DSI-BRG017 Pfarrgasse, Muttergotteskapelle, 1409- (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:DSI-BRG017
Signatur Archivplan:BRG017
Titel:Pfarrgasse, Muttergotteskapelle
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Adresse:Pfarrgasse
Versicherungs-Nr.:264
Parzellen-Nr.:353
Koordinate E:2668150
Koordinate N:1244931
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/geoportal/apps/onlinekarten/?layers=dp_denkmalpflege::topicmaps.geo.ag.ch&basemap=base_landeskarten_sw::topicmaps.geo.ag.ch,1,true¢er=2668150,1244931&z=9&search=2668150%2F1244931,coordinate

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kapelle

Schutz / Status

Unterschutzstellung Bund:1/20/1959
Kantonale Unterschutzstellung (DSI):11/16/1951
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:A (nationale Bedeutung)
Kantonaler Schutzumfang:Integral

Dokumentation

Entstehungszeitraum:from 1409
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine spätestens um 1409 gebaute Kapelle, ein Rechteckbau von ca. 9,5 m Länge, wurde 1452/1460 in der Folge der Gründung der Liebfrauenbruderschaft (1452) erneuert und vollständig ausgemalt. Während des Bildersturms der Reformation wurden die Wandmalereien um 1529 übertüncht. Am 5. Oktober 1532 erfolgte die Rekonziliation (erneute Weihe) der Kapelle zu Ehren der Muttergottes und der hll. Johannes Ev., Jakobus d. Ä., Anna und Franziskus. Bald danach wurde die Kapelle erneut mit Waldmalereien geschmückt [«Freskenschmuck»] und etablierte sich als Wallfahrtsort. Aus Platzmangel wurde sie 1608 nach Südwesten verlängert und erhielt damit ihre heutigen Abmessungen. 1653 Renovation [Von dieser Renovation stammen vermutlich die 1767 wiederverwendeten Altarfiguren und die Kreuzigungsgruppe über dem Chorgitter]. 1757 durchgreifende Erneuerung «im Geiste des Barocks»: Einbau von Stichbogenfenstern, Ersatz der flachen Holzdecke durch ein Tonnengewölbe, und vermutlich Übertünchung der im 16. Jh. angebrachten Wandmalereien. Gleichzeitig neuer Altar (1767 mit einer Kopie der Einsiedlermadonna ausgestattet). Aus Anlass der Innenrenovierung von 1957/58 erfolgten Ausgrabungen und bauarchäologische Sondierung, die Aufschluss über die Baugeschichte gaben. Ebenfalls 1957 wurden die spätgotischen Wandmalereien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wiederentdeckt, freigelegt und von H. A. Fischer, Bern, restauriert.
Aussenrestaurierung 1984, Innenrestaurierung 1994.
Beschreibung:Die Muttergotteskapelle besetzt die Ostecke des Kirchhofplatzes. Gemeinsam mit dem benachbarten Organistenhaus (BRG023) und der gegenüberliegenden, durch die Begräbnishalle verbundenen St.-Annakapelle (BRG016) bildet sie eine ausgewogene Baugruppe an der südöstlichen Flanke des Platzes. Der schmale Bau mit bündig angefügtem dreiseitig schliessendem Chor ist unter einem steilen Satteldach geborgen. Der sechsseitige Dachreiter trägt eine geschweifte Haube und enthält eine Glocke von 1580. Die Trauffassaden werden von je zwei grossen Stichbogenfenstern durchschnitten, von denen die beiden vorderen das Altarhaus belichten. Die durch einen Vorbau geschützte Eingangsfront im Südwesten zeigt ein gedrungenes nachgotisches Spitzbogenportal mit einer kräftigen Profilierung im Wechsel von Kehle, Stab und Kehle (Türblatt aus der Mitte des 18. Jh.). Der Vorbau mit Pultdach bildet das Bindeglied zwischen Kapelle und Begräbnishalle.
Das 1757 barockisierte Kapelleninnere präsentiert sich als langgestreckter hoher Saal, der von einem Chorgitter unterteilt wird. Ein stuckiertes korbbogiges Tonnengewölbe mit tief eingeschnittenen Stichkappen und breiten, kämpferartigen Gesimsen bildet die Decke. Stuckprofile betonen die Grate der Stichkappen, mehrpassige Stuckmedaillons schmücken die Deckenfelder. Die Sängerempore (1957) an der Eingangswand wird südseitig über eine in den Vorbau integrierte Aussentreppe betreten. Das Chorgitter von 1608 ist als Stabeisengitter gearbeitet und trägt nebst einem späteren Rankenaufsatz eine frühbarocke Kreuzigungsgruppe aus der Werkstatt von Gregor Allhelg. Der elegante Stuckmarmoraltar im Chor gleicht stark dem Synesius-Altar in der Pfarrkirche (vermutlich wie dieser geschaffen von Christian Scharpf). In der von Rosenkranzmedaillons gesäumten Nische eine freie Nachbildung des Einsiedlers Gnadenbildes sowie Kniefiguren der hll. Dominikus und Katharina von Siena von Johann Baptist Babel (1767); die Seitenfiguren (Jakobus d. Ä., Johannes Ev.) sowie die Figuren auf dem Kranzgesims (Barbara und Katharina) gehen auf die die Zeit um 1635 zurück und werden der Werkstatt Allhelg zugeschrieben.
Die Wandmalereien, die im Zuge der Renovierung von 1957/58 entdeckt und freigelegt wurden, dürften um die Mitte des 15. Jh., also kurz nach der Erneuerung der Kapelle, entstanden sein. Sie gelten als beachtliche regionale Kunstleistung und als eines der Hauptwerk der spätgotischen Wandmalerei im Aargau. Die Malereien bedeckt die Nord- und Südwand in jeweils zwei übereinander liegenden Bildstreifen. Insgesamt sind über dreissig Szenen aus dem Leben Jesu, Marias und weiterer Heiliger dargestellt. Der umlaufende Wandsockel mit dem roten Flügelfries und den Apostelkreuzen lässt auf eine einheitliche Entstehungszeit um die Mitte des 15. Jh. schliessen (im Auftrag der Liebfrauenbruderschaft für die um 1452/1460 neugebaute Kapelle). Erkennen lassen sich die Hände von mindestens drei verschiedenen Meistern, deren Namen nicht bekannt sind.
In Chor finden sich beidseits Szenen aus der Marienlegende, im 16. Jh. (nach der Neuweihe von 1532) ergänzt um eine Schutzmantelmadonna (Nr. 13) mit dem Stifterwappen Füchsli. An der nördlichen Schiffswand ist die Passionsgeschichte ausgebreitet; an der südlichen Schiffswand finden sich der hl. Georg als Drachentöter zu Pferd, drei Szenen aus der Katharinenlegende sowie einzelne Heilige. Unter der Empore zwei abgelöste Wandmalereifragmente (Kruzifixus sowie Kreuzabnahme?; 1929 aussen an der südöstlichen Chorschräge entdeckt; vgl. Felder S. 88: «Kreuzigungsgruppe vor Reusslandschaft mit Westansicht der Stadt Bremgarten». Das Füssli-Wappen auf dem Bild der Schutzmantelmadonna deutet auf den Bremgarter Maler Jakob Füchsli (gest. 1559).
An der Choraussenwand unter einem Schutzdächlein eine um 1460 gemalte spätgotische Kreuzigungsgruppe (in der Art des Meisters, die im Kapelleninneren den Marienzyklus schuf); in der Reformationszeit übermalt und 1929 freigelegt.
Literatur:Peter Felder. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band IV. Der Bezirk Bremgarten. Basel 1967, S. 83–89.
Peter Felder. Muttergotteskapelle Bremgarten (Kt.Aargau). In: Unsere Kunstdenkmäler IX (1958), S. 76–77.
Reinhold Bosch. Die Ausgrabungen in der Muttergotteskapelle von Bremgarten. In: Bremgarter Neujahrsblätter 1959, S. 25–28.
Peter Felder. Die Muttergotteskapelle in Bremgarten und ihre spätgotischen Wandgemälde. In: Bremgarter Neujahrsblätter 1959, S. 29–38.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
STC-BRG017 Muttergotteskapelle, 1757 (Dossier (Spezialinventare))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=21318
 

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