INV-FIB906 Gasthof zur Linde, 1820 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-FIB906
Signatur Archivplan:FIB906
Titel:Gasthof zur Linde
Bezirk:Baden
Gemeinde:Fislisbach
Adresse:Niederrohrdorferstrasse 1
Versicherungs-Nr.:88
Parzellen-Nr.:399
Koordinate E:2664344
Koordinate N:1254182
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664344&y=1254182

Chronologie

Entstehungszeitraum:1820
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz Wohn- und Gasthofteil)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof

Dokumentation

Würdigung:Der Gasthof "Linde", der 1820 aus einem Umbau der Zehntenscheune hervorging, ist eines der wenigen Gebäude, die den Dorfbrand von 1848 überstanden. Im Bereich des alten Wohn- und Gasthaustrakts zeigt es noch weitgehend das ursprüngliche klassizistisch-biedermeierliche Erscheinungsbild mit erhöhtem Eingang und sechs regelmässigen, von Muschelkalkgewänden besetzten Fensterachsen. Von Niederrohrdorf her kommend prägt der imposante Fachwerkgiebel mit Gehrschild und Klebdächern die Ansicht, während der langgestreckte, unter einem geknickten Satteldach geborgene Baukörper mit seinem Volumen die Kreuzung beherrscht. Die "Linde" ist ein wichtiger Bauzeuge, dem aufgrund seiner besonderen Geschichte ein hoher lokaler Stellenwert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Teile des aufgehenden Mauerwerks und der Fachwerkkonstruktion in der südlichen Hälfte stammen angeblich noch von der Zehntenscheune aus dem 18. Jh. [1]. 1820 wurde diese zu einem stattlichen Bauernhaus umgebaut. Die Gewände aus Muschelkalk des Hauseingangs und der Fenster im Erdgeschoss datieren aus dieser Zeit. 1887 kaufte Martin Schibli-Heimgartner das Gebäude und eröffnete darin mit seiner Frau Josepha ein Restaurant [2], im Brandkataster von 1899 als "Pinte Linde" verzeichnet [3]. 1911 ging die Liegenschaft an Emil Ignaz Schibli. Da er früh an Tuberkulose starb, führte seine Frau Rosa Schibli-Wiederkehr den Betrieb weiter. Unter ihrem Sohn Emil Ferdinand Schibli, der neben dem Restaurant bis 1950 eine Fuhrhalterei betrieb und den Bauernhof bewirtschaftete, wurde die "Linde" etappenweise zum Gasthof in der heutigen Dimension ausgebaut. Der Scheunentrakt verlor seine ursprüngliche Funktion und erhielt im Zuge der Umnutzung einen muralen Ausdruck. Im Zusammenhang mit dem Dachausbau wurden beidseits des Firsts abgewalmte Lukarnen und Schleppgauben aufgesetzt, und die Rückseite des Gebäudes erhielt mehrere Anbauten.
Beschreibung:Der Gasthof zur Linde liegt an strategisch günstiger Stelle am wichtigsten Strassenkreuz im Dorf, wo er mit seiner markanten Volumetrie den Strassenraum dominiert. Der langgestreckte traufständige Baukörper birgt unter einem mächtigen geknickten und einseitig abgewalmten Sparrendach zwei Geschosse. Der alte Wohnteil im Süden, der zur Strasse hin sechs regelmässig verteilte Fensterachsen zählt, ist in der äusseren Gestalt weitgehend intakt. Er besteht aus einem gemauerten Erdgeschoss mit Hausteingewänden aus Muschelkalk. Der schlichte Hauseingang verweist am Sturz auf das Baujahr 1820 und trägt die Initialen "I HS", die vermutlich für den damaligen Bauherrn stehen [4]. Das mit gefalzten Holzrahmen für die Fenster ausgestattete Obergeschoss ist aus verputztem Fachwerk erstellt, während das stirnseitige Giebelfeld als Sichtfachwerk mit Klebdächern in Erscheinung tritt. Analog zum doppelten liegenden Stuhl ist der Fassade ein Fluggespärre vorgespannt. Ein schmiedeeisernes Wirtshausschild mit einer Linde und den Initialen "A. S. R. B." weist den Weg in die modernisierte Gaststube.
Der in der zweiten Hälfte des 20. Jh. umgebaute Ökonomieteil im Norden zeigt rechteckige Einzelfenster, zwei- und dreiteilige Fenstergruppen sowie grosse korbbogige Öffnungen im Erdgeschoss. Im Untergeschoss befindet sich eine Kegelbahn.
Unter dem alten Wohn- und Gasthaustrakt erstreckt sich quer zum First ein grosszügiger, Gewölbekeller, der die ganze Breite des Gebäudes einnimmt und ehemals einen äusseren und inneren Treppenabgang besass. Heute ist er über die jüngeren Kellerräume der rückseitigen Anbauten erschlossen [5].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Hoegger 1976, S. 374. – Koller 1948, S. 5.
[2] www.linde-fislisbach.ch
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0044: Brandkataster Gemeinde Fislisbach 1899-1938.
[4] Hoegger interpretiert die Initialen als Christusmonogramm, vgl. Hoegger 1976, S. 374. Zwischen "I" und "HS" befindet sich jedoch ein Punkt als Abstandhalter.
[5] Freundliche Mitteilung Felix Schibli.
Literatur:- Fislisbach – ein historischer Überblick 1184-1984. Festschrift zur 800-Jahr-Feier, hg. v. OK 800 Jahre Fislisbach, Kulturkommission, Fislisbach 1984, S. 56 (Abb.).
- Ernst Koller, Vor 100 Jahren. Geschichtliches zum Brand und Aufbau unseres Dorfes, in: Festschrift, hg. von der Vereinigung für Heimatfreunde Fislisbach, Mellingen 1948, S. 5-35, (mit Plan "Der neu eingeteilte und aufgebaute Dorfkern von Fislisbach, Zustand 1850", von Beat Peterhans, 1948).
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 6, Basel 197, S. 374.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0044: Brandkataster Gemeinde Fislisbach 1899-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, II-6/3 (1988).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=34290
 

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