INV-EGW901 Gemeindehaus, Humbelhaus, 1819 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-EGW901
Signatur Archivplan:EGW901
Titel:Gemeindehaus, Humbelhaus
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Egliswil
Adresse:Mitteldorfstrasse 3
Versicherungs-Nr.:33
Parzellen-Nr.:421
Koordinate E:2656474
Koordinate N:1244601

Chronologie

Entstehungszeitraum:1819
Grundlage Datierung:Inschrift (Türsturz Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Dokumentation

Inschriften:"18 DA HM 19" (Türsturz Hauseingang)
Würdigung:Gemauertes Wohnhaus von bernischem Gepräge, das 1819 in nächster Nähe zur Pfarrkirche (Kantonales Denkmalschutzobjekt EGW001) errichtet wurde und mit dieser eine für das Ortsbild wertvolle Baugruppe bildet. Der kubische Baukörper zeigt unter einem abgewalmten Dach mit Ründe axial gesetzte Rechteckfenster und ein stichbogiges Eingangsportal mit Inschrift und Wappenzier, deren Gewände sorgfältig aus Muschelkalk gehauen sind. Der repräsentative Steinbau, zu dem ehemals eine freistehende Stallscheune gehörte, hat sich im äusseren Erscheinungsbild weitgehend erhalten. Das 1984 anlässlich einer Umnutzung als Gemeindehaus durchgreifend erneuerte Innere bewahrt bauzeitliche Sichtbalkendecken und den alten, in die Fensterleibung eingelassenen Schüttstein.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Seinen Namen "Humbelhaus" erhielt das Wohnhaus erst im frühen 20. Jh. nach seinem damaligen Besitzer Metzger Walter Humbel. Erbaut wurde es 1819 wohl für Daniel Häusermann Wipf, der im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 als Eigentümer verzeichnet ist [1]. Entsprechend ist die Inschrift am Türsturz des Hauseinangs zu lesen als "18 DA[niel] H[äuser]M[ann] 19". 1831 wurde die Liegenschaft von Samuel Bolliger erworben, von dem sie später an dessen Wittwe und 1862 an die Söhne überging. 1894 wurde eine "Verbesserung und Theilung" vorgenommen, so dass Jakob Bolliger, Metzger, und Felix Rey, Müller, beide seit 1893 Eigentümer des Hauses, je eine Wohnung und je eine Hälfte des Kellers und Estrichs besassen. Schon 1896 führte Jakob Bolliger jedoch als alleiniger Eigentümer beide Teile wieder zusammen. 1918 wechselte das Wohnhaus, zu dem eine freistehende Scheue mit Schopf gehörte, an den erwähnten Walter Humbel, der noch im selben Jahr einen Metzgereianbau erstellte.
1984 wurde das Humbelhaus zum Gemeindehaus umgebaut. Bei der Renovation wurde die äussere Erscheinung des Gebäudes weitgehend respektiert (Dachstuhl gereinigt und ergänzt, Teilwalm rekonstruiert, alte Biberschwanzziegel wiederverwendet, neuer Fassadenputz, Fenstereinfassungen aus Muschelkalk repariert und ergänzt). Das Innere wurde unter Beibehaltung der Sichtbalkendecken und einzelner Ausstattungselemente (Schüttstein aus Muschelkalk) umfassend modernisiert [2]. Im Zuge des Umbaus riss man auch die rechtwinklig dazu stehende zugehörige Stallscheune ab.
Beschreibung:Das unmittelbar nordöstlich an den Kirchhof der denkmalgeschützten Pfarrkirche von 1400/1583 (Kantonales Denkmalschutzobjekt EGW001) grenzende Humbelhaus nimmt einen der prominentesten Plätze im Ortskern ein. Der würfelförmig proportionierte Steinbau bildete einst das Wohnhaus einer repräsentativen Hofanlage mit gesondert stehender, inzwischen abgebrochener Stallscheune [3]. Er erhebt sich zweigeschossig über einem Kellersockel und ist unter einem geknickten abgewalmten Satteldach (Sparrendach mit liegendem Stuhl und Aufschieblingen) mit Giebelründe geborgen. Die verputzten Fassaden sind in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und mit axial gesetzten Rechtecklichtern versehen, deren gefalzte Einfassungen sorgfältig aus Muschelkalk gehauen sind. Die strassenseitige Stubenfront zeigt als Hauptansicht des Hauses an beiden Wohngeschossen vier eng gesetzte Fenster, während ursprünglich alle anderen Fassaden des Gebäudes nur mit zwei Fensterachsen besetzt waren - so auch die südwestliche, die anlässlich der Umnutzung zwei weitere Fensterachsen erhielt. Der nordostseitig angelegte Hauseingang ist über eine vierstufige Freitreppe aus Muschelkalk (erneuert) erreichbar. Er ist als breites Portal mit stichbogenförmigem Sturz gestaltet, der in der Mitte eine schlusssteinartige Verzierung mit Wappen und seitlich davon in vertieften Feldern die Inschrift "18 DA HM 19" trägt. Ein schmuckloser Nebeneingang befindet sich auf der Nordwestseite neben dem Küchenfenster. Die Türblätter beider Eingänge sind rekonstruiert.
Die ursprüngliche Raumstruktur umfasste im Erdgeschoss wie im Obergeschoss ungefähr vier gleich grosse Räume. Durch den Haupteingang gelangte man direkt in die Küche, die auch als Entrée diente und die innere Erschliessung aufnahm. In der Fensternische erinnert noch heute ein alter Schüttstein aus Muschelkalk an die ehemalige Funktion des Raumes. Erhalten geblieben sind in den Räumen auch die Sichtbalkendecken mit Einschubböden und Zierfasen an den Balken. Binnenwände und Treppen sind erneuert. Zwischen den ehemals mit Täfer ausgekleideten Stuben bestand früher eine hölzerne Trennwand mit Klappladen, eine Einrichtung, die besonders bei Eigengewächswirtschaften zu finden war. Zur bauzeitlichen Ausstattung gehörte auch ein grün glasierter, von weissen Friesen und Eckkacheln eingefassten Kachelofen auf kannelierten Steinfüssen. Der Dachraum ist heute als Saal ausgebaut. Unter der südöstlichen Haushälfte erstreckt sich ein hoher Gewölbekeller, nordwestlich grenzt ein kleiner, niedriger Raum an.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Die Angaben zu den Eigentümern und zum Gebäude sind den Brandkatastern entnommen: Staatsarchiv Aargau, AG 50.526 (Vers.Nr. 127): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390 (Vers.Nr. 145): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1874; CA.0001/0391 (Vers.Nr. 155): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1875-1898; CA.0001/0392 (Vers.Nr. 33): Brandkataster Gemeinde Egliswil 1899-1938.
[2] Der Kachelofen wurde entgegen anfänglichem Vorhaben nicht wieder aufgebaut.
[3] In den Giebel der abgebrochenen Scheune war ein Masswerkvierpass der Kirche eingebaut. Die Spolie wurde bereits 1946 in die Ostwand der Kirche versetzt, vgl. Stettler/Maurer 1953, S. 25.
Literatur:- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 57.
- Michael Stettler, Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 2, Basel 1953, S. 25.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Staatsarchiv Aargau, AG 50.526: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1829-1849; CA.0001/0390-0392: Brandkataster Gemeinde Egliswil 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=33360
 

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