen Bibliotheken und innerhalb der Bibliotheken?

  • Angestellte ohne Leitungsfunktion erhalten deutlich weniger Lohn als jene, die mit einer Bereichs- oder Bibliotheksleitung betraut sind.
  • Nur bei kantonal angestellten Bibliotheksmitarbeitenden kann ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Alter und Höhe der Entlohnung festgestellt werden.

Welche Ursachen für solche Lohnunterschiede lassen sich identifizieren?

  • Bibliotheksgrösse, Öffnungszeiten, Pensum, Leitungsfunktion sowie eine Funktion als Fachspezialist/in und bibliothekarische Berufserfahrung wirken sich positiv auf die Höhe des Monatslohnes aus.
  • Das Alter wird bei einer kantonalen Entlohnung mehr gewichtet als, bei einer Anstellung durch die Gemeinde, Schule oder durch einen Verein.

Wie wirkt sich die gegebene Lohnsituation in den Aargauer Bibliotheken generell auf die Arbeitszufriedenheit, Arbeitsmotivation und Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz aus?

  • Bibliotheksmitarbeitende in Stadt-, Gemeinde-, Schul- und Vereinsbibliotheken sind mit ihrer Entlohnung unzufriedener und nehmen ihren Arbeitsplatz als weniger sicher wahr, als ihre kantonal angestellten Kolleginnen und Kollegen.
  • Gleichwohl sind es gerade die nicht-kantonal entlohnten Bibliotheksangestellten, die eine höhere Zufriedenheit mit ihrem eigenen Tätigkeitsbereich und mit ihrer eigenen beruflichen Entwicklung bekunden, als ihre in kantonalen Einrichtungen tätigen Kollegen und Kolleginnen.
  • Nicht-kantonal, im Stundenlohn angestellte Bibliotheksmitarbeitende, sind tendenziell unzufriedener mit ihrer Entlohnung als ihre Kolleginnen und Kollegen im Pensumslohn.
  • Die Zufriedenheit mit dem eigenen Tätigkeitsbereich, wie auch die Zufriedenheit bezüglich der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben, ist bei den Bibliotheksmitarbeitenden im Stundenlohn deutlich höher als bei ihren Kolleginnen und Kollegen mit einem festen Arbeitspensum.
  • Auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Tätigkeitsbereich scheint die Höhe der Entlohnung keinen Einfluss zu haben. Ebenfalls können keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Höhe der Entlohnung und der Zufriedenheit mit dem sozialen Umfeld am Arbeitsplatz sowie der Zufriedenheit mit der Work-Life Balance beobachtet werden.

Wie geht es weiter?

Am Aargauer Bibliothekstag 2021 wurden im Rahmen eines Workshops zahlreiche Hinweise für die weitere Diskussion der Thematik aufgenommen. Die Aargauische Bibliothekskommission bespricht das weitere Vorgehen in ihrer nächsten Sitzung im Frühling 2022.

Ich habe in meiner Anstellungszeit als Bibliothekarin und Bibliotheksleiterin viele Neuerungen im Bibliothekswesen miterlebt. Ich bin auch nach bald 24 Jahren immer noch begeistert von meinem "Job" und stelle grundsätzlich die Zufriedenheit am Arbeitsplatz vor eine Besoldung. Obwohl diese Einstellung vermutlich etwas "veraltet" ist stehe ich dazu!

Studienteilnehmerin Bibliothekarin