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Fachinventare

Habsburg hatte das Sagen

Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Herznach birgt zwei interessante Wappendarstellungen, die kaum bekannt sind. Die eine liegt nämlich versteckt hinter dem Orgelkasten auf der Empore. Die zweite befindet sich an der Innenseite des Chorbogens im alarmgesicherten Chor und ist daher selten zu bestaunen.

Habsburger Wappen in der Pfarrkirche Herznach. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Was ausserhalb von Herznach kaum jemandem bekannt sein dürfte: Hinter der Orgel auf der Empore der Herznacher Kirche prangt ein Hoheitswappen aus der Zeit, als das Kirchenschiff 1691/92 neu gebaut wurde. Es ist in Freskotechnik aufgemalt und zeigt das Wappen der damaligen Landesherrschaft, des Hauses Habsburg-Österreich: Der gekrönte doppelköpfige Reichsadler mit dem österreichischen Bindenschild auf der Brust spreizt seine Flügel und hält in der einen Kralle Schwert und Zepter, in der anderen Reichsapfel und Lorbeerzweig. Offenbar wollte das Haus Habsburg-Österreich, das im Fricktal das Sagen hatte, im Grenzdorf Herznach Präsenz markieren. Das ist verständlich, denn das katholisch-österreichische Dorf Herznach war sozusagen das letzte Bollwerk im Grenzland gegen die eidgenössischen Protestanten im Süden. Das Wappen wurde später überstrichen, und 1866 erhielt die Kirche eine Orgel. Die umfassende Kirchenrenovierung der 1970er-Jahre brachte das Wappen hinter dem Orgelgehäuse wieder zum Vorschein.

Was hat das Stiftswappen zu bedeuten?

Im 1718/19 erbauten Chor der Pfarrkirche Herznach findet sich an der Innenseite das Wappen des Chorherrenstifts Rheinfelden. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, Christine Seiler.

An der Innenseite des Chorbogens prangt ein weiteres eindrückliches Wappen. Diesmal bildet der österreichische Bindenschild in Rot-Weiss-Rot den Hintergrund des Wappens. Davor umklammert ein Adlerpaar einen Ovalschild mit dem hl. Martin. Der Patron des Chorherrenstifts Rheinfelden ist hoch zu Ross dargestellt wie er seinen Mantel mit einem Bettler teilt – ein beliebtes Bild des hl. Martin von Tours. Über dem Lorbeerkranz erscheint in einem Wolkenkissen der hl. Joseph mit dem Christuskind.

Das Wappen des Chorherrenstifts Rheinfelden findet sich hier, weil der 1719 vollendete Neubau des Kirchenchors von Herznach durch das Stift Rheinfelden finanziert werden musste. Es hatte nämlich in Herznach den sogenannten Kirchensatz (auch Patronatsrecht) inne. Dieser beinhaltete das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle, aber auch die Pflicht, den Pfarrherrn zu bezahlen sowie für Bau und Unterhalt des Kirchenchors aufzukommen. Pfarrer in Herznach war jeweils ein Rheinfelder Chorherr, ein Mitglied des Kollegiatsstifts St. Martin in Rheinfelden.

Selten gut beleuchtet

Die Innenseite des Chorbogens mit dem Stiftswappen, darüber eine Szene aus dem Leben des hl. Nikolaus. © Kantonale Denkmalpflege Aargau, Christine Seiler.

Da der Chor alarmgesichert ist und ein Teil seiner Malereien selten gut ausgeleuchtet ist, darf hier eine Fotografie des ganzen Wandbereichs über der Innenseite des Chorbogens nicht fehlen. Die reiche Stuckierung überzieht die Wand über dem Chorbogen beidseits des bekrönten Stiftswappens symmetrisch mit typisch barocken Elementen wie Widderhörnern, Akanthuslaub und Zweigen. Oberhalb des Chorbogens ist eine Darstellung aus dem Leben des hl. Nikolaus zu sehen, der die Zerstörung von Götzenbildern befiehlt. Die besser erkennbaren Deckengemälde im Chor sind ebenfalls dem Herznacher Kirchenpatron, dem hl. Nikolaus, gewidmet. Sie stellen den Tod des Heiligen, die Verehrung seines Leichnams sowie im Zentrum die Aufnahme des hl. Nikolaus in den Himmel dar.