INV-BRG918 Kleiderfabrik Meyer, 1928-1929 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRG918
Signatur Archivplan:BRG918
Titel:Kleiderfabrik Meyer
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obere Vorstadt
Hist. Name Objekt:KuZeB
Adresse:Zürcherstrasse 2
Versicherungs-Nr.:521
Parzellen-Nr.:2154
Koordinate E:2668479
Koordinate N:1244831

Chronologie

Entstehungszeitraum:1928 - 1929
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BRG917
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Fabrikgebäude, Manufakturgebäude
Epoche / Baustil (Stufe 3):Neues Bauen

Dokumentation

Autorschaft:Johann Emil Ganz, Architekt, Zürich
Würdigung:Kubisch streng gestalteter moderner Fabrikbau, der 1928/29 nach Plänen des Zürcher Architekten Johann Emil Ganz für die Kleiderfabrik Meyer errichtet wurde. Das Gebäude, das sich als Betonskelettbau mit straffem Fassadenraster, grossflächigen Verglasungen und Flachdach konsequent an den Forderungen des Neuen Bauens orientiert und weitgehend die originale Bausubstanz samt den querrechteckig gesprossten Fenstern bewahrt, stellt einen wichtigen und erst noch sehr frühen Zeugen der architektonischen Moderne im Kanton Aargau dar. Der Gebäudekomplex der 1893 gegründeten Kleiderfabrik, die sich baulich durch sukzessive Anbauten an ein biedermeierliches Wohnhaus von 1838 (Bauinventarobjekt BRG917) entwickelte, stand seit den 1970er Jahren zunächst leer und wird seit 1991 als alternatives «Kulturzentrum Bremgarten» (KuZeB) genutzt. Die Bauten präsentieren sich heute in einem uneinheitlichen Erhaltungszustand.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1893 gegründete Kleiderfabrik Meyer & Cie. entwickelte sich baulich aus einem 1838 von Baumeister Fidel Leimbacher errichteten und später von weiteren namhaften Persönlichkeiten bewohnten biedermeierlichen Wohnhaus (Bauinventarobjekt BRG917). Wohl bei der Gründung einer Strohmanufaktur durch den Eigentümer Josef Hausherr-Isler entstand um 1880 ein rückwärtig über einen Zwischentrakt an das Wohnhaus angebautes erstes Fabrikgebäude (heute Vers.-Nr. 30), das unter den Gebrüdern Meyer 1896-98 ausgebaut und 1911/12 nach Südosten verlängert wurde [1]. 1928/29 erweiterte man die Anlage wiederum auf der Nordseite um den hier beschriebenen Fabrikbau nach Plänen des Zürcher Architekten Johann Emil Ganz [2]. Dieser nahm fortan die gesamte Fabrikation, d.h. Zuschneiderei wie auch Nähatelier, auf: «Helle, luftige Säle heben die Arbeitsfreude, und moderne Maschinen unterstützen die Arbeiter in der Erstellung tadelloser Produkte», wie die Vorzüge in einer Werbeschrift von 1946 beschrieben wurden [3].
1990 wurden die Gebäude, die schon seit Mitte der 1970er Jahre weitgehend leergestanden hatten, besetzt. 1991 konstituierte sich aus der Gruppe der Hausbesetzer der Verein «Kulturzentrum Bremgarten»(KuZeB), welcher den Gebäudekomplex seither als linkalternativen Szenetreffpunkt mit Veranstaltungslokal betreibt [4]. Die jahrelang kaum unterhaltenen Gebäude wurden durch die Benutzer im Inneren sukzessive umgebaut und umgestaltet [5]. Heute präsentiert sich der Gebäudekomplex in einem eher uneinheitlichen Erhaltungszustand.
Beschreibung:Der sukzessive entstandene Gebäudekomplex der ehemaligen Kleiderfabrik Meyer erhebt sich in städtebaulich prominenter Lage zwischen den Verkehrswegen Richtung Mutschellen und Richtung Zug und besteht aus dem biedermeierlichen Wohnhaus Zugerstrasse 2 (Bauinventarobjekt BRG918) sowie zwei jeweils rückwärtig aneinandergefügten Anbauten. Die mehr agglomerative als geplanten Anlage, die gerade für einen kleineren Fabrikbetrieb durchaus typisch ist, schöpfte mit dem hier beschriebenen zweiten Anbau die knappen Grundstückverhältnisse vollständig aus. Das streng kubisch gestaltete zweigeschossige Gebäude tritt mit seinem verputzten Betonskelett, den grossflächigen Verglasungen und dem Flachdachabschluss als konsequenter Vertreter des Neuen Bauens in Erscheinung. Die Fensteröffnungen, die über einer niedrigen Mauerbrüstung ansetzen, sind durch hölzerne Rahmen in vergleichsweise kleinformatige, zeittypisch liegend proportionierte Rechteckfelder eingeteilt. Sie bewahren durchgehend die bauzeitlichen, schon lange nicht mehr gestrichenen Fensterverschlüsse. Unter einem Kämpfer lassen sich jeweils die vier aussenliegenden Flügel öffnen. Der Risalit auf der Südostseite nimmt die WC-Anlagen auf. Ein gleichfalls flachgedeckter Zwischentrakt mit Eingang, Treppenhaus und Umkleideräumen ist kubisch vom Hauptkörper abgesetzt und stellt die Verbindung zum benachbarten Gebäude aus dem Jahr 1911 her. Der hauptsächliche Zugang zur Fabrik erfolgte seit der Ausführung des Erweiterungsbaus über den Eingang dieses Zwischentrakts, der von einer Freitreppe mit Stahlrohrgeländer erschlossen wird.
Das Betonskelett entspricht in Längsrichtung der an der Fassade abgezeichneten Laufweite; in Querrichtung ist entgegen der dreiteilig gegliederten Fassade nur eine Stützenreihe in der Mittelachse vorhanden. Beide Geschosse enthalten zwei durchgehende, 12 x 19.6 Meter messende und gut belichtete Arbeitssäle, was insbesondere für das Nähatelier ausserordentlich wichtig war. Im unteren Saal ist eine bauzeitliche Glastrennwand erhalten. Im oberen Saal wurde in jüngerer Zeit ein Bereich abgetrennt. Die durch die Nutzung als Skateboard-Anlage beschädigten Pfeiler wurden im Eigenbau repariert. Das Gebäude ist nur im vorderen, westseitigen Bereich unterkellert. Heute sind die Kellerräume als Bar eingerichtet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Zum Kernbau vgl. Bauinventarobjekt BG917; zur Firmengeschichte Strebel 1946, S. 30f.; Baupläne 1911 im Baugesuchsarchiv.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[3] Strebel 1946, S. 30.
[3] Zur Geschichte vgl. KulturZentrum Bremgarten KuZeB in der Alten Kleiderfabrik. Geschichte: https://www.kuzeb.ch/geschich.htm (Zugriff 23.11.2018).
[4] Freundl. Auskunft der heutigen Benutzer (2018).
Literatur:- Bruno Lehner, Bremgarten an der Reuss in alten Ansichten, Zaltbommel (NL) 1994, Abb. 18.
- Karl Strebel, Das Freiamt. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. II), Zürich 1946, S. 30f.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich: Sammelbestand Fotografie, F Fd-0002-46ff., F Fd-0003-01ff.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31464
 

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