Ansichtsbild: |
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Typologie |
Nutzung (Stufe 1): | Sakrale Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Kapelle |
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Schutz / Status |
Unterschutzstellung Bund: | 5/1/1959 |
Kantonale Unterschutzstellung (DSI): | 11/16/1951 |
Kategorie Inventar Kulturgüterschutz: | A (nationale Bedeutung) |
Kantonaler Schutzumfang: | Integral |
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Dokumentation |
Entstehungszeitraum: | 1487 |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | 1487 als zweigeschossige spätgotische Beinhauskapelle errichtet, an der Südwestseite mit angebauten eingeschossigem Ossuarium (Beinhaus). Der eigentliche Kapellenraum im Obergeschoss war über eine Aussentreppe zugänglich. Nach der Reformation Rekonziliation der Kapelle im Oktober 1532 (spätestens 1774 Übergang des Hauptpatroziniums von der Muttergottes an die hl. Anna). 1645/46 tiefgreifender Umbau: Abbruch des eingeschossigen Ossuariums; in der Kapelle Demontage des Zwischenbodens und Erweiterung um einen Polygonalchor nach Nordosten; Höherlegung des Bodens um knapp 1 m; neuer Zugang in der nordwestlichen Schmalseite, Rundbogenfenster; neuer Ölberg, (zugeschrieben an den Badener Bildhauer Gregor Allhelg). 1775 Renovierung des Ölbergs. Anlässlich der Innen- und Aussenrestaurierung von 1957/58 bauarchäologische Untersuchung. 1957 bis 1987 Nutzung als Taufkapelle (der zwischenzeitlich in der Annakapelle stehende Taufstein von G. Allhelg seit 1987 wieder in der Pfarrkirche); seither beherbergt die Kapelle Ausstellungen zur Pfarreigeschichte. Der Ölberg 1958/59 restauriert von H. A. Fischer, Bern. «Leider war die originale, einst in sattem Kolorit leuchtende Fassung der Bildwerke nur noch in Spuren vorhanden und mußte deshalb von Restaurator H. A. Fischer, Bern, nach den Grundsätzen der heutigen Restaurierungstechnik in helleren Tönen farblich eingestimmt werden, um mittels dieser aquarellhaften «Farbskizze» eine gewisse Vorstellung von der einstigen Buntfassung zu vermitteln. Dem Schrein selber gab man einen neuen steingrauen und ochsenblutroten Farbanstrich, während dessen Baldachin ultramarin und die Rückwand ockergelb gehalten sind.» (Felder 1960) 1990 Rest. des Altars, 2007/08 Rest. des Ölbergs; 2016/17 Rest. der Epitaphien in der Begräbnishalle, an den Kapellenwänden sowie der liegenden Grabplatten. |
Beschreibung: | Die Kapelle St. Anna in der Südecke des Kirchhofplatzes ist durch eine nordostseits abstossende Begräbnishalle (hier sind ca. 2 Dutzend Epitaphien aufgestellt) mit der Muttergotteskapelle (BRG017) verbunden. Der Saalbau unter steilem Satteldach schliesst nach Südosten mit einem fünfseitigen Chor in der Breite des sich gegen den Chor hin verjüngenden Kapellenschiffs. Auf dem First über dem Chorbogen thront ein sechseckiger, schindelverschalter Dachreiter mit Zwiebelhaube (Glocke des Zürcher Giessers Peter Füssli VIII., datiert 1649). Beide Trauffassaden gegliedert durch je drei schmale Rundbogenfenster. An der abgeschrägten nördlichen Gebäudeecke sitzt auf einem polygonalen Kragstein ein spitzbehelmtes Rechteckgehäuse, das wie ein gotischer Flügelaltar aufgeklappt werden kann. Dieser erkerartige Baldachinschrein (datiert 1646?) birgt eine plastische Ölberggruppe von Gregor Allhelg (Zuschreibung), der auch die aufklappbaren Relieftafeln mit Passionsdarstellungen geschaffen haben dürfte. Das Herzstück des Ölbergs ist eine vollplastisch gearbeitete überlebensgrosse Christusfigur. Sie ist in kniender Haltung als Fürbitter der Toten dem einstigen Gottesacker auf dem Kirchhof zugewandt; über Christus schwebt ein Engel mit Kelch und Kreuz. Auf den Innenseiten der beiden verschliessbaren Flügel sind geschnitzte Reliefs mit den schlafenden Jüngern am Ölberg (links) und dem Verrat und der Gefangennahme Christi (Doppelrelief rechts) dargestellt. «In diesen dichtgedrängten, schaulustigen Szenen mit ihren pointierten und teils karikierten Gestalten sind nachgotisches Formempfinden, volkstümliche Erzählerfreude und barocke Theatralik auf recht unbefangene, herzhafte Weise miteinander verquickt.» Der Bremgarter Ölberg gehört zu den Hauptwerken der Frühbarock-Plastik im Freiamt. «In seiner altarähnlichen situationsgebundenen Anlage dürfte er ein schweizerisches Unikum darstellen.» (Felder 1960) Inneres. Kapellenschiff mit frühbarocker, grau-rot bemalter Felderdecke; die Brüstungen der schmalen Emporen gebildet aus gedrechselten Halbbalustern. Runder Chorbogen zum kurzen, um zwei Stufen erhöhten und mit einem Spiegelgewölbe versehenen Chor. Schwarzmarmorierter, ziervergoldete Altar, vermutlich aus der Werkstatt von Gregor Allhelg. Gearbeitet als kraftvoll gegliedertes Säulenretabel: zwei gewundene, weinlaubumrankte Säulen tragen einen durchbrochenen Segmentgiebel. Das Hauptblatt stellt die Heilige Sippe (Verwandtschaft Jesu) vor einer zentralperspektivischen Hallenarchitektur dar; über dem Scheitel eine Rokokokartusche mit Ablassinschrift («ALTARE PRIVILEGIATUM…») von 1759. In den beiden Retabelflügeln Bilder von 1655 bzw. 1658 der Heiligen Melchior und Verena, der Namenspatrone des Stifterehepaars Melchior Honegger (Schultheiss 1609–1658) und Verena Schriber. Im Scheitel des Auszugs skulptierte Wappenkartusche mit dem Wappen Honegger (heraldischer Beschrieb: «In Blau ein goldener in 3 stilisierte Blätter auslaufender, meistens bärtiger Mannsrumpf, aus dessen Ohren je ein Rebzweig mit grünem Blatt und goldener Traube wachsen»). Jüngeres, girlandengeschmücktes Antependium im Empirestil. Nördlich der St.-Annakapelle steht ein steinernes Friedhofkreuz aus dem Jahr 1623 (BRG027). |
Literatur: | Bremgartner Neujahrsblatt, 1959, S. 45-52. Peter Felder. Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band IV. Der Bezirk Bremgarten. Basel 1967, S. 77–82. Reinhold Bosch. Die archäologischen Untersuchungsergebnisse bei der St. Annakapelle in Bremgarten (1957/58). In: Bremgarter Neujahrsblätter 1959, S.45–52. Eugen Bürgisser. Die einstige Beinhaus-, spätere St. Anna- und heutige Taufkapelle zu Bremgarten. In: Bremgarter Neujahrsblätter 1959, S. 53–70. Peter Felder. Der Bremgarter Ölberg, ein schweizerisches Unikum: In: Unsere Kunstdenkmäler 1960, S. 12–13. Peter Felder. Der Bremgarter Ölberg und sein Meister Gregor Allhelg. In: Bremgarter Neujahrsblätter 1961, S. 27–38. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=21312 |
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