INV-OBR904 Gemeindehaus, altes Schulhaus, 1899-1901 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-OBR904
Signatur Archivplan:OBR904
Titel:Gemeindehaus, altes Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Oberrohrdorf
Adresse:Ringstrasse 2
Versicherungs-Nr.:29
Parzellen-Nr.:533
Koordinate E:2666253
Koordinate N:1252388
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666253&y=1252388

Chronologie

Entstehungszeitraum:1899 - 1901
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Martin Vogler, Gemeindeammann, Oberrohrdorf oder Ernst Vogler, Architekt, Zürich (?)
Würdigung:Seit 1975 als Gemeindehaus genutztes ehemaliges Schulhaus, das 1898-1901 angeblich nach Plänen des Nationalrats und langjährigen Gemeindeammanns Martin Vogler errichtet wurde. Der zweigeschossige, späthistoristische Putzbau ist in zeittypischer Weise durch asymmetrische Risalite in zwei unterschiedlich grosse Baukörper gegliedert, die unter steilen Walmdächern liegen. Abgesehen von einem nachträglich beseitigten Zwerchhaus im Dach ist das Gebäude am Äusseren weitgehend intakt erhalten, während das Innere vollständig modernisiert ist. Rückwärtig schliesst heute ein grosser Anbau für die Büros der Gemeindeverwaltung an (nicht Teil des Schutzumfangs). Mit seiner prominenten Lage in einer Biegung der Ringstrasse bildet das Gemeindehaus ein prägendes Element im Ortsbild von Oberrohrdorf.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das heutige Gemeindehaus wurde 1898-1901 als Schulhaus von Oberrohrdorf errichtet. Es löste in dieser Funktion einen Vorgängerbau von 1841 ab, der in stark veränderter Form im nördlichen Nachbarhaus noch besteht. Die Pläne für das neue Schulhaus sollen angeblich vom bekannten Nationalrat und langjährigen Gemeindeammann Martin Vogler stammen [1], von dem ansonsten freilich keine architektonischen Projekte überliefert sind. Als möglicher Projektverfasser könnte auch der aus Rohrdorf stammende, in Zürich-Oberstrass tätige Architekt Ernst Vogler angenommen werden, der 1896/97 etwa das Bezirksschulhaus in Mellingen entwarf und möglicherweise ein Bruder des Nationalrats und Gemeindeammanns war [2]. Die Kalksteine für den Neubau kamen aus dem Badener Steinbruch „Schadenmühle“, Kies und Sand lieferte ein Bauer aus Vogelrüti, während die nicht mehr vorhandene massive Schulhaustüre von Schreiner Johann Jehle erstellt wurde [3].
Um 1950 wurde ein heute nicht mehr bestehender rückwärtiger Anbau für den Kindergarten erstellt und wohl im Zusammenhang damit das Schulhaus teilweise purifiziert. Eine durchgreifende Renovation erfolgte 1975 beim Umbau zum Gemeindehaus. 1999-2004 wurde im Zusammenhang mit dem Ersatz des rückwärtigen Anbaus durch einen neuen Bürotrakt ein weiterer Umbau des Gebäudes vorgenommen (beides durch Stoos Architekten, Brugg).
Beschreibung:Das prominent in einer Biegung der Ringstrasse stehende heutige Gemeinde- und ehemalige Schulhaus ist ein verputzter Massivbau in Formen des Späthistorismus. Der zweigeschossige Baukörper ist in zeittypischer Vorliebe für eine „malerische“ Erscheinung durch Risalitbildung in zwei ineinandergeschobene, quaderförmige Volumen gegliedert, die unter zwei steilen Walmdächern liegen. Entsprechend seiner ursprünglichen Funktion als Schulhaus grosszügig belichtet, zählt das Gebäude an der Südfassade und der geringfügig schmaleren Nordfassade drei Fensterachsen, während die Ost- und Westfassade in einen zweiachsigen Risalit und ein nördlich anstossendes, einachsiges Seitenstück gegliedert sind.
Ein Sohlbankgesims im Obergeschoss umfängt den gesamten Baukörper, während die Gebäudekanten durch grob bossierte Eckquader aus Kalkstein akzentuiert sind. In gleicher Weise gestaltete Kalkbrocken sind auch als Bogenanfänger und Scheitelsteine der Stichbogenfenster im Erdgeschoss verwendet. Für das Obergeschoss wählte man hingegen der Gotik entlehnte Fensterformen: in dem nach Süden gerichteten Hausteil durchgehend dreiteilige Staffelfenster, an der Nordfassade Kreuzstockfenster. Über dem Staffelfenster der Strassenfassade ragte ehemals ein übergiebeltes Zwerchhaus auf (vgl. Aufnahme von 1936), das später einer Purifizierung des Baus zum Opfer fiel. Vorhanden ist noch die mit einem Krüppelwalm versehene Lukarne des nördlichen Walms. Das von einem Segmentbogen überfangene Hauptportal ist im Rücksprung des schmaleren nördlichen Hausteils angeordnet. Es wird von einer Freitreppe erschlossen, deren Schmiedeeisengeländer vom Umbau um 1950 stammt. Seit der letzten Renovation von 1999-2004 sind die Fassaden in verfremdem Sinn in einem dunklen Türkiston gestrichen.
Das Innere ist seit 1975 durchgreifend modernisiert.
Rückwärtig befand sich entsprechend der Lage des Haupteingangs ehemals der hintere, ins Treppenhaus führende Eingang. Heute schliesst hier der 2004 fertiggestellte, horizontal betonte und grossflächig befensterte Neubau an. Dieser wendet sich als Querriegel gegen den Grünraum des „Rings“, während er nur mit einem schmalen, den neuen Haupteingang enthaltenden Verbindungstrakt an den Altbau stösst und so deutlicher von diesem abgesetzt ist als die früheren Anbauten.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Meier 1980, S. 44. Zu Martin Vogler (1830-1903), Gemeindeammann 1859-1866 und 1877-1897, Nationalrat 1888-1892, vgl. ebd., S. 133-139 u. Biographisches Lexikon des Aargaus 1958, S. 803f.
[2] Vgl. Bauinventar Gemeinde Mellingen (2013), Objekt MEL909.
[3] Meier 1980, S.46.
Literatur:- Biographisches Lexikon des Aargaus, 1803-1957 (Argovia, Bd. 68/69), Aarau 1958, S. 803f. (zu Martin Vogler).
- Fabian Furter et al., Rohrdorferberg. Geschichte von Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Remetschwil 2011, S. 316 (histor. Aufnahme).
- Hans Meier, Rohrdorf. Land und Leute im Wandel der Zeit, Oberrohrdorf 1980, S.44-46 sowie11f. u. 127 (histor. Aufnahmen).
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=44280
 

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