DSI-HEN001 Röm.-kath. Pfarrkirche, 14. Jh.-18. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-HEN001
Signatur Archivplan:HEN001
Titel:Röm.-kath. Pfarrkirche
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Herznach-Ueken
Ehem. Gemeinde:Herznach (bis 31.12.2022)
Versicherungs-Nr.:83
Parzellen-Nr.:297
Grundbuch-Nr.:IR 2296
Koordinate E:2646062
Koordinate N:1258166
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646062&y=1258166

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:2/5/1911
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):8/8/1952
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:A (nationale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:14th cent. - 18th cent.
Grundlage Datierung:DendrochroDendrochronologische Analyse (Turm)
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Existenz der Pfarrei Herznach lässt sich indirekt aus den Jahrzeitstiftungen der Grafen Wernher II. und Friedrich von Alt-Homburg in die Jahre 1185/86 ableiten. Das Patronatsrecht gelangte 1364 von den Grafen Homberg-Thierstein-Frick an die Grafen von Habsburg-Laufenburg und lag von 1406–1868 beim Chorherrenstift Rheinfelden.
Der älteste erhaltene Teil der Herznacher Kirche ist der dendrochronologisch um 1340 datierte Glockenturm. Im April 1431 gewährte Papst Eugen IV. den Besuchern und Unterstützern der durch einen Brand zerstörten Kirche Herznach einen Ablass. 1466/67 wurden die Bäume für den bis heute genutzten Glockenstuhl gefällt. Den 30-jährigen Krieg überdauerte die Kirche fast unbeschadet. In den Jahren 1691/92 erbauten Mauermeister Jakob Frey (Wölfinswil) und Zimmermeister Heinrich Döbelin (Oeschgen) das baufällige Kirchenschiff inkl. Hauptportal neu. Das Kirchengestühl schreinerte 1694 Johannes Pfeiffer (Säckingen). In diesem Zeitraum erhielt der Turm drei Glocken und eine Uhr. In den Jahren 1718/19 wurde die Choranlage auf Initiative des Pfarrers Franz Joseph Herschi und unter Federführung des Säckinger Stadtbaumeisters und Schreiners Johannes Pfeiffer erneuert. In diese Zeit fällt auch die Ausstattung des Langhauses mit Stuckaturen von Giovanni Giacomo Neurone (Lugano). Wenig später entstanden die Deckengemälde von Erhard Öhling (Laufenburg). Die Kirche weihte Bischof Johann Christoph Haus am 5. November 1719. Kurz nach 1720 dekorierte vermutl. Francesco Antonio Giorgioli (Meride) die Choranlage mit einem Freskenzyklus. 1730/1732 wurden der Hochaltar und die Kanzel erschaffen (Bildhauer: Johann Isaak Freitag; Schreiner: Joseph Morff; Fassmaler: Johann Adam Weyland, Rheinfelden). Die Seitenaltäre stammen aus den Jahren 1776–1778 vom Stuckateur Johann Martin Fröwis und integrieren ältere, von Franz Dietrich Kraus 1712 signierten Tafelgemälde.
1859/60 renovierte Joseph Maria Bürli (Klingnau) die Stuckaturen im Hauptschiff und im Chor. 1866 erhielt die Kirche eine neue Orgel auf einer komplett neu erstellten Empore. Die Orgel wurde 1926 und letztmals 1969–72 inkl. Anpassungen an der Empore erneuert. Eine wiederverwendete Strahlenmadonna (um 1708, vermutl. von J.I. Freitag) krönt die Orgel. 1878 erhielt die Kirche einen neuen zeittypischen Spitzhelm. Dieser wurde 1946 wieder durch ein steiles Satteldach ersetzt. Die 1894 im Kirchenschiff und 1911 im Chor eingesetzten Glasmalereien stammen von Georg Röttinger (Zürich). Der Kunstmaler Eugen Steimer (Baden) überfasste 1910/11 die Chorfresken, die Seitenaltarbilder sowie die Deckengemälde im Schiff. 1945/46 Instandsetzung Käbissenturm und barocke Vorhalle; 1957 Sanierung Fassade und Chordachgebälk, Architekten A. Moser und J. Kohler (Baden); 1970–72 Restaurierung des Stuckes und Wiederherstellung der originalen Farbigkeit, Architekt Rimli (Aarau); 1981–85 Aussenrestaurierung, Architekt Rimli; 2005 Aussenrestaurierung und Innenreinigung, Architekt Hägi & Partner (Ueken).
Beschreibung:Die Pfarrkirche St. Nikolaus beherrscht prominent die westliche Talflanke. Nördlich der Kirche steht das spätmittelalterliche Pfarrhaus, südlich das ehemalige Beinhaus. Das Ensemble wird von einer Kirchhofmauer umfasst. Der Zugang erfolgt durch das 1678 datierte Kirchhofportal. Den Kirchenbau dominiert ein viergeschossiger Glockenturm (um 1340) mit steilem Satteldach. Der Glockenturm inkl. der beidseitig angelehnten Treppenhäuser stehen in der Flucht zum 3-achsigen Langhaus (1691/92) und der Choranlage (1718/19). Das Giebeldach der Kirche ist ostseitig abgewalmt und wird seitlich von steinernen Voluten geziert. Pilaster aus grünlichem Sandstein und Fenster gliedern die Chorfassade, die seitlich und östlich konvex ausbuchtet. Das Hauptportal an der Westseite des Turmes wird geschützt von einer Vorhalle mit Walmdach. Das Portalgewände flankiert von zwei Säulen trägt das kräftige Gebälk mit der Bauinschrift 1691. Darüber steht im Auszug des gesprengten Segmentgiebels der Kirchenpatron St. Nikolaus, dem zwei Engel mit Füllhörnern huldigen.
Vom Westportal führt der Weg durch das kreuzgratgewölbte Erdgeschoss des Turmes in den rechteckigen Kirchenraum mit der westlichen Orgelempore. Das hölzerne Langhausgestühl besitzt reich geschnitzte Wangen von 1694. Zwischen der zweiten und dritten Fensterachse befindet sich an der Südwand die reich gefasste und vergoldete Kanzel von 1730/1732. Qualitätsvolle Figuren der vier Kirchenväter zieren den Polygonalkorb. Der Schalldeckel ist von einer Statuette des Salvators bekrönt. Vis à vis der der Kanzel befindet sich der nördliche Seiteneingang. Das Kirchenschiff schliesst mit einer Flachdecke, die von Giovanni Giacomo Neurone reich stuckiert ist und an eine hölzerne Kassettendecke erinnert. In die stuckierten Felder sind Ölbilder eingefügt und mit der Himmelfahrt Mariens (westlich) und der Marienkrönung (östlich). Den um eine Stufe erhöhte Übergang vom Kirchenschiff zum Chor markieren die Seitenaltäre und dazwischen der kräftig eingezogene Triumphbogen. Die Seitenaltäre von 1776–1778 aus Stuckmarmor enthalten ältere übernommene Tafelbilder von 1712: links die Geburt Christi und rechts die Anbetung der hl. Drei Könige. Die Choranlage ist als doppelschaliger Ovalchor konzipiert. An das Vorjoch anschliessend, stehen die befensterten offenen Emporen wie Klammern um die Chormitte. Unter den Emporen sind die korridorartigen Sakristeien integriert. Auf der Höhe der Emporen sind nördlich die Skulptur des hl. Dominikus und südlich jene der hl. Katharina von Siena aufgestellt. Das mit Intarsien verzierte Chorgestühl umfasst das Chorrund mit dem Taufstein. Der Chorscheitel schliesst mit einer Apsis, in die der barocke Hochaltar von Johann Isaak Freitag 1730/1732 gestellt ist. Auf der Altarmensa aus Stuckmarmor steht der Tabernakel als Kuppelbau mit der Statuette des Ecce Homo und den vier Evangelisten. Der Altaraufbau zeigt zwischen Säulen in der Mitte das Kruzifix und in den seitlichen Retabelnischen die lebensgrossen Statuen der hll. Nikolaus und Martin. Im Auszug über dem verkröpften Gebälk steht im Gegenlicht des Chorscheitelfensters in einer Engelsgloriole mit Strahlenkranz die Rosenkranzmadonna auf einer Mondsichel. Als seitliche Aufsatzfiguren erscheinen die hll. Sebastian und Rochus. Das dreiteilige Gewölbefresko von Francesco Antonio Giorgioli zeigt im Gewölbevorjoch, in einem stuckimitierenden Rahmen in Grisaille gemalt, den Tod des Kirchenpatrons St. Nikolaus von Myra. Zentral wird in scheinperspektivischer Architekturmalerei ein Tambour vorgetäuscht, der im zentralen Rund die Apotheose (Verherrlichung) des Heiligen zeigt. Über dem Hochaltar wird die Verehrung des Leichnams gezeigt. Episoden aus der Vita des hl. Nikolaus sind an der Innenseite des Chorbogens, an den Seitenwänden des Vorjochs, den Deckenfresken der Choremporen und an der Apsiswand hinter dem Hochaltar ausgeführt.
Literatur:- Edith Hunziker, Susanne Ritter-Lutz. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau X. Der Bezirk Laufenburg. Bern 2019, S. 298–314.
- Unsere Kunstdenkmäler, 1958, S. 8f.
- Edith Hunziker. Die Monstranz im Kirchenschatz von Herznach: Schlüssel zur Wiederentdeckung der Walshuter Silberschmiedetradition im 17./18. Jahrhundert. In: Vom Jura zur Schwarzwald 89, 2015, S. 31-42.
Inschriften:1691 Portal
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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STC-HEN001 Röm.-kath. Pfarrkirche, 1694 (ca.) (Dossier (Spezialinventare))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=22590
 

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