DSI-KLL011 Hauptstrasse 172, Ofenhaus, 1909 (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-KLL011
Signatur Archivplan:KLL011
Titel:Hauptstrasse 172, Ofenhaus
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Kölliken
Adresse:Hauptstrasse 172
Versicherungs-Nr.:279
Parzellen-Nr.:1490
Koordinate E:2643893
Koordinate N:1241922
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/geoportal/apps/onlinekarten/?layers=dp_denkmalpflege::topicmaps.geo.ag.ch&basemap=base_landeskarten_sw::topicmaps.geo.ag.ch,1,true¢er=2643893,1241922&z=9&search=2643893%2F1241922,coordinate

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):10/29/2024
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:1909

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ofenhaus

Dokumentation

Würdigung:Das Ofenhaus in Kölliken ist ein wichtiger historischer, wirtschaftsgeschichtlicher, bautechnischer und baukünstlerischer Zeuge des frühen 20. Jh. Der im Jahr 1909 errichtete Bau diente als Trocknungslager, Ofenhaus, Maschinenhaus und Verwaltungssitz. Die Firmengeschichte mit mehrfachen Inhaber- und Organisationswechseln dokumentiert die wirtschaftliche Bedeutung einer der grössten tonverarbeitenden Betriebe im Kanton Aargau. Der funktionale Industriebau ist mitten im Backsteinboom entstanden und reiht sich mit seiner zweifarbigen Fassadengestaltung mit Verblendsteinen ein zwischen zeitgenössischen charakteristischen Bauten wie jene der Firma Bally in Villmergen oder der Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden. Das Ofenhaus ist nicht nur das letzte erhaltene Produktionsgebäude der im Jahr 1823 gegründeten Ziegelfabrik, es steht mit seinem grossvolumigen Baukörper und den repräsentativen Sichtbacksteinfassaden für einen wichtigen Abschnitt der Kölliker und Schweizer Industriegeschichte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1823 von Rudolf Hilfiker gegründete Ziegelfabrik bestand unter mehreren Inhaberwechseln bis 1976. Aus dem Familienbesitz wurde im Jahr 1914 eine Aktiengesellschaft gegründet, die bereits nach kurzer Zeit wieder aufgelöst und als Einzelfirma Rudolf Frey-Sommer weitergeführt wurde. Im Jahr 1923 folgte die erneute Gründung einer Aktiengesellschaft, diesmal unter dem Namen "Kölliken AG", Rudolf Frey-Sommer blieb zunächst Direktor. Im Jahr 1928 übernahm die Firma Keller & Co , die in Pfungen (ZH) und Dättnau bei Winterthur eine Ziegelei betrieb, die Kölliken AG. Kolportiert wird, dass aufgrund mangelnder Rohstoffqualität die Produktion von Dachziegeln in Kölliken zu diesem Zeitpunkt eingestellt wurde und fortan noch Backsteine, Tonplatten, Decksteine und Drainageröhren hergestellt wurden, die Produktionsmenge jedoch massiv stieg. 1974 war die Tongrube erschöpft und der Betrieb der Firma wurde 1976 eingestellt. Gemäss Angaben im Gutachten von Zehnder wurde der Brennofen im Jahr 1978 abgebrochen. Zum Areal gehörte eine Vielzahl von Gebäuden für Produktion, Lagerung, Verwaltung, Maschinen und Logistik südlich und nördlich der Hauptstrasse nordöstlich und südwestlich der Hofstrasse. Die Aufzeichnungen aus den Brandassekuranzen, sowie die Datenstände der Siegfriedkarte und später Luftaufnahmen zeigen, dass die Fabrikgebäude der Ziegelfabrik vielfach angepasst wurden. Die älteste Darstellung der Ziegelei auf einer Preisliste zeigt einen vermutlich leicht idealisierten Stich mit den Gebäuden der Firma und der Angabe "gegründet 1823". Die Lage der langgezogenen Bauten am heutigen Standort des Ofenhauses ist im Vergleich zum heutigen Bau um 90 Grad gedreht und entspricht damit dem Fussabdruck, den der Datenstand des topografischen Atlas der Schweiz (Siegfriedkarte) im Jahr 1884 wiedergibt. Zwei Gebäude nördlich der Einmündung der Hofstrasse zur Hauptstrasse liegen als langgezogene, separat stehende Bauten mit ihren kurzen Seiten zur Hauptstrasse gerichtet. Bereits 1897 stellt die Siegfriedkarte die Gebäudefläche deutlich anders dar. Der Grundriss ist unregelmässig und bildet im Strassenzwickel von Hofstrasse zur Hauptstrasse einen kleinen Hof. Kurz darauf tritt der Fussabdruck des Gebäudes nochmals verändert auf, ein massiver Baukörper zieht sich mit langer Seite entlang der Hauptstrasse und scheint nach Nordwesten zwei Erweiterungsteile zu besitzen. Das Kartenmaterial lässt sich so interpretieren, dass zwischen 1897 und 1909 mehrere Änderungen der Bauvolumen vorgenommen wurden. Möglich ist, dass Einbauten, Anbauten und technische Einrichtungen zu Veränderungen des Versicherungswerts führten. Für die Versicherungsnummer 275, die gemäss Aufzeichnungen mit dem Ofenhaus verbunden war, ist eingetragen, dass der Bau Nr. 275 im Jahr 1909 abgetragen wurde, was tatsächlich als Brandereignis interpretiert werden könnte. Die Aufzeichnungen der Brandassekuranz verzeichnen den Bau mit der heutigen Versicherungsnummer 279 bereits ab 1900 unter dieser Nummer und als Mutation aus den beiden Versicherungsnummern 172 und 372. Ringofen, Maschinen und ab 1897 Elektrik waren in diesen Vorgängerbauten bereits an diesem Ort vereint. Konstruktion und einheitliche Fassadengestaltung lassen darauf schliessen, dass der Bau mit Ofenhaus, Maschinenhaus und Bürotrakt als bauliche Einheit im Jahr 1909 erstellt wurde und nicht nur auf einen tiefgreifenden Umbau zurückzuführen ist. Ein Grossereignis in diesem Jahr bildet auch die Inschrift am Gebäude ab, die auf der Luftaufnahme von 1925 zu erkennen ist. Das Bild zeigt die Anlage mit Trafoturm im Norden, Hauptgebäude, Maschinenhaus, Bürotrakt und sechs Dachaufbauten auf dem Hauptdach und einem Dachreiter auf dem Bürotrakt. Entlang der Südostfassade ist der Platz als Ladebereich genutzt und noch ohne Überdachung. Mittig durchbricht auf vier Achsen eine Aufmauerung die Traufkante. Die Bekrönung zeigt die Aufschrift "1823 Ziegelfabrik Kölliken 1909". Zwischen 1930 und 1939 wurde die repräsentative Aufmauerung mit Firmenname rückgebaut. Aus Archivalien, Befund und Abbildungen lässt sich nicht klären, zu welchem Zeitpunkt die Schriftbekrönung verschwand und ob bauliche Bedingungen Grund für den Rückbau waren. Das Luftbild von 1939 zeigt den neuen Anbau mit weit auskragendem Pultdach an der langen Strassenseite. Zwischen 1939 und 1942 wird das Dach neu gedeckt und die Dachaufbauten erneuert, auch der Quergiebel der Maschinenhalle und der Dachreiter auf dem Bürotrakt verschwinden. Nach Ende der Produktion in den 1970er Jahren veränderte sich der Gebäudebestand zunächst kaum, nach Ankauf des Areals im Jahr 1994 wurden Abbruchbewilligungen für die Gebäude erteilt und zwischen 1999 und 2012 bis auf das Ofenhaus und die Villa alle zugehörigen Bauten abgerissen.
Beschreibung:Das Gebäude besteht aus einer langgezogenen Halle unter Satteldach, einem nordwestlich angebauten, kürzeren Maschinenhaus, ebenfalls unter Satteldach, nördlich mehreren Anbauten, südlich einem unter Quergiebel angebauten Bürotrakt und südöstlich entlang der Strasse einem offenen Pultdach. Das Hauptdach trägt mehrere Aufsätze zur Belüftung. Der Haupttrakt mit 70m Länge ist als Gerippebau mit Holzkonstruktion und teilweise verputztem Mauerwerk erstellt, unterteilt in 14 x 5 Achsen. Das Maschinenhaus misst 6 x 3 Achsen. Südwest-, Südost und Nordostfassade sind zweifarbig als Putzfassade mit Lisenen aus roten Verblendsteinen ausgeführt. Jede Achse besitzt eine doppelte Fensterreihe, die Fenster sind durch Segmentbogensturz und Brüstung aus rotem Ziegelstein ausgezeichnet. Ein horizontales Band oberhalb der untersten Fensterreihe, ebenfalls aus rotem Ziegelstein, gliedert die Fassaden. An der Südwestfassade werden beide Hallen mit einer doppelten Giebelfassade zusammengefasst. Das Hauptgebäude mit fünf Achsen überragt das Maschinenhaus mit seinen drei Achsen leicht. Die Nordostfassade ist analog der südwestlichen Fassade mit fünf Achsen von je zwei Fensterreihen, roten Lisenen und Verputz gegliedert und besitzt ebenfalls über dem Sockelgeschoss ein Band aus Backstein. Knapp die Höhe des Sockels überragend werden die Lisenen an dieser Fassade mit gestaffelt aufgemauerten Vorlagen verstärkt. Die Nordwestfassade des Maschinenhauses ist vollständig verputzt, die Fassade in Achsen mit je zwei vertikalen Fensterreihen gliedert. Die nördlichste, später ergänzte Achse besitzt eine Bretterverschalung, die auch an der Nordostfassade des Maschinenhauses weitergeführt wird. Die Anbauten im Nordwesten sind in ihrer Konstruktion heterogen und jeweils unter ziegelgedeckten Pultdächern. Die langgestreckte Südostfassade entlang der Strasse ist wie die Giebelfassaden gegliedert, wobei die Füllungen als Sichtbacksteinfassade ausgeführt sind. Etwa mittig im Gebäude befindet sich ein grösserer Eingang mit Tor. Jedes zweite Fenster der mittleren Fensterreihe ist zu einem unbekannten Zeitpunkt zur Tür erweitert und wieder zugemauert worden, lediglich ein balkonartiger Austritt besteht heute. Der repräsentativen Fassade ist oberhalb der zweiten Fensterreihe ein weit vorkragendes Pultdach vorgehängt. Dieses Dach erstreckt sich über elf von zwölf Achsen der Halle, der Eingang neben dem Bürotrakt ist nicht überdacht. An die Halle angefügt befindet sich das zweigeschossige Bürogebäude. Die Fassadengliederung wird auch hier fortgesetzt, die Fenster im Obergeschoss jedoch gestaffelt und die Fassaden mit gelblichem Klinker verkleidet. Fehlstellen erlauben auch hier die Aussage, dass es sich um im Mörtelbett haftende Verblendsteine handelt. Bautechnisch ist der Gebäudekomplex funktional gestaltet. Die Holzkonstruktion im Inneren entspricht dem technischen Stand zu Beginn des 20. Jh. Baukünstlerisch ist für die Gebäudehülle ein Repräsentationsanspruch formuliert. Das gleichmässige Stützenraster tritt als Blendfassade mit Verblendsteinen als Lisenen nach aussen auf, die verputzten Wandfüllungen und gleichmässigen Fenster strukturieren die Fassaden. Die aufragende Blendfassade mit der Inschrift, die spätestens 1930 rückgebaut war, besass Zinnen, die an den sogenannten Burgenstil erinnern, der Ende des 19. Jh. an Industrieanlagen im Aargau verwendet wurde, insbesondere bekannt z.B. durch die Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden. Gliederung und Zweifarbigkeit der Fassade mittels Backstein und Putz ist vergleichbar, die Ziegelei Kölliken jedoch wesentlich weniger reich mit Bauschmuck versehen. Das Tragwerk steht auf aus Backsteinen hoch aufgemauerten Stützen in einem Stützenraster von ca. 10.7m x 4.4m Weite. Darüber steht eine hölzerne Rahmenkonstruktion. Das Dach lastet auf den Stützen und den Aussenmauern auf. Haupthalle und Maschinenhaus sind jeweils in zwei Stockwerke unterteilt. Die untere Halle ist zwei Geschosse hoch, die oberen Hallen bestehen aus einem befensterten Geschoss und dem jeweils offenen Dachstuhl. Im südlichen Gebäudeteil sind weitere Böden unterteilt bzw. Räume angeordnet und ein Fahrstuhl eingebaut. Dieser Gebäudeteil dient auch als Verteiler, über den die Zugänge zum Maschinenhaus, ins Obergeschoss und in den Bürotrakt führen. Im Bürotrakt befindet sich unten eine WC-Anlage und Umkleiden und im Obergeschoss Büroräume mit Rezeptionsschalter, Vorzimmer, Hauptbüro, je mit grossen Tresoren in situ und Nebenräumen. Die weitere Ausstattung stammt aus der Mitte des 20. Jh.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139846
 

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