DSI-SUL002 Alte Hauptstrasse, Rheinsulz, Kapelle St. Margaretha, 1602 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-SUL002
Signatur Archivplan:SUL002
Titel:Alte Hauptstrasse, Rheinsulz, Kapelle St. Margaretha
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Laufenburg
Ehem. Gemeinde:Sulz (bis 31.12.2009)
Adresse:Alte Hauptstrasse, Rheinsulz
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sulz
Versicherungs-Nr.:218
Parzellen-Nr.:102
Koordinate E:2649027
Koordinate N:1267424
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2649027&y=1267424

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:11/6/2009
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):11/3/1966
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:B (regionale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1602
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Kapelle St. Margareta, die auf das 11. Jh. zurückgeht, war lange Zeit Pfarrkirche des Sulztals und gilt als Mutterkirche der heutigen Pfarrkirche St. Peter und Paul, Chilegass 7, in Sulz.
Die 1961/62 anlässlich einer Aussenrenovierung vorgenommenen Mauerwerkssondagen bestätigten das hohe Alter des 1296 erstmals erwähnten Gotteshauses. Für das fast vollständig erhaltene Langhaus (8,3 x 5,1 m) lassen die Mauertechnik und ein in der Südfassade freigelegtes romanisches Fenster auf eine Entstehung im 11. Jh. schliessen. Die gegen die Mitte des 13. Jh. im Inneren angebrachten figürlichen Malereien wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt überstrichen. 1575 erfolgte der Bau des heutigen Rechteckchors – er ersetzte mutmasslich eine eingezogene Apsis – wobei das Langhausmauerwerk etwas erhöht wurde. Die Verlegung des Zugangs von der Süd- in die Westseite ist am dortigen Türsturz in das Jahr 1602 datiert. Beim Ausbruch der vier bestehenden Fenster im Kirchenschiff im 17. Jh. wurden die mittelalterlichen Wandmalereien grossflächig beschädigt. 1897 geringfügige Erhöhung der Mauerkrone und Neubau des Dachreiters. 1928/29 legten die Restauratoren Reiss & Haaga, Rorschach, die mittelalterlichen Malereireste teilweise frei. Sichtbar belassen wurde allerdings nur ein Bildfeld an der Schiffnordwand. Reiss & Haaga überfassten es zur Verdeutlichung, was dem damaligen Restaurierungsverständnis entsprach. Die übrigen Wand- und Deckenflächen erhielten eine neue dekorative Fassung mit Leimfarben. Bei der Aussenrenovierung von 1961/62 wurde ein neuer Weisskalkverputz aufgetragen, die Dachhaut erneuert und ein neuer Dachreiter aufgerichtet.
Die bei der Gesamtrestaurierung von 2009/10 abermals freigelegten mittelalterlichen Waldmalereireste wurden im Bereich der Schiffsnordwand konserviert. Das «Restaurierungsfenster» von Reiss & Haaga mit einem Teil der zugehörigen Dekorationsmalerei blieb als Zeugnis der Denkmalpflegegeschichte bestehen.
Beschreibung:Das ursprünglich von einem Friedhof umgebene geostete Gotteshaus steht quer zur Alten Hauptstrasse, die südwärts ins Sulztal führt. Den ungegliederten Rechteckbau bedeckt ein knappes Satteldach. Von den je drei Rundbogenfenstern in den Längsseiten belichten jeweils die östlichen den Chor. Über diesem erhebt sich ein zierlicher zweibeiniger Dachreiter mit geschweiftem Spitzhelm. Das Kapellenportal in der westlichen Giebelseite besitzt über dem geraden Türsturz einen doppelt geschweiften Blendbogen nachgotischer Prägung. Ungedeutetes Steinmetzzeichen mit den Initialen «IW», darüber zwischen der eingemeisselten Jahreszahl «16–02» ein ungelenk skulptiertes geflügeltes Engelsköpfchen.
Langhaus und bündig anschliessender Rechteckchor weisen flache Gipsdecken auf und sind durch eine Chorscheidewand mit gerundeten Ecken voneinander getrennt. In der Südwand des zweiachsigen Schiffs fällt neben dem vorderen barocken Rundbogenfenster die winzige romanische Fensteröffnung aus dem 11. Jh. auf. In ihrem Tuffsteingewände hat sich in angekohltem Zustand der originale eingemauerte Holzrahmen erhalten. Im um zwei Stufen erhöhten Chor bilden das Rostrot der Wände und des Tonplattenbodens einen von Reiss & Haaga gestalteten «Farbraum» (1928/29), dessen Zentrum der Altar bildet. Die helle Gipsdecke ist durch eine Hohlkehle abgesetzt und mit Bandelwerk im Stil der Régence sowie einem Christusmonogramm verziert. Ursprünglich dürfte die spätromanische Ausmalung die Innenwände des Kirchenschiffs gänzlich bedeckt haben, wobei die figürlichen Darstellungen sich auf die oberen zwei Drittel der Wandfläche beschränkten. Die an der nördlichen Schiffswand sichtbaren Wandmalereifragmente sind beidseits des westlichen Fensters im Zustand der Konservierung von 2009/10 erhalten. Die figürlich bemalte Fläche wird durch ein rotes Band in zwei etwa gleich hohe Bildstreifen unterteilt. Die untere Begrenzung ist nicht erhalten, die obere besteht aus einem von roten Bändern gefassten Rankenfries. Der obere Bildstreifen ist mehrheitlich der Passion Christi gewidmet. Die erste Szene nahe der Westwand zeigt die Dornenkrönung. Christus sitzt frontal zwischen zwei Peinigern (der linke verloren), die ihm die Dornenkrone auf das Haupt pressen. Er ist in eine dunkle Tunika gehüllt und mit einem Kreuznimbus ausgezeichnet. In der darauffolgenden Geisselung ist der Erlöser mit überkreuzten Armen an eine Säule gefesselt. Zu seiner Rechten ist ein Schächer erkennbar, der mit erhobenen Armen zum Schlag ausholt. Wie der Peiniger in der Dornenkrönung trägt er eine durch die spitz zulaufende Form als Judenhut gekennzeichnete Kopfbedeckung. Die breite Fehlstelle daneben enthielt sehr wahrscheinlich Bilder der Kreuztragung, der Kreuzigung, der Grablegung sowie der Auferstehung Christi. Im mittleren Bildfeld erscheint der Auferstandene neben dem leeren Grab vor der knienden Maria Magdalena. Er hat seine Rechte zu einem erklärenden Gestus erhoben, um Maria Magdalena zu bedeuten, dass sie ihn nicht festhalten dürfe («Noli me tangere»).
Im unteren, durch Säulen gegliederten Bildstreifen schreitet eine Reihe von mit Nimben ausgezeichneten Aposteln nach rechts. Angeführt wird der Apostelzug von einem Bischof, der vor einem Tor Halt macht. Die Apostel tragen als gemeinsames Attribut ein Buch, als individuelle Merkmale sind eine Jakobsmuschel (Jakobus d. Ä.) und eine geschulterte Axt (Matthäus oder Simon) auszumachen. Das rätselhafte Freskenfragment, das als «Restaurierungsfenster» im Zustand der Renovierung von 1929 belassen wurde, zeigt im obere Bildfeld den hl. Fridolin, Gründerabt des Klosters Säckingen, der von zwei Knechten unterstützt den Rheinlauf bei Säckingen mit gefällten Bäumen umleitet – eine aus der Vita des Heiligen bekannte Begebenheit. Unten ist sehr wahrscheinlich der hl. Fridolin mit dem von den Toten erweckten Urso zu sehen. Abt Fridolin brachte Urso der Legende zufolge als Zeugen vor Gericht, um sich von ihm die Schenkung umfangreicher Ländereien im Glarnerland an das Kloster Säckingen bestätigen zu lassen.
Die spätromanischen Malereien wurden in Kalkfreskotechnik auf den frischen, noch nicht abgebundenen Feinputz aufgetragen. Sie werden in das 2. Viertel des 13. Jh. datiert.
Die Farbverglasung wurde 1898/1900 Basler Glasmaleratelier Fritz Kuhn bezogenen. Auch dem Altarblock steht ein 1865 vom Laufenburger Maler Franz Egg grün marmoriertes, sparsam vergoldetes Säulenretabel des 17. Jh. mit verkröpftem Gebälk. Ein kleiner aufgemalter Wappenschild mit wahrscheinlich inkorrekter Jahreszahlbeischrift «Re. 1626» (statt 1662) enthält je zweimal das Wappen des Johanniterordens und jenes der Familie Sonnenberg (rote Sonne über grünem Dreiberg). Das Retabel könnte also eine Stiftung des Luzerner Malteserritters Franz von Sonnenberg sein, der von 1648 bis zu seinem Tod 1682 als Komtur der nahe gelegenen Doppelkommende Leuggern-Klingnau vorstand. Das rechteckige Leinwandbild zeigt die Enthauptung der Kapellenpatronin Margareta, die in ein weisses Gewand gekleidet zwischen ihren Häschern kniet. Es ist vermutlich eine Arbeit des Laufenburger Malers Theophil Glettinger, der 1662 drei Bilder in die Rheinsulzer Kirche geliefert hatte.
Literatur:- Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 10, Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019. S. 195, 197-201.
- Edith Hunziker, Isabel Haupt: Kirche und Kapellen im Sulztal / Laufenburg, Schweizerischer Kunstführer, Bern 2011, S. 5-23.
- DPAG DSI-SUL002-BE-2008-01/007 (Restaurierungsbericht Fontana & Fontana 2011).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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