INV-UEZ902 Sarmenstorferstrasse 6, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UEZ902
Signatur Archivplan:UEZ902
Titel:Sarmenstorferstrasse 6
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Uezwil
Adresse:Sarmenstorferstrasse 6
Versicherungs-Nr.:27
Parzellen-Nr.:289
Koordinate E:2663027
Koordinate N:1240870

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1858" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:Vermutlich noch im 18. Jahrhundert entstandener bäuerlicher Vielzweckbau, dessen Wohnteil gemäss einer Jahrzahl am Hauseingang 1858 sein biedermeierliches Erscheinungsbild mit den straff gegliederten und verputzten Fassaden erhielt. Den Hauptakzent bildet die aufwendig gestaltete und intakt erhaltene Eingangssituation mit Freitreppe und hübsch beschnitztem biedermeierlichem Türblatt, die von zwei geschnittenen Rosskastanien gerahmt wird. Das Alter des ursprünglich wohl rein hölzernen Gebäudes ist dem in Bohlenständerbauweise erhaltenen Giebelfeld der östlichen Stirnseite abzulesen, das von einem Krüppelwalmdach mit Klebdach abgeschlossen wird und wohl im Lauf des 20. Jh. die heutige Laube erhielt. Das Innere bewahrt in einigen Räumen noch eine einfache Täferausstattung aus dem 19. Jahrhundert. Der langgestreckte Ökonomieteil wurde bereits zu einem frühen Zeitpunkt auf seine heutige Ausdehnung verlängert. Mit seiner weithin sichtbaren Lage an der leicht ansteigenden Sarmenstorferstrasse ausserhalb des Dorfs kommt dem grossvolumigen Gebäude ein hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude, das seine heutige Gestalt erst durch einen nachträglichen Umbau erhielt, dürfte noch im 18. Jh. als Bohlenständerbau mit geknicktem Krüppelwalmdach entstanden sein. Vielleicht von Anfang an war es als Vielzweckbau angelegt und umfasste auch einen Ökonomieteil. Wohl bereits zu einem frühen Zeitpunkt wurde dieser auf seinen heutigen Umfang verlängert, wie aus der ähnlichen Machart zweier sukzessive errichteter Giebelmauern wie auch aus den Formen des Dachgerüsts zu folgern ist. Wie aus einer Jahrzahl am Hauseingang zu schliessen ist, erfuhr der Wohnteil 1858 eine Erneuerung in zeittypisch straffen spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen, wobei man die früheren Holzfassaden durch Mauerwerk ersetzte und durchgehend verputzte. Wohl gleichzeitig dürfte der rückwärtige Treppenhausanbau entstanden sein.
Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1899 wird das Gebäude als Wohnhaus mit Scheune aus Stein, Riegel und Holz sowie einem Ziegeldach, im Eigentum von Johann und August Meyer, beschrieben [1]. 1925 ging die Liegenschaft an August Meyer, Jos. Leonzen, Landwirt, über. Wohl 1927 ergänzte man gemäss einer Wertsteigerung die Scheune um die bestehende Hocheinfahrt. Um 1960/70 erfolgten gewisse Modernisierungen im Inneren sowie ein Zimmeranbau auf der Nordseite. Um 1970/80 entstanden ein Milchlokal vor der strassenseitigen Scheunenfront und im gleichen Zeitraum ein grossvolumiger Stallanbau im Nordwesten.
Beschreibung:Der ausgesprochen langgestreckte bäuerliche Vielzweckbau ist etwas ausserhalb des Dorfes in leicht zurückversetzter Lage traufständig an die Sarmenstorferstrasse gestellt. Der ostseitig zum Dorf hin gerichtete Wohnteil gibt sein Alter am leicht geknickten Krüppelwalmdach und an dem in altertümlicher Bohlenständerbauweise erhaltenen Giebelfeld samt Klebdach zu erkennen. Insgesamt präsentiert sich der zweigeschossige Baukörper mit den gemauerten und verputzten Fassaden aber in den spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen des Umbaus von 1858. Die nach Süden auf die Strasse orientierte Stubenfront zeigt eine zeittypisch straffe, axialsymmetrische Gliederung mit fünf streng regelmässig verteilten Fensterachsen. Den mittig angelegten Hauseingang, dessen Lage von zwei schön platzierten, geschnittenen Rosskastanien betont wird, erschliesst eine doppelläufige Freitreppe aus Muschelkalk, die noch ein älteres Schmiedeeisengeländer besitzt. Das gestufte rechteckige Türgewände trägt am Sturz die Initialen «ILM» des damaligen Bauherrn sowie die Jahrzahl 1858. In einem guten Zustand präsentiert sich auch das schmucke, mehrteilige Biedermeier-Türblatt mit Rautendekor und Rosetten. Die Rechteckfenster des Erdgeschosses werden von gestuften Muschelkalkgewänden mit Ladenfalz gerahmt (Blockbänke wohl erneuert). Die aus Kunststein gefertigten Fenstergewände des Obergeschosses sind jüngeren Datums. Über der Strassenfront erheben sich drei ältere, schmale Giebellukarnen.
Die nach Osten gerichtete Stirnseite ist in leicht unregelmässiger Verteilung auf beiden Geschossen mit je drei Einzelfenstern besetzt. Das in Bohlenständerbauweise erhaltene Giebelfeld besitzt eine vielleicht ältere Laube mit Klebdachabschluss; die dekorativ ausgesägte Brüstung dürfte aus dem 20. Jh. stammen. An der nach Norden gerichteten Rückfront stösst ein wohl ebenfalls 1858 entstandener Treppenhausanbau mit einem Quergiebel an das Hauptdach. Halbgeschossig versetzt sind jeweils ein Rechteckfenster sowie ein kleines Abortfensterchen angebracht. Das ausgeschiedene Giebelfeld zeigt als zeittypische Schmuckform eine Lünette (halbkreisförmige Öffnung). Die einspringende Ecke zwischen Rückfront und Treppenhaus wird unter abgeschlepptem Dach von einem Zimmeranbau aus der Zeit um 1960/70 eingenommen (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die Dachflächen des Wohnteils sind noch mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Das Hausinnere wird im Erdgeschoss von einem durchlaufenden Quergang erschlossen, an den rückwärtig das etwas breitere Treppenhaus anschliesst. Die beiden vom Gang getrennten Haushälften mit den strassenseitigen Stuben und den in der mittleren Raumzone angelegten Küchen sind als separate Wohnungen konzipiert. Die südostseitige Stube bewahrt noch ein einfaches gestemmtes Täfer mit sorgfältiger, zweifarbiger Holzmaserierungsmalerei aus der Zeit um 1900. Die übrigen Räume sind modernisiert. Das durch einen winkelförmigen Stichgang erschlossene Obergeschoss beherbergt die Schlafräume, die noch eine ältere Ausstattung mit einfachem Weichholztäfer aus stehenden Bohlen, resp. Krallentäfer, Riemenböden sowie gestemmte Türen aus dem 19. Jh. zeigen. Die giebel- wie traufseitigen Dachkammern besitzen rohe Bohlenwände. Unter dem Wohnteil erstrecken sich quer zur Firstrichtung zwei tonnengewölbte Keller. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion auf doppeltem stehendem Stuhl, die wohl nachträglich teilweise um eine strebengestützte Firstpfette ergänzt wurde. Verblattete Fussstreben zur Versteifung der Stuhljoche geben einen Hinweis auf eine Entstehung wohl noch im 18. Jh.
Die unter durchgehendem Knickdach anschliessende grossvolumige Scheune war ursprünglich kürzer und wurde sicherlich noch im 19. Jh. stirnseitig verlängert. Zum ältesten Bestand gehören die beidseitigen Tenneinfahrten mit gekrümmten Jochbalken und durch Holznägel zusammengehaltenen Toren samt Mannstüren. Stallbereich und Heubühne zeigen verputzte Fronten und durchbrochene Backsteinwände aus dem mittleren 20. Jh. modernisiert; davor erhebt sich ein Milchlokal aus der Zeit um 1970/80 (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Den Raum zwischen den beiden sukzessive erstellten, massiv gemauerten Stirnseiten nimmt eine strassenseitig offene Remise ein. Über der Einfahrt hat sich noch ein Abschnitt der hölzernen Scheunenwand in einem älteren Zustand erhalten. An der westlichen Stirnseite ist die Heubühne über eine Hocheinfahrt mit aufgeschütteter Rampe und Einfahrthäuschen erschlossen. Nordwestlich schliesst ein grösserer, strassenseitig allerdings kaum in Erscheinung tretender Stallanbau aus jüngerer Zeit an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Die Dachflächen des Ökonomieteils sind mit Eternitschindeln eingedeckt. Das Dachgerüst ist entsprechend dem Wohnteil eine Sparrenkonstruktion, die ursprünglich wohl durchgehend auf stehenden Stuhljochen lag und mit der Anlage der Hocheinfahrt auf höhere, liegende Joche abgestützt wurde.
Der östlichen Stirnfront ist ein umzäunter Bauerngarten vorgelagert. Nördlich des Hauses steht ein teilweise zerfallener, zweigeschossiger Schopf (Vers.-Nr. 28, nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Uezwil.
[2] Freundl. Hinweis des Eigentümers (2019).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0105, Brandkataster Gemeinde Uezwil, 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45642
 

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