DSI-LEN059 Gartenstrasse 9, 11, Villa Wisa Gloria, 1923 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-LEN059
Signatur Archivplan:LEN059
Frühere Signaturen:INV-LEN942
Titel:Gartenstrasse 9, 11, Villa Wisa Gloria
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Adresse:Gartenstrasse 9, 11
Versicherungs-Nr.:1051, 138, 498
Parzellen-Nr.:2070, 3448
Koordinate E:2655543
Koordinate N:1248536
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655543&y=1248536

Objekt-Infos

Autorschaft:Karl (Carl) Werner (1873-1960), Architekt, Schaffhausen

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1923
Grundlage Datierung:Baugesuch
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde gemäss Baueingabeplänen 1923 nach Plänen des Schaffhauser Architekten Karl Werner (1873-1960) für den Fabrikanten Fritz Sender, Teilhaber der „Wisa-Gloria“-Werke, erbaut. Die Wahl des Architekten erklärt sich wohl damit, dass der Bauherr selbst aus Schaffhausen stammte, wo er Miteigentümer der 1913 mit dem Lenzburger Konkurrenzunternehmen Widmer, Sandmeier & Co. zur „Wisa-Gloria“ fusionierten Kinderwagenfabrik Sender & Co. gewesen war. Mit der Ausführung betraute man den jungen einheimischen Architekten Richard Hächler (1897-1966), der sich später zu einer der führenden Architektenpersönlichkeiten im Aargau entwickelte. Bis heute ist das Gebäude weitgehend im bauzeitlichen Zustand erhalten.
Beschreibung:Das stattliche Gebäude gehört zu einer Dreiergruppe von zeittypisch streng gestalteten Neubarockvillen, die im Verlauf weniger Jahre auf der Ostseite der Gartenstrasse in bevorzugter Wohnlage an der Hangkante zum Aabachtal errichtet wurden und noch heute von grosszügigen Gartenanlagen umgeben sind (vgl. Bauinventarobjekte LEN919/920). Im Unterschied zu ihren beiden jeweils nach Süden zum Garten orientierten Pendants nimmt die Villa in herrschaftlich-repräsentativer Weise Bezug auf die Strasse: Dieser ist die Eingangsfront des zurückversetzten Hauptbaus zugewendet, während zwei pavillonartige Nebenbauten den Vorplatz flankieren; dazwischen spannt sich eine Gartenmauer mit mittiger, von zwei Koniferen gerahmter Tordurchfahrt. Das Hauptgebäude ist ein stattlich dimensionierter verputzter Mauerbau von zwei Geschossen, der von einem hohen Vollwalmdach mi tiefliegendem Knick abgeschlossen wird. Die Kanten des Baukörpers werden von breiten steinernen Quaderlisenen gefasst. Die nach Westen blickende Eingangsfront wird von Eingangsvorbau mit steilem Dreiecksgiebel und einer Walmdachlukarne betont; im Obergeschoss sind die mittleren drei der insgesamt fünf Fensterachsen schlanker proportioniert und merklich enger gereiht. Den Vorbau flankieren zwei Paare kleiner, vergitterter Lichter für Küche und Garderobe. Der Hauseingang wird von einem behauenen Kunststeingewände mit Blattfries gerahmt und besitzt noch das ursprüngliche Türblatt mit kannelierter Aufdoppelung und schmiedeeiserner Vergitterung. Die nach Süden und Norden gerichteten Schmalseiten sind streng regelmässig mit drei, die östliche Längsseite mit vier Achsen von Einzelfenstern in breit proportionierten Rechteckgewänden besetzt. Die Ostfassade besitzt einen mittigen Balkonvorbau mit doppelten Sandsteinpfeilern, ausladendem Gesims und schmiedeeisernem Geländer, der im Erdgeschoss als direkter Gartenzugang aus dem Speisezimmer dient. Der südliche Teil der Gartenterrasse wurde in jüngerer Zeit mit einem Witterungsschutz versehen. Die Fenster werden von rechteckigen Kunststeingewänden gerahmt und bewahren sämtlich die bauzeitlichen Fensterverschlüsse samt Vorfenstern sowie die hölzernen Jalousieläden. Das Dach ist auf den drei zum Garten gerichteten Seiten mit jeweils drei steil übergiebelten Lukarnen besetzt. Es verfügt über eine Biberschwanz-Doppeldeckung. Der Hauseingang öffnet sich über einen Windfang in die zentral gelegenen Treppenhalle, die mit einem gegen den Eingang hin ansteigenden Treppenlauf und der Galerie im Obergeschoss auffallend steile Raumproportionen besitzt. Treppengeländer sowie Deckentäfer zeigen strenge Formen mit neobarockem Einschlag, ausgeführt wohl in dunkel gebeizter Eiche. Von der Treppenhalle frontal zugänglich sind Wohn- und Speisezimmer, die nach Osten zum Garten hin jeweils die halbe Fassadenbreite einnehmen; südlich schliesst das kleinere Herrenzimmer. Ein von der Halle aus betretbares Office vermittelt zwischen Küche und Speisezimmer. Die Wohnräume zeigen schön gearbeitete Heizkörperabdeckungen, zurückhaltende Stuckdekorationen und gefelderte Türen aus der Bauzeit; unter dem bestehenden Spannteppich sind wohl die ursprünglichen Parkettböden erhalten. Die ursprünglich wohl tapezierten Wände sind heute einheitlich gestrichen. Das Office besitzt noch die bauzeitlichen, verglasten Geschirrschränke. In der um 1950/60 erneuerten Küche hat sich ein freistehender Heizkörper mit Wärmefach aus der Bauzeit erhalten. Im Obergeschoss sind ebenfalls die Türen und wohl die Böden im Originalzustand erhalten. Die Mansarden zeigen mit Fischgratparkett und gestemmtem Täfer einen vergleichsweise hohen Ausbaustandard. Das Dach besitzt einen vollständigen Schindelunterzug. Die beiden die Vorfahrt flankierenden Pavillons sind als Walmdachpavillons mit jeweils zwei liegenden, gerundeten Fensterchen zur Strasse weitgehend identisch gestaltet. Der nördliche war als Waschküche mit Holzschopf eingerichtet, der südliche von Anfang an als Garage. An die beiden Kleinbauten schliesst direkt die hohe Gartenmauer an, in der sich mittig ein Schmiedeeisentor mit separatem Fussgängerdurchgang öffnet. Das Gartengrundstück wird durch ein streng orthogonales Wegesystem gegliedert und besitzt vor allem in seinen Randpartien einen wertvollen alten Baumbestand. Strassenseitig ist das Grundstück als weitgehend geschlossener Vorhof gestaltet. Zwei geschnittene Linden flankieren hier die Schaufassade der Villa.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Aargauer Heimatschutz AHS / Aargauer Landschaftsarchitekten BSLA, Inventar der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau, Stadt Lenzburg, LEN-G-054.
Quellen:- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Baupläne 1923.
Literatur:- Pläne im Baugesuchsarchiv, gez. K. Werner, zu identifizieren wohl mit Carl Johannes Werner
- INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 8 (Schaffhausen), Zürich 1996, S. 275.
- Schweizerische Bauzeitung, 84. Jg. (1966), S. 375f. (Nekrolog)
- Isabelle Rucki / Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 245
- Michael Hanak, Architekturgeschichtliches Inventar Industrieareal Hero, Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2009 (Stadtbauamt Lenzburg), S. 27.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39558
 

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