DSI-OEG001 Mitteldorfstrasse 62, Schlössli, 1597-1598 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-OEG001
Signatur Archivplan:OEG001
Titel:Mitteldorfstrasse 62, Schlössli
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Oeschgen
Adresse:Mitteldorfstrasse 62
Versicherungs-Nr.:62
Parzellen-Nr.:309
Grundbuch-Nr.:605
Koordinate E:2643556
Koordinate N:1263326
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2643556&y=1263326

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Schloss
Epoche / Baustil (Stufe 3):Nachgotik

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:9/4/1972
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):8/8/1952
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:1597 - 1598
Grundlage Datierung:Inschrift (Rundbogenportal)
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der 1597 unter Iteleck von Schönau in Formen der Nachgotik errichtete kleine feudale Landsitz bildete das Zentrum der Grundherrschaft Oeschgen, die seit 1475 in den Händen der Familie von Schönau lag. Die Familie residierte in Ensisheim, wo Iteleck von Schönau als vorderösterreichischer Landeshauptmann amtete, während das Schlössli in Oeschgen vermutl. als Sommerhaus diente. Für den Standort des Schlössli musste das alte Pfarrhaus weichen. Unter Otto Rudolf von Schönau (†1699, vgl. Epitaph neben dem Kirchenportal, OEG002) erhielt das Gebäude 1689/1692 neue Fenstergewände, einen schmalen, zweigeschossigen Treppenturmanbau sowie 1693 einen kleinen Saal mit heraldisch bemalter Täferdecke. Reparaturen dürften nötig gewesen sein, nachdem das Schlössli im Koalitionskrieg 1799 als Lazarett gedient hatte. 1818 verkaufte Joseph Anton von Schönau-Wehr den Landsitz zu gleichen Teilen an den bisherigen Schönauer Schaffner Xaver Meyer und den Einheimischen Johann Kienberger. 1828 sind drei, 1898 vier gleichzeitige Besitzer nachgewiesen. 1963 regten sich im Kreis der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde erste Kräfte zugunsten der Rettung des heruntergewirtschafteten Gebäudes. Nach dem Ankauf durch die Gemeinde Oeschgen erfuhr das Schlössli 1973–1976 eine tief greifende Gesamtrenovierung (Architekt Robert Amsler, Frick; Kantonsbaumeister Karl Kaufmann als Experte EKD) und beherbergte danach im Erdgeschoss die Gemeindekanzlei (bis 2003) sowie im Ober- und Dachgeschoss Wohnungen. Erfreulicherweise konnten mit der wappengeschmückten Bauinschrift von 1597 und der bemalten Täferdecke (Dauerleihgabe der Gottfried Keller-Stiftung Inv. Nr. 1121) zwei 1893 ins Historische Museum Basel gelangte Bauteile an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurückgeführt werden. Aus Schilfsandstein gotisierend rekonstruiert sind die Fenstergewände der Hauptgeschosse (bis auf einzelne, 1689 und 1692 datierte Stürze). Beibehalten wurden die Fenstergewände an Turm und Dachgeschoss. Die steinerne Wendeltreppe wurde vollständig, das Gebälk des Hauptdachs mehrheitlich ersetzt. 1991 Aussenrenovierung und Dachsanierung (Architekt Hans Zumsteg, Etzgen), 2004 Fenstersanierung.
Beschreibung:Das Schlössli steht in der Dorfmitte gegenüber der Pfarrkirche. Zum Landsitz gehörten einige Ökonomiegebäude westlich des Schlösslis sowie ein nordwärts angrenzender Garten mit stark umgebauten Gartenhaus (Nr. 63).
Der kompakte zweigeschossige Putzbau mit Satteldach und Krüppelwalm besitzt an der westlichen Trauffassade einen polygonalen Treppenturm mit Spitzhelm. Eckvormauerungen an der nördlichen Giebelseite stützen den quer ins abfallende Gelände gesetzten Baukörper. Dazwischen führt der Rundbogenzugang zu einem tonnengewölbten Keller, der möglicherweise vom Vorgängerbau übernommen wurde. Die rekonstruierten, im gotischen Stil gehaltenen Einfach-, Doppel- und Staffelfenster sind ziegelrot gefasst. Neben dem Treppenturm befindet sich das Hauptportal. Rosetten schmücken die Stirn des mehrheitlich rekonstruierten, mit einem Karniesprofil versehenen Rundbogengewändes. Der original erhaltene Scheitelstein in der Supraporte enthält die Inschrift «Itell Egg v[o]n / Schönauw zu / Schwerstat / und Öschge / Beatrix / von Schön / auw geborene / von Reischach / 1597». Darüber prunkt das Doppelwappen von Schönau–von Reischach.
Im Erdgeschoss befinden sich im Vorraum und im grossen Südzimmer Balkendecken, deren Zwischenräume mit verputzten, als feuerfest geltenden Tonnengewölben gefüllt sind. Den Glanzpunkt der Ausstattung setzt die 1976 ins Sitzungszimmer zurückgeführte, mit Temperafarben bemalte Felderdecke, die mit Grotesken verziert ist. Die Tannenholzdecke ist längs durch grünbraun gefasste Profilstäbe in vier Bahnen gegliedert. Im Zentrum der beiden mittleren Bahnen rahmt eine als Lorbeerkranz gestaltete Profilleiste ein Ovalmedaillon mit dem Allianzwappen von Otto Rudolf von Schönau und Maria Anna von Kageneck, die das Schlössli im späten 17. Jh. besassen. Um das Allianzwappen ranken sich Mistelzweige, auf denen die Wappenschilder der direkten Vorfahren als Abstammungsnachweis (Ahnenprobe) angeordnet sind. Unterhalb der Banderole wird die Jahreszahl 1693 zur Hälfte von den Wappen verdeckt.
Weitere Ausstattungselemente: Eckschränkchen (18. Jh.) mit intarsiertem gekrönten Schönauer Wappen heute im Sitzungszimmer, ehemals im Obergeschoss eingebaut. – Barockschrank von 1683 aus der Sakristei der Pfarrkirche (OEG005). – Im Südzimmer steht ein aus dem Material hauseigener abgebrochener Öfen aufgesetzter Kastenofen aus patronierten Füllkacheln des frühen 19. Jh. – Brüstungstäfer aus Nussbaumholz an den Aussenwänden entstammt dem Obergeschoss. (Kastenofen und Brüstungstäfer z.Z. unter Schutzverkleidung) – Geschmiedete Beschläge und Schlösser des 16./17. Jh. an neuen Türblättern wiederverwendet. – Stichbogiger Zugang zum Treppenturm, Sturz mit blindem Kielbogen. – Abschlussbrett des Türblatts von 1659 mit Lorbeerkranz und Jesusmonogramm in Flachrelief. – Dachgeschoss mit gefeldertem Wand- und Deckentäfer des 18. Jh.
Literatur:- Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 409–412.
- Hans Christoph Ackermann. Bemalte Holzdecke im Schlössli Oeschgen AG. In: Bericht der Gottfried Keller-Stiftung. 1977–1980, S. 42–47.
- Jehle Fridolin. Die Schönauer und das Schlösschen. In: Oeschgen. Sein Schlösschen - Seine Geschichte - Seine Menschen, hrsg. von der Gemeinde Oeschgen zum 400-Jahr-Jubiläum des Schönauer Schlösschens. 1997, S. 9-40.
- Karl Kuprecht.Das Schlösschen Schönau-Oeschgen iund die Herren von Schönau. In: Beiträge zur Heimatkunde von Oeschgen. (=Vom Jura zum Schwarzwald. Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz NF 45). 1971, S. 9-43.
Inschriften:1597 Rundbogenportal
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=24882
 

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