INV-BIT904 Gasthof zum Bären, 1818 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BIT904
Signatur Archivplan:BIT904
Titel:Gasthof zum Bären
Bezirk:Baden
Gemeinde:Birmenstorf (AG)
Adresse:Kirchstrasse 7
Versicherungs-Nr.:67
Parzellen-Nr.:1083
Koordinate E:2660995
Koordinate N:1257023
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660995&y=1257023

Chronologie

Entstehungszeitraum:1818
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Würdigung:Markanter, dreigeschossig aufragender Mauerbau von 1818, der seit 1821 den Gasthof zum Bären, eine der beiden auf spätmittelalterliches Recht zurückgehenden Birmenstorfer Tavernen, beherbergt. Das Gebäude zeichnet sich durch eine regelmässig gegliederte Eingangsfront und ein elegant geknicktes Satteldach mit Fusswalm aus. Mit seiner kompakten, stattlichen Erscheinung setzt es einen starken baulichen Akzent im Ortsbild. Eine zusätzliche Aufwertung erfährt der Bau durch die althergebrachte Anlage der Gartenwirtschaft an der Südwestseite. Im Innern haben sich einzelne Ausstattungsteile aus der Bauzeit erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:In den Jahren 1817/18 liess sich der Gemeindeammann Johann Jakob Zehnder (1786-1853) an Stelle seines früheren Wohnhauses einen dreigeschossigen Steinbau von spätbarocker Prägung errichten. Nachdem er 1815 vergeblich um die Erteilung eines Pintenpatents ersucht hatte, gelang es ihm 1821, das an den ehemaligen Dinghof an der Badenerstrasse 7/9 (Bauinventarobjekt BIT911) gebundene Tavernenrecht zum Bären zu erwerben und auf die Liegenschaft an der Kirchstrasse 7 zu übertragen [1]. 1835 scheint er aufgrund politischer Uneinigkeiten nach Aarau übersiedelt zu sein. Jedenfalls wurde der Gasthof ab 1836 an verschiedene Wirte verpachtet, bis er 1852 vom Sohn Eduard (1828-1884) übernommen wurde. Noch im selben Jahr liess Eduard Zehnder hinter dem Gasthof eine mächtige Stallscheune errichten, um nebenbei eine Fuhrhalterei zur Spedition von Birmenstorfer Bitterwasser zu betreiben [2]. Der breit gelagerte Ökonomiebau mit flach geneigten Satteldach, giebelseitigen Lünetten und einer dekorativ ausgesägten, hofseitigen Heubühnenverschalung im Schweizer Holzstil musste in jüngerer Zeit einer Wohnüberbauung weichen. Damit ging ein wichtiger Zeuge des lokalen Gewerbes und der Hofcharakter der ehemaligen Baugruppe verloren. Mehrere Veränderungen erfuhr auch der Gasthof. Die rückwärtige Trauffassade erhielt im späteren 19. Jh. einen Schleppdachanbau. Dieser wurde im Zuge des jüngsten Umbaus durch einen grossvolumigen Quergiebelanbau ersetzt, der seither auch das Treppenhaus enthält. Im Altbau wurde der Dachraum ausgebaut, was den Einbau zusätzlicher Fensteröffnungen in den Giebelfeldern sowie einer Dachgaube zur Folge hatte.
Beschreibung:Der Gasthof zum Bären liegt traufständig an der zum Kirchenbezirk führenden Strasse. Auf der Südwestseite erstreckt sich eine grosszügige, schattige Gartenwirtschaft, welche die alte Einfriedung und einen achteckigen hölzernen Pavillon aus dem späteren 19. Jh. bewahrt. Sie sorgt für einen gewissen Freiraum und gewährleistet, dass der Gasthof an dieser zentralen und für das Ortsbild wichtigen Stelle gegenüber den bäuerlichen Nachbarbauten zur Geltung kommt.
Das Gebäude erhebt sich als dreigeschossiger Mauerbau unter geknicktem, nur knapp vorspringendem Satteldach (Sparrendach mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl), mit Fusswalmen und verschalten Dachunterseiten. Der über nahezu quadratischem Grundriss erstellte Baukörper zählt an der Hauptfront fünf, an den Giebelseiten je zwei Fensterachsen [3]. Die in Muschelkalk gehauenen Tür- und Fenstergewände schliessen stichbogig ab und geben dem Gebäude ein spätbarockes Gepräge. Als Eingriff im Zuge der jüngsten Umbauarbeiten geben sich je drei zusätzliche, schmale Fenster in den Giebelfeldern zu erkennen. Sie sind ohne Einfassung gestaltet und mit der Sohlbank teilweise empfindlich tief in den Fusswalm geschnitten.
Der zentrale Eingang ist über eine zweiläufige Muschelkalktreppe mit schmiedeeisernem Geländer zu erreichen. Der Schlussstein der Türeinfassung trägt das Wappen der Familie Zehnder (eine stehende Garbe). Zwischen der Gartenwirtschaft und dem Gasthof vermittelt eine Terrasse mit einer Abdeckung aus Muschelkalkplatten. Darunter befindet sich der Abgang zum äusseren Kellereingang, der auch als Durchlass für Fässer geeignet war. An der südlichen Mauerecke ist ein klassizistischer schmiedeeiserner Ausleger mit vergoldeten Zierelementen (Vogelkopf, Rosette, Palmetten, Perlen und Blütenkelche) und neuerem Wirtshausschild angebracht. Die Dachrinnen münden in urnenförmige Wassersammler, welche zu geschwungenen Fallrohren überleiten.
Der Erschliessung diente ursprünglich ein durchlaufender Mittelgang mit rückwärtigem Treppenhaus. Die bauzeitliche Holztreppe besass ein Geländer mit ornamental ausgesägten Flachbalustern. In der südwestlich gelegenen Gaststube hat sich die einfache biedermeierliche Vertäferung erhalten. Die Vorderfront des 1. Obergeschosses besetzt ein Saal mit Gipsdecke und schlichtem Stuckspiegel. Das 2. Obergeschoss bewahrt keine originale Ausstattung. Unter der strassenseitigen Gebäudehälfte verläuft in Firstrichtung ein tonnengewölbter Keller. Ein weiterer kleiner Gewölbekeller befindet sich unter der Küche (gemäss Kurzinventar von 1997).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Birmenstorf, 4024-2.
Anmerkungen:[1] Rudolf 1983, S. 526-531.
[2] Rudolf 1983, S. 542-543.
[3] Davon abweichend ist der Gasthof auf einer Zeichnung um 1890 mit drei Achsen auf der Giebelseite dargestellt, vgl. Bilddokumentation.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 12-26.
- Max Rudolf, Geschichte der Gemeinde Birmenstorf, Birmenstorf 1983, S. 526-531, 540-550, S. 431 (Abb. 117).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=30432
 

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