INV-EGW902 Seonerstrasse 4, 1897-1898 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-EGW902
Signatur Archivplan:EGW902
Titel:Seonerstrasse 4
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Egliswil
Adresse:Seonerstrasse 4
Versicherungs-Nr.:162
Parzellen-Nr.:419
Koordinate E:2656339
Koordinate N:1244603

Chronologie

Entstehungszeitraum:1897 - 1898
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wirtschaft, Restaurant

Dokumentation

Würdigung:Repräsentatives spätklassizistisches Wohn- und Gasthaus von 1897/98, dem aufgrund seiner Eckstellung im Strassenraum ein hoher Situationswert zukommt. Das Gebäude hängt eigentümer- und nutzungsgeschichtlich mit dem Doppelbauernhaus (Bauinventarobjekt EGW903) auf der gegenüberliegenden Strassenseite zusammen, welches es als Gastwirtschaft ablöste. Das am Äusseren noch weitgehend intakt erhaltene Gebäude wurde in den letzten Jahren im Innern stark umgebaut. Zu bedauern ist insbesondere der ersatzlose Verlust der historischen Gartengestaltung, der bei der prominenten Lage im Ortsbild umso stärker ins Gewicht fällt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das 1897-98 als Wohnhaus und Gastwirtschaft errichtete Gebäude steht entstehungsgeschichtlich in Zusammenhang mit dem Doppelbauernhaus auf der gegenüberliegenden Strassenseite Seonerstrasse 1 (Bauinventarobjekt EGW903) [1]. Dieses soll in der vorderen Wohnung eine Eigengewächswirtschaft beherbergt haben. Vermutlich um 1890 war Samuel Weber, Wernerjohannesens, verstorben und der väterliche Hof an die Geschwister Heinrich und Anna Weber übergegangen. 1897 liess Heinrich nordwestseitig an die Scheune des bäuerlichen Vielzweckbaus eine "Eiskelleranlage" zur Lagerung von Bier und Eis anbauen. Gleichzeitig verlegte man die Gastwirtschaft in das neu erstellte Wohnhaus, welches als freistehender Baukörper im damals angesagten spätklassizistischen Stil konzipiert wurde. Von Anfang an besass dieses auf der Rückseite eine in Fachwerk erstellte Laube.
Als Heinrich1924 verstarb, ging die Liegenschaft an dessen Schwester Anna Weber. Nach deren Tod 1935 übernahm die Familie Kleiner-Rey sowohl den Hof (Bauinventarobjekt EGW903) als auch das vorliegende Wohnhaus.
Beschreibung:Haus und Garten verbreiteten im Ortsbild einst südländisches Flair, von dem heute aufgrund verschiedener Modernisierungen am Gebäude und durch den Verlust der historischen Gartenanlage kaum mehr etwas zu spüren ist. In seiner architektonischen Gestaltung als repräsentatives Wohnhaus in spätklassizistischem Stil bildet das Gebäude inmitten des ländlichen geprägten dörflichen Umfelds eine Ausnahme, wenn auch eine zeittypische Erscheinung. Wichtig für den Betrieb der Gastwirtschaft war die prominente Lage an der Abzweigung der Schwettistrasse von der Seonerstrasse, wobei die Schau- und Eingangsseite nach Südosten Richtung Dorfzentrum ausgerichtet ist. Zusammen mit dem "Stammhaus" auf der gegenüberliegenden Seite nahm das Gebäude gewissermassen eine Torfunktion am westlichen Eingang zum Dorfkern ein.
Der kompakte kubische Baukörper ist über einem Kellersockel zweigeschossig in verputztem Backstein aufgeführt. Er trägt ein schwach geneigtes Walmdach mit kurzem First, das rückwärtig über eine zweigeschossige ehemalige Laube abgeschleppt ist (wohl schon im frühen 20. Jh. eingewandet). Die in verputztem Backsteinmauerwerk aufgeführten Fassaden werden von Ecklisenen und einem Gurtgesims straff gegliedert. Die Mittelachse der symmetrisch angelegten Schaufassade ist als leicht vorspringender Risalit ausgebildet, der im unteren Bereich analog zu den Putzlisenen gefugt ist. Er nimmt im Hochparterre den über eine doppelläufige Treppe erreichbaren Haupteingang auf und im Obergeschoss einen zierlichen Balkon, der zugleich als Schutzdächlein dient. Dieser ist auf filigranen gusseisernen Säulen abgestützt und mit einem kunstvoll geschmiedeten Geländer aus der Bauzeit eingefasst, das mit Blüten, Blütenkelchen, Palmwedeln, Voluten und Kugelaufsätzen aufwändig verziert ist. Zum eisernen Vorbau, der mit der Treppenanlage den Hauptakzent der Fassade bildet, gehörte ehemals auch ein beidseitig angebrachtes, mit Voluten gestaltetes Treppengeländer [2].
Das Portal ist von einem flach profilierten Sand- oder Kunststeingewände mit Gesims eingefasst und bewahrt das originale zweiflüglige Türblatt, das mit einer Felderung und gedrechseltem Zierwerk geschmückt ist. Aus demselben Material gearbeitet sind die Gewände der hochrechteckigen, mit Blockgesimsen und Falz ausgestatteten Fensteröffnungen, die an der Vorderfront gekuppelt auftreten. Die Karnies-Verdachungen am Obergeschoss zeichnen diese als Beletage aus. Die Fensterflügel wiesen ehemals eine Unterteilung mit Oberlicht bzw. an den breiten Einzelfenstern mit Kämpfer auf, die bei der Erneuerung vernachlässigt wurde. Der Beschattung im Sommer dienten Holzläden mit Jalousien [3]. Kreisrunde Öffnungen (Oculi) zur Belichtung des Mezzanins (Kniestocks) bilden das oberste Element jeder Fensterachse. Unmittelbar darüber schliesst ein dünnes Kranzgesims die Fassade zum holzverschalten Dachvorsprung ab.
Auch die nordwestseitig angebaute ehemalige Laube war vor dem Umbau mit drei Achsen und zentralem Hinterausgang symmetrisch gegliedert. Die Fenster wiesen dieselbe Unterteilung auf wie der Hauptbaukörper, waren jedoch mit hölzernen Gewänden und zeittypischen Profilleisten eingefasst. Sämtliche Merkmale gingen bei der kürzlich erfolgten Aussenisolation dieses Gebäudeteils verloren. Hausinneres nicht gesehen.
Die zwei Kellerräume sind zeittypisch mit Hourdisdecke und Eisenträgern konstruiert.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Egliswil 4195-4.
Anmerkungen:[1] Die Angaben zu den Eigentümern und zum Gebäude sind den Brandkatastern entnommen: Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0391 (Vers.Nr. 168): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1898; CA.0001/0392 (Vers.Nr. 162): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1899-1938.
[2] Siehe Anm. 3.
[3] Die hölzernern Jalousieläden und die schmiedeeisernen Treppengeländer wurden nach dem letzten Umbau nicht mehr angebracht.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0391-0392: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1938.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33366
 

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