INV-UEZ901 Niesenbergstrasse 4a, 1818 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UEZ901
Signatur Archivplan:UEZ901
Titel:Niesenbergstrasse 4a
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Uezwil
Adresse:Niesenbergstrasse 4a
Versicherungs-Nr.:58
Parzellen-Nr.:317, 318
Koordinate E:2663321
Koordinate N:1240826

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1818
Grundlage Datierung:Inschrift (Dachziegel)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Inschriften:"Burkard Willy… von Büttikon 1819" (Dachziegel)
Würdigung:In prominenter Lage unmittelbar südlich der Kapelle und des Zehntenhauses (Kantonale Denkmalschutzobjekte UEZ002/003) im Dorfkern gelegenes bäuerliches Wohnhaus, das gemäss Jahrzahlen auf alten Dachziegeln um 1818/19 entstanden sein dürfte. Das zweigeschossig aufgeführte Gebäude, das von einem geknickten Krüppelwalmdach mit Fluggespärre abgeschlossen wird, entspricht dem Typus des steilgiebligen Freiämter Ständerbaus und besitzt noch Wandfüllungen aus liegend eingenuteten Bohlen. Mit der streng axial bezogenen Einzelbefensterung zeigt es biedermeierliche Züge, während die Sägezierformen an der strassenseitigen Obergeschosslaube und am südseitigen Giebel eine charakteristische Zutat aus der Zeit um 1900 bilden. Das Gebäude, das ein hohes Mass an historischer Bausubstanz bewahrt und damit einen hohen bautypologischen und konstruktionsgeschichtlichen Zeugenwert besitzt, präsentiert sich heute in einem teilweise sanierungsbedürftigen Zustand. Zusammen mit den beiden kantonal geschützten Nachbarbauten aus dem späten 18. Jahrhundert bildet es eine für das Ortsbild äussert wertvolle ländliche Baugruppe, zu der ausserdem das Alte Schulhaus an der Kallernstrasse sowie das Wegkreuz unmittelbar an der Strassengabelung im Dorfkern zu zählen sind (Bauinventarobjekte UEZ907/904).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach seiner Erscheinung als biedermeierlich geprägter Freiämter Ständerbau dürfte das Gebäude im frühen 19. Jh. entstanden sein. Auf ein mögliches Baujahr verweisen die Jahrzahlen 1818/19 auf alten Dachziegeln (einer mit Zieglerinschrift «Burkard Willy… von Büttikon 1819»). Ein älterer, breiterer Dachziegel mit der Jahrzahl 1727 dürfte wohl von einem anderen Gebäude stammen. Einer späteren Bauphase in der Zeit um 1900 sind die zierförmig ausgesägten Verbretterungen der Flugsparrenkonstruktion und der Laubenbrüstung zuzuordnen. Zum Landwirtschaftsbetrieb sollen früher nebst Wohnhaus und Scheune eine Sägerei sowie eine Wagnerei gehört haben. Das Wohnhaus war vielleicht schon ursprünglich unter zwei Parteien aufgeteilt [2]. Bereits zum Zeitpunkt des ersten verfügbaren Brandkatastereintrags von 1899 war die Liegenschaft allerdings in den Händen von Leonz Müller vereinigt, dem später Josef Müller, Metzger in Sarmenstorf, folgte [3].
In den vergangenen Jahrzehnten hat das Gebäude nur wenige Veränderungen erfahren. Es präsentiert sich seit längerem in einem sanierungsbedürftigen Zustand.
Beschreibung:Das bäuerliche Wohnhaus bildet mit dem benachbarten Zehntenhaus von 1786 und der Kapelle von 1766/67 (Kantonale Denkmalschutzobjekte UEZ003/002) eine ausserordentlich wertvolle und für das Ortsbild prägende Baugruppe an der Verzweigung von Niesenbergstrasse und Kallernstrasse. Im näheren Umfeld befinden sich ausserdem das Alte Schulhaus von 1818 (Bauinventarobjekt UEZ907) sowie ein Wegkreuz an der Strassengabelung (Bauinventarobjekt UEZ904). Auf der gegenüberliegenden Strassenseite erhebt sich die zum Bauernhaus gehörende freistehende Stallscheune, die mit den massiv gemauerten Stirnfronten ebenfalls noch ältere Bausubstanz aufweist, später aber im Stallbereich modernisiert und wohl mit einer neuen Dachkonstruktion versehen wurde (Vers.-Nr. 57, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Das hier beschriebene, traufständig an die Niesenbergstrasse gelagerte Wohnhaus präsentiert sich als charakteristischer Freiämter Ständerbau biedermeierlicher Prägung und besitzt noch in hohem Mass alte Bausubstanz. Das mit liegend eigenuteten Bohlen gefüllte Ständergerüst erhebt sich zweigeschossig auf einem allseitig deutlich aus dem Terrain ragenden, gemauerten Kellersockel. Es wird von einem geknickten Krüppelwalmdach abgeschlossen, das an beiden Stirnseiten über eine teilweise verschalte Flugsparrenkonstruktion weit auskragt.
Eck- und Wandständer sind in einen Schwellenkranz mit einfachen Schwellenschlössern eingezäpft. Am Obergeschoss dienen über Eck angeblattete Kopfhölzer zur Aussteifung des Gefüges; an der Südfassade sind davon noch Blattsassen an Ständer und Rähm übriggeblieben. Die Wandfüllungen bestehen durchwegs noch aus liegend eigenuteten Bohlen. Eine streng regelmässige Einzelbefensterung mit jeweils vier stirnseitigen Fensterachsen verleiht dem Bau ein biedermeierliches Gepräge. In dieselbe Zeit weist der zur Strasse ausgerichtete, von zwei schmalen Gangfensterchen flankierte Vordereingang, der über eine doppelläufige Freitreppe aus Muschelkalk erreicht wird und noch ein Türblatt aus der Zeit um 1900 besitzt. Darüber zieht sich über die ganze Länge der Trauffront eine Obergeschosslaube mit dekorativ ausgesägter Brüstung wohl aus der Zeit um 1900.
Die Flugsparrenkonstruktion wird an beiden Stirnseiten von zierbeschnitzten Bügen getragen. Die Verschalung mit geschweiften Ortbrettern und ausgesägten Zierformen am südlichen Giebel dürfte ebenfalls aus der Zeit um 1900 stammen. Der nordseitige Giebel besass ehemals ein ebenfalls von zierbeschnitzten Bügen getragenes Klebdach, das bereits um 2000 nur noch teilweise vorhanden war. An der rückwärtigen, westlichen Trauffront ist das Dach über einen bretterverschalten Schopfanbau herabgezogen, in welchen der hintere Hauseingang einbezogen ist. Das Dach ist mit Ausnahme eines kleinen Bereichs um die Kamine noch mit alten, handgemachten Biberschwanzziegeln in Doppeldeckung versehen.
Das Hausinnere gliedert sich beidseits der quer zum First durchlaufenden Gangküche in zwei gleichgewichtige Hälften mit je einer strassenseitigen Stube und einer Nebenstube. Früher konnten die in beiden Hauptstuben vorhandenen (später abgetragenen) Kachelöfen von der Küche aus mittels zweier Herdstellen beheizt werden, was wiederum auf eine ursprüngliche Disposition als Doppelwohnhaus weist. Strassenseitig ist von der Küche heute ein schmaler Vorraum als Eingangsbereich abgetrennt. Das Obergeschoss umfasst beidseits des Mittelgangs je drei Kammern. Die «Schöne Stube» bewahrt Feldertäfer und einen Einbauschrank aus dem 19. Jh. Unter der gesamten Grundfläche erstrecken sich zwei Gewölbekeller, die über einen Abgang unter dem Hintereingang zugänglich sind. Das Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen über liegendem Stuhl (Hausinneres gemäss Bauernhausforschung 1987).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Gemäss Bauernhausforschung 1987. Zu den Ziegeln vgl. Räber 1996, S. 131f. u. Abb. 177.
[2] Ebd.
[3] StAAG, Brandkataster Uezwil.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 131f.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0105, Brandkataster Gemeinde Uezwil, 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Uezwil III-18/2 (1987).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotosammlung.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45636
 

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