DSI-LEN058 Rathausgässli 27/Rathausgasse 30, 17. Jh.-18. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-LEN058
Signatur Archivplan:LEN058
Titel:Rathausgässli 27/Rathausgasse 30
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Adresse:Rathausgässli 27/Rathausgasse 30
Versicherungs-Nr.:648
Parzellen-Nr.:160
Grundbuch-Nr.:108
Koordinate E:2656037
Koordinate N:1248739
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656037&y=1248739

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):12/23/2020
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent. - 18th cent.

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Altstadthaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Würdigung:Das Reihenhaus Rathausgässli 27 nimmt in der Altstadt eine prominente Stellung ein, wodurch ihm ein hoher Situationswert zukommt. Mit seinem ungestörten mit Biberschwanzziegeln bedeckten Satteldach und dem nicht ausgebauten Dachstuhl trägt es wesentlich zu einer harmonischen Dachlandschaft innerhalb der Altstadt bei. Hinsichtlich des Aussenbaus kommt insbesondere den qualitätsvoll gestalteten Fassaden mit den stichbogigen Fenstergewänden ein baukünstlerischer Wert zu. Im Innern sind sowohl die historische Raumfolge wie auch die historische Geschossigkeit grösstenteils erhalten. Die historischen Oberflächen sind zwar, abgesehen vom Brettbalustergeländer im Treppenhaus und von zwei sichtbaren historischen Balken im Keller und im 1. Obergeschoss, grösstenteils von modernen Verkleidungen verdeckt, darunter sind sie jedoch noch erhalten und bergen im Rahmen von zukünftigen Umbauten Potential für die bauhistorische Forschung. Dies ist vor allem deshalb von Bedeutung, da in der Lenzburger Altstadt in den letzten Jahrzenten viele Altstadtbauten vollständig ausgekernt wurden und somit für die Forschung verloren sind.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Altstadthaus geht in seiner heutigen spätbarocken Gestaltung im Wesentlichen auf das 17./18. Jh. zurück, wobei einige Bestandteile, wie etwa der Keller spätmittelalterlich sein könnten. Das Gebäude wird im Lagerbuch der Aargauischen Brandversicherungsanstalt von 1850–1875 als ein "vierstöckiges Wohnhaus mit gewölbtem Keller unter Ziegeldach, 16' lang, 63,5' breit, 34,5' hoch" beschrieben. Als Eigentümer wird der Kaufmann Carl Meier genannt. 1919 erwarb der Hoch- und Tiefbauunternehmer Theodor Bertschinger jun. (1875–1972) die Liegenschaft und nahm bauliche Veränderungen vor. So wurde das Ladenlokal im Parterre neugebaut, die Treppe vom Erdgeschoss zum 1. Obergeschoss neu erstellt und in den Obergeschossen wurden Toiletten mit Anschluss an die städtische Kanalisation eingebaut. 1921 erwarb der Mechaniker Max Hegnauer die Liegenschaft. 1935 wurde unter der Bauleitung von Theodor Bertschinger jun. eine neue grössere Schaufensterfront und eine neue Ladentür eingebaut. 1947 fanden erneut Umbauarbeiten im Innern statt (v.a. Zwischenwände und Fussböden), wobei jedoch die historische Raumeinteilung und Geschossigkeit im Wesentlichen erhalten blieb. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. fanden kleinere Restaurierungsarbeiten statt. So wurden 1977 die Fenster im 2. und 3. Obergeschoss gegen die Rathausgasse ausgewechselt, 1980 das Dach mit Biberschwanzziegeln neu eingedeckt und 1990 die Dachuntersicht gegen die Rathausgasse mit neuen Holzbrettern verkleidet. 2006 fand eine Innenrenovation statt, bei der ausschliesslich additive Baumassnahmen vorgenommen wurden, welche die historische Bausubstanz nicht tangierten. Die Rathausgasse durchschneidet die Stadt in Längsrichtung und ist zusammen mit der T-förmig darangelegten, bescheideneren Kirchgasse die einzige eigentliche Gasse von Lenzburg. Anlässlich der Strassenkorrektion von 1856 durch den Ingenieur Alois Negrelli (1799–1858) wurde sie tiefergelegt, wodurch den Fassaden entlang hohe Trottoirs entstanden. Ihren Akzent erhält die Gasse durch den aus der Flucht vortretenden barocken Rathausturm. Die Häuser weisen zumeist die ursprüngliche Breite auf, einzelne sind zu Doppelhäusern zusammengefasst. Sie sind heute fast durchwegs viergeschossig mit meist grossen Schaufenstern im Parterre; Traufen und Firste springen auf und ab. Im Aufbau der Häuser sind nur wenige spätgotische Elemente erhalten geblieben, wie sie noch in den Stadtansichten von Stumpf und Plepp sichtbar sind, denn zwischen dem 17. bis 20. Jh. sind immer wieder Neu- und Umbauten vorgenommen worden. Zudem fanden in den letzten Jahrzehnten mehrere Auskernungen in der Altstadt statt. Das viergeschossige und bemerkenswert schmale Reihenhaus Rathausgässli 27 / Rathausgasse 30 nimmt mit seiner Lage an der Rathausgasse, der historischen Hauptachse durch die Stadt, eine prominente Stellung ein.
Beschreibung:Das Altstadthaus Rathausgässli 27/ Rathausgasse 30 erhebt sich über einem längsrechteckigen Grundriss von ca. 5 x 20 m. Es ist traufständig, wobei die nördliche Schmalseite auf die Rathausgasse und die südliche auf das Rathausgässli ausgerichtet ist. Im Osten und im Westen grenzen unmittelbar die Nachbarhäuser an. Der Eingang zu den Wohn- und Büroräumlichkeiten des viergeschossigen Reihenhauses erfolgt über das Rathausgässli, derjenige zu den Gewerberäumen im Erdgeschoss via Rathausgasse. Die Fassade zum Rathausgässli ist in den drei Obergeschossen durch drei Achsen stichbogiger Fenster gegliedert. Im Erdgeschoss befindet sich rechts die Haustür und links davon ein etwas grösseres Rundbogenfenster. Zur Rathausgasse hin weisen die Obergeschosse zwei Achsen stichbogiger Fenster auf. Die Gestalt des Erdgeschosses bestimmt ein moderner Ladeneinbau mit einer grossen Schaufenstervitrine. Bedeckt ist das Gebäude mit einem vorkragenden genickten Satteldach mit Biberschwanzziegeln. Die Dachseite zum Rathausgässli hin ist abgesehen von zwei kleinen Lüftungsfenstern ungestört erhalten. Die Dachfläche zur Rathausgasse wird durch eine Giebellukarne unterbrochen. Während die Dachuntersicht auf der Seite der Rathausgasse mit dem westlichen Nachbarhaus auf gleichem Niveau liegt, ist sie auf der Seite des Rathausgässleins etwas höher.
Im Innern gliedert sich das Altstadthaus Rathausgässli 27 in einen zweiräumigen Keller, ein Erdgeschoss, drei Obergeschosse und einen Dachstuhl. Die Treppen im Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss sind mit einem Brettbalustergeländer versehen. Durch das 2. und 3. Obergeschoss zieht sich ein Lichtschacht, der mit der Lukarne verbunden ist. Im Innern sind die Oberflächen zwar zum Grossteil mit modernen Verkleidungen versehen, jedoch sind im Keller und im 1. Obergeschoss historische Balken sichtbar. In den liegenden Dachstuhl sind zwei Zwischenböden eingezogen, so dass er auf drei Ebenen begehbar ist.
Anmerkungen:Das Altstadthaus Rathausgässli 27 ist auf mehreren historischen Abbildungen der Stadt Bremgarten zu erkennen, so etwa auf Postkarten und Fotografien aus dem späten 19. und frühen 20. Jh., wie sie in den beiden von der Ortsbürgerkommission der Stadt Lenzburg und der Stiftung Museum Burghalde Lenzburg herausgegeben Publikationen "Gruss aus Lenzburg. Vergangene Zeiten in Ansichtskarten" (Aarau 1996) und "Liebes altes Lenzburg. Fotos von anno dazumal" (Lenzburg 1986) zu finden sind.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. Das Altstadthaus Rathausgässli 27 steht im Kern der Altstadt, die als besonders erhaltenswert eingestuft wird.
Literatur:- Hans Maurer, Heidi Neuenschwander und Alfred Huber, Schweizerischer Kunstführer, Bern 1988.
- Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137886
 

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