Ansichtsbild: |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1806 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Türsturz des nordöstlichen Kellerzugangs) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
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Dokumentation |
Würdigung: | Klassizistische Villa mit einem Kernbau von 1806 und einem 1922 von Architekt Ernst Hüssy gestalteten rückwärtigen Anbau. Im 2. Viertel des 20. Jahrhunderts gehörte sie dem Lederfabrikanten Hermann Hagnauer. Der dreigeschossige Mauerbau unter geknicktem Walmdach besitzt eine axialsymmetrische Befensterung und eine schmucke Fassadengliederung bestehend aus quadrierten Eckpilastern, Gurtgesimsen und profiliertem Kranzgesims. An der Nordostfassade befindet sich ein zum Anbau von 1922 gehörender Portikus mit Säulen aus Kunststein. Aufgrund ihres intakten Äusseren und ihrer Lage in einem herrschaftlichen Garten mit teilweise altem Baumbestand, dem aufwendig gestalteten Gartenhaus und partiell erhaltener originaler Einfriedung kommt der Villa ein hoher Situationswert zu. Das Innere bewahrt Teile der historischen Ausstattung, wie die Glasmalerei in der Halle mit dem Hagnauer Familienwappen. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss einer Jahreszahl am Türsturz des Kellereingangs an der Nordostseite wurde der Kernbau der Villa 1806 errichtet. Aufgrund der Lage an der Hofmattstrasse, die als bedeutende Handelsroute insbesondere für Wein und Salz diente, könnte das repräsentative Wohnhaus für einen Weinhändler erbaut worden sein [1]. Im frühsten erhaltenen Brandkatastereintrag von 1850 wird es als dreistöckiges Wohnhaus über einem nahezu quadratischen Grundriss aus Stein und Fachwerk unter einem Ziegeldach mit einer Laube und drei gewölbten Kellern beschrieben. Als Besitzer sind für das mittlere 19. Jh. mehrere Mitglieder der Familie Bär eingetragen. Mitte der 1870er-Jahre gelangte die Villa in den Besitz des Ammann Rudolf Weber; 1878 folgte der Kaufmann Emil Rauber und ab 1924 befand sie sich im Eigentum des Fabrikanten Hermann Hagnauer († 1951), dem Besitzer der Lederfabrik A. Hagnauer & Cie AG in Aarburg und Lugano [2]. Um 1920 ist im Brandkataster eine massive Wertsteigerung vermerkt, die sich mit dem 1922 vom Safenwiler Architekten Ernst Hüssy (1880–1951) erstellten gartenseitigen Anbau erklären lässt. Der dreigeschossige Anbau ersetzte die einstige Laubenfront an der Südostseite und wurde mit seiner Dachform und den Gliederungselementen dem bereits bestehenden Bauwerk angeglichen. Im Zuge dieser Erweiterungsphase wurden das Innere der Villa umgestaltet sowie ein Gartenhaus errichtet. 1954 wurden die Erdgeschossräume modernisiert und die Südwestfassade erhielt einen Wintergarten. Die jüngste Renovierung fand um 2008 statt. |
Beschreibung: | Die nach ihrem Besitzer während des 2. Viertels des 20. Jh. betitelte Villa Hagnauer befindet sich auf der Ostseite der Hofmattstrasse und liegt in einem weitläufigen Garten mit teilweise altem Baumbestand und partiell erhaltener originaler Einfriedung. Der mit seiner fünfachsigen Hauptfront nach Nordwesten ausgerichtete klassizistische Kernbau von 1806 erhebt sich über einem nahezu quadratischen Grundriss und wird von einem geknickten Walmdach geschützt. Den dreigeschossigen Mauerbau gliedern gequaderte Eckpilaster aus Sandstein, umlaufende Gurtgesimse und ein kräftig profiliertes Kranzgesims. Die ebenfalls aus Sandstein gehauenen Gewände der Rechteckfenster sind mit einem Falz und profilierten Sohlbänken versehen. Der im Zuge des Umbaus von 1922 zugemauerte ursprüngliche Haupteingang liegt in der Mittelachse der Nordwestfassade und war wohl über eine Freitreppe zu erreichen. Unter dem Kernbau sind parallel zur Firstrichtung zwei Gewölbekeller angeordnet, von denen der strassenseitige stärker abgetieft ist und von der nordöstlichen Seite her einen Zugang besitzt. Der gartenseitige Anbau von 1922 ist um Mauerstärke eingezogen und analog zum Kernbau mit einem stark geknickten Walmdach versehen. Die ebenfalls dem Ursprungsbau angeglichenen Fassadengliederungen und Fenstergewände sind aus Kunststein gefertigt. Der Haupteingang wurde an die Nordostfassade des Anbaus versetzt, wo ihm ein aufwendiger Portalvorbau mit vier Säulen vorgelagert ist. Die Haustür flankieren zwei grosse Ganglichter mit filigraner Vergitterung. Anlässlich der Hauserweiterung wurde das Erschliessungssystem komplett verändert. Der ursprüngliche firstparallele, durchlaufende Mittelgang entfiel zusammen mit dem alten Hauseingang. In die östliche Ecke des Kernbaus kam anstelle der Küche eine hohe, geräumige Halle mit grosszügigem Treppenaufgang und Brettbalustrade zu liegen. Die Fensteröffnungen wurden der neuen Situation angepasst. Davon zeugt das grossformatige dreiteilige Hallenfenster, in dessen bleiverglaste Scheiben das Wappen der Familie Hagnauer sowie seitlich Symbole des Gerbereigewerbes und des Handels eingelassen sind. Der Anbau erhielt einen Nebeneingang und ein mittiges Treppenhaus für die Bediensteten. Im Kernbau bewahren einige Räume des 1. und 2. Obergeschosses die bauzeitliche schlichte Wand- und Deckenvertäferung. Der gartenseitige Salon und das Treppenhaus überliefern die Ausstattung der 1920er-Jahre. Der Wintergartenanbau auf der Südwestseite kam 1954 zustande, als die meisten Erdgeschossräume eine Modernisierung erfuhren. Anlässlich der Erweiterung der Villa 1922 entstand auch das Gartenhaus mit Garage, das nach Nordwesten hin eine schmucke Portikusfront mit dreiachsiger Rundbogenarkade und Blendsäulen aus Kunststein zeigt. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Anmerkungen: | [1] Jakob Bolliger, Aarburg. Festung, Stadt und Amt. Zofingen 1970 S. 359; Andreas Steigmeier, "Aarburg (Gemeinde)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Online-Version vom 23.06.2009; Fritz Heitz, Von Strassen und Brücken in und um Aarburg, Aarburg 1991, S. 51-56. [2] Schweizerisches Handelsamtsblatt, Bd. 69 (1951), H. 114, S. 1207. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0599-0602, Brandkataster Gemeinde Aarburg, 1850-1938. |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=28224 |
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