DSI-HEN004 Kapelle St. Verena, 12. Jh.-13. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/1

Identifikation

Signatur:DSI-HEN004
Signatur Archivplan:HEN004
Titel:Kapelle St. Verena
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Herznach-Ueken
Ehem. Gemeinde:Herznach (bis 31.12.2022)
Versicherungs-Nr.:42
Parzellen-Nr.:84
Grundbuch-Nr.:2297
Koordinate E:2646107
Koordinate N:1258557
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646107&y=1258557

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):8/8/1952
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:12th cent. - 13th cent.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Archäologische Grabungen (1990/91) ergaben, dass die Kapelle zu einem frühmittelalterlichen Herrenhof des 7./8. Jh. gehört hatte, der sich allmählich zu einem befestigten Gutshof entwickelte. An dessen südöstliche Hofmauer wurde in der 2. Hälfte des 10. Jh. die erste St.-Verena-Kapelle angebaut. Sie gliederte sich in ein rechteckiges Langhaus (Innenmasse 6,75 x 3,75 m) und eine knapp um Mauerstärke eingezogene Apsis. An den Scheitel des schwach hufeisenförmigen Chors gerückt fanden sich Reste eines Altarblocks.
Im 12./13. Jh. ersetzte eine nur unwesentlich breitere Kapelle über rechteckigem Grundriss das erste Gotteshaus. Diese zweite St.-Verena-Kapelle ist im heutigen Bauwerk weitgehend erhalten. Sämtliche Schlitzfenster sind ins 12./13. Jh. zu datieren. Der Bau ragt über die Hofmauerecke des damals bestandenen Gehöfts auf, das um 1400 aufgegeben wurde. Ungefähr zu dieser Zeit wurde der Rechteckchor um Mauerstärke nach Osten erweitert. Diese neue Ostwand im Chor erhielt ein Zwillingsfenster, das noch heute vorhanden ist. Das Schiff wies einen Holzboden auf, der etwa einen Meter unter dem aktuellen Bodenniveau erhalten ist. Aufgrund wiederholten Überschwemmungen musste das Bodenniveau mehrmals erhöht werden. Nach einem Brand (30 cm dicke Brandschicht auf dem ältesten Boden) wurde die Kapelle in den Jahren 1515/16 umfassend renoviert. Die Fassadenmauern wurden erhöht, womit die Kapelle ihre heutige Gestalt erhielt. Die Dachneigung vor der Renovierung war weniger steil, was als Markierung im Verputz der Giebelmauern zu erkennen ist. Die Westfassade bekam einen neuen Zugang und an den Längswänden entstanden zwei spätgotische, hochrechteckige Zwillingsfenster. Den Bau vollendete die Stiftung eines spätgotischen Flügelaltares der hl. Verena. Dieser wird dem 1500–1526 fassbaren Basler Bildschnitzer Dominicus Guntersumer zugeschrieben. Im Juli 1516 wurden Kapelle und Altar geweiht.
Um die Renovierungen 1904/05 zu finanzieren, wurden der spätgotische Flügelaltar und ein aus der Wand geborgenes Kreuzigungsrelief aus dem 10. Jh. an den Kanton verkauft (Historisches Museum Aargau, Schloss Lenzburg). Beim Ersatz des Innenverputzes 1904/05 gingen Reste einer Ausmalung des 17. Jh. verloren. Die geflickte Leistendecke verzierte der Dekorationsmaler Philipp Dietrich aus Zürich mit einer Schablonenmalerei neu. Der Bildhauer Edmund Preissle lieferte die Kopien der vier Schreinskulpturen des verkauften Flügelaltares. 1951 erfolgte eine Gesamtrestaurierung. 1990/91 fand die archäologische Ausgrabung statt, darauf eine Innen- und Aussenrestaurierung. 2012 wurde das Eingangsvordach, 2014 der Dachreiter restauriert. 2017 wurde die Deckenmalerei von den Restauratoren Link & Link konserviert und teilweise retuschiert.
Beschreibung:Die St.-Verena-Kapelle erhebt sich als gedrungener Rechteckbau mit Satteldach am nördlichen Dorfausgang aus der Talsohle. Mittig auf dem Dach steht ein im Grundriss quadratischer, spitzer Dachreiter auf zwei Pfosten, der eine Glocke von 1664 enthält. Sie ist bezeichnet mit den Initialen «H.B.S.» für den Rheinfelder Glockengiesser Hans Bernhard Schury. Die vierzeilige Inschrift nennt die Stifter: AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINUS DECUM [sic!]/ HERR IOHAN CHRISTOPH HVG BEEDER RECHTEN DOCTOR / VND OBER AMPTMAN DER HERRSCHAFFT REINFELDEN / H. MELCHIOR FLECKENSTEIN VOGT ZV HERZNACHT M.DC.LXIV
Die um 1400 neu aufgeführte Chorostwand bewahrt aus dieser Zeit ein gotisches Spitzbogenfenster, dessen zweibahniges Masswerk in charakteristischen Nasen endet. Die grossen seitlichen Zwillingsfenster des Chors, die in ihrer erhöhten Lage bereits mit der im Putz gekennzeichneten Maueraufstockung des frühen 16. Jh. rechnen, besitzen hochrechteckige Gewände aus Oberhofner Sandstein. Den Sturz der südlichen Fensteröffnung bereichert vorgeblendetes spätgotisches Masswerk. Neben dem spitzbogigen Türgewände in der Westfassade ist der alte Kapellenzugang als Nische fassbar. Er deutet den ehemaligen Zugang zur aufgegebenen Sakristei an.
Der schlichte Innenraum ist geprägt vom Tonplattenboden und der 1904/05 mit bunten Rankenornamenten im Art déco-Stil bemalten Leistendecke. Der Rechteckchor wird dreiseitig durch Doppelfenster belichtet. Beidseits des Ostfensters stehen auf Wandkonsolen Statuetten des hll. Wendelin und Rochus. Die ansprechenden barocken Schnitzwerke sind mit ihren originalen Fassungen erhalten (1993 restauriert). An den Seitenwänden sind die Kopien der Holzskulpturen des ehemals der Kapelle zugehörigen Flügelaltares der hl. Verena aufgestellt. Die Heiligen stehen in auffallend enger Verbindung zum Bergbau, Eisengewerbe und metallverarbeitenden Handwerk, das nachweislich in Herznach betrieben wurde. An der rechten Schiffswand ist der hl. Eligius (mit Hammer und Nagel) als Schutzheiliger der Schmiede und Fuhrleute aufgestellt, gefolgt vom Schutzheiligen der Pestkranken des hl. Rochus (mit Hund). An der gegenüberliegenden linken Schiffswand steht als Schutzherrin der Köhler und Schmelzofenarbeiter die hl. Agatha (mit Zange) sowie die verehrte Kapellenpatronin hl. Verena (mit Kamm und Brot).
Literatur:- Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 316–318.
- Peter Frey. Die St. Verena-Kapelle und der Herrenhof von Herznach – Bericht über die Ausgrabungen von 1990/91 (mit einem Beitrag von Bruno Kaufmann). In: Argovia 1992, S. 18–62.
- Linus Hüsser. Der Herznacher Flügelaltar: Ein Zeuge des Fricktaler Erzbergbaus? In: Vom Jura zum Schwarzwald. Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz 1994, S. 7–10.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=22608
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds